Schwetzingen. „Wir suchen ohnehin immer wieder nach Möglichkeiten, Menschen aktiv in die Energiewende einzubeziehen“, sagte Schwetzingens Oberbürgermeister Matthias Steffan bei der Einweihung von sechs neuen Ladesäulen im Stadtgebiet. Die neuen Stromtankstellen würden nicht von einem großen Energiekonzern oder einer Aktiengesellschaft betrieben, erklärte das Stadtoberhaupt: „Man könnte sagen, die Ladesäulen werden von Bürgern für Bürger geführt. Aber das sollen unsere Partner von der Bürgerenergiegenossenschaft Kraichgau selbst erklären.“
EnBW zieht sich aus AC-Ladesäulen-Geschäft zurück
Dass es mit der Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) Kraichgau nun einen neuen Betreiber gibt, bemerken die Schwetzinger Elektroautofahrer zunächst kaum, weiß Ramón Eck, Sachgebietsleiter für Stadtplanung und Klimaschutz: „Die BEG übernimmt bestehende Ladesäulen von EnBW.“ Der Energieriese habe sich im vergangenen Jahr aus dem Geschäft mit sogenannten AC-Ladesäulen zurückgezogen. „Hätten wir die vorhandene Infrastruktur abbauen müssen, wäre das ein großer Rückschritt gewesen“, betonte Steffan.
Für die BEG kommt ein Rückzug aus diesem Bereich nicht infrage, auch wenn die Säulen weniger rentabel seien als Schnelllader. „Für uns geht es nicht nur um Rendite“, sagte Ulrich Scholl, BEG-Vorstand für E-Mobilität. Ihm sei wichtig, dass beide Systeme in einer funktionierenden Ladeinfrastruktur vertreten sind: „AC-Säulen laden mit 22 Kilowatt, sind einfach ans Netz anschließbar und benötigen wenig Platz. Gerade in Städten wie Schwetzingen, wo Parkflächen knapp sind, sind sie eine gute Alternative.“
Wer eine halbe Stunde einkaufe und das Auto anschließe, könne rund 60 Kilometer Reichweite gewinnen: „Da die Deutschen im Schnitt täglich 30 Kilometer fahren, reicht das völlig aus.“ Auch Eck sieht Vorteile: „Ich fahre selbst seit Jahren elektrisch. Mein Auto lässt sich sogar ausschließlich an AC-Säulen laden.“
Bürgerenergiegenossenschaft Kraichgau hat 1.200 Mitglieder
Die BEG Kraichgau mit Sitz in Sinsheim zählt inzwischen rund 1.200 Mitglieder, berichtet Kommunikationsleiterin Sarah von Keudell: „Unsere Mitglieder können an der Energiewende aktiv teilhaben und mitverdienen.“ Klimaschutz funktioniere nur sektorenübergreifend, so von Keudell: „Verkehr, Wärme und Strom müssen zusammen gedacht werden.“ Daher setze die Genossenschaft auf 100 Prozent Ökostrom aus Deutschland. Die Ladesäulen selbst werden in Heidelberg gefertigt, bezahlt werden kann mit Kreditkarte oder mit gängigen Ladekarten anderer Anbieter.
„Es freut uns, dass die BEG ermöglicht, dass künftig an sechs Ladesäulen mit 100 Prozent Ökostrom aus Bürgerhand geladen werden kann“, sagte Steffan abschließend. Die Stationen befinden sich am Bahnhof, am Neuen Messplatz, am Spaßbad bellamar, in der Zeyherstraße sowie am Marktplatz im Stadtteil Hirschacker.
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