Schwetzingen. „Die Zahlen können sich sehen lassen. Wir sind aber trotzdem noch lange nicht am Ziel“, sagte Schwetzingens Oberbürgermeister Matthias Steffan zur Wohnraumentwicklung im Stadtgebiet. Seit dem Jahr 2020 konnten insgesamt 1.399 Wohneinheiten realisiert und projektiert werden, 25 Wohnungen wurden saniert und aufgewertet. Ein guter Anfang, sind sich die Mitglieder des Technischen Ausschusses bei ihrer öffentlichen Sitzung einig – aber kein Grund, sich zurückzulehnen.
Ungefähr ein halbes Jahr ist es mittlerweile her, dass die Gemeinderatsfraktionen der SPD und der Grünen unter der Überschrift „Wohnraumperspektive“ einen Vorstoß wagten. Die Stadtverwaltung Schwetzingen sollte beauftragt werden, ein Bauland- und Baulückenkataster sowie ein Leerstandskataster zu erstellen, um ungenutzte Wohn- und Bauflächen zu identifizieren. Grundsätzlich eine gute Idee, jedoch zu diesem frühen Zeitpunkt kaum abstimmungsfähig, waren sich die anderen Fraktionen einig. Um den bis dato noch bestehenden Diskussionsbedarf bezüglich des Antrags zu klären, verschob der Rat die Thematik in den Technischen Ausschuss. Dort legte die Stadt nun eine Strategie vor, mit der bis zum Jahr 2030 möglichst viele Wohnmöglichkeit geschaffen werden sollten.
Bebauungspläne als Teil der Wohnraumstrategie 2030
Ein wesentlicher Bestandteil der Wohnraumstrategie der Stadt seien natürlich die großen Bebauungspläne, erklärte Steffan: „Da haben wir ja gerade erst über einige gesprochen.“ So ging es in den Tagesordnungspunkten zuvor unter anderem um redaktionelle Änderungen im Bebauungsplan „Westliche Scheffelstraße“ und um Teiländerungen bezüglich des Bebauungsplan „Ehemaliges Ausbesserungswerk“. Über die Änderungen stimmt der Gemeinderat in seiner Sizung am Mittwoch, 21. Mai, ab, was der Ausschuss einstimmig beschloss.
Nur, was den Bebauungplan „Lindenstraße – Leopoldstraße“ betraf, gab es Uneinigkeit im Ausschuss. Grünen-Sprecherin Dr. Susanne Hierschbiel behauptete: „Da wurden Maßnahmen umgesetzt, bevor die Genehmigung ausgesprochen war.“ Robin Pitsch von der SPD pflichtete ihr bei: „Hier ist ganz viel schiefgelaufen.“ Schlussendlich stimmte der Ausschuss der Gemeinderatsvorlage mit neun „Ja“-Stimmen, einer Enthaltung und drei „Nein“-Stimmen zu.
Schwetzinger Wohnbaugesellschaft saniert
Neben den sechs Bebauungsplänen, mit denen die Stadt die Wohnraumentwicklung selbst aktiv nach vorne treiben kann, sei auch die Unterstützung von privaten Investoren elementar. So könne die Verwaltung den Wohnungsbau mit gezielten Grundstückskäufen und dem anschließenden Weiterverkauf an Investoren auch in diesem Bereich vorantreiben. In der Sitzungsvorlage wird das Beispiel des Capitols herangezogen – die Stadt erwarb die Heidelberger Straße 10 sowie Herzogstraße 24, 27 und 28, verkaufte die Grundstücke an einen privaten Investor, der dort nun insgesamt 23 Wohneinheiten schafft.
Mit einem Baulückenkataster, wie es SPD und Grüne forderten, habe sich die Wirtschaftsförderung nun auseinandergesetzt. Mitte des Jahres bekomme die Stadt zwar ein Kataster, mit dessen Hilfe dann Eigentümer angeschrieben werden sollen, um weitere Bauflächen zu gewinnen, von einer Veröffentlichung sehe die Stadt aber ab. Zur Begründung nennt die Verwaltung in der Vorlage den organisatorischen Aufwand und Datenschutz. Hierschbiel schlägt vor: „Vielleicht wäre es ein sinnvoller Gemeinderatsbeschluss, wenn wir uns das Baulückenkataster dann regelmäßig im Rat präsentieren lassen.“
Zuletzt nannte Steffan die Schwetzinger Wohnbaugesellschaft (SWG), die ihren Bestand seit 2020 auf 371 Wohnungen heben konnte. „Hier wollen wir dranbleiben“, sagte Steffan und fügte an: „Zudem wurden 25 Wohnungen saniert und aufgewertet wobei die SWG zwischen 600.000 und 900.000 Euro jährlich investiert.“
Robin Pitsch zeigte sich zwar dankbar, allerdings nicht vollumfänglich zufrieden: „Ich hätte mir noch gewünscht, dass das Thema der Tauschbörse aufgegriffen wird.“ Das sei bewusst ausgelassen worden, sagt der Oberbürgermeister, um sich als Verwaltung keine Eingriffe in den freien Markt vorwerfen lassen zu müssen: „Unser Ansatz ist deswegen, dass wir immer Wohnraum anbieten können, wenn Menschen auf uns zukommen. Möchte sich also ein älteres Ehepaar verkleinern, können wir die passende Ersatzwohnung anbieten und die bisherige Wohnung beispielsweise an eine junge Familie weitervermitteln.“ Es gebe also nicht das eine Steckenpferd, auf das die Verwaltung beim Thema Wohnraumschaffung setzen könnte: „Es muss der richtige Wohnungsmix sein.“
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-das-ist-die-wohnraumstrategie-von-schwetzingen-bis-2030-_arid,2302980.html