Bundesgartenschau

Das sagt Mannheims Oberbürgermeister zur Debatte um das Awo-Ballett

"Die Dimension der Anfeindungen gegenüber Mitarbeitenden der Bundesgartenschau ist erschreckend." Mannheims OB Peter Kurz kritisiert die Debatte um die Kostüme des Awo-Balletts, sieht aber auch Mängel bei der Buga.

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Florian Karlein
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Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz, Frank-Walter Steinmeier, Winfried Kretschmann und Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach (v.l.n.r.) bei der Eröffnung der Bundesgartenschau. © Uwe Anspach/dpa

Mannheim. In der Debatte um den Auftritt des Awo-Balletts auf der Mannheimer Bundesgartenschau übt Oberbürgermeister Peter Kurz Kritik an der Art der Diskussion. Während sich Kurz, der auch Vorsitzender des Buga-Aufsichtsrats ist, schützend vor die Mitarbeiter der Buga-Gesellschaft stellt, sieht er dennoch Mängel in der Kommunikation.

OB Peter Kurz fordert Respekt ein

„Die Buga hat ihr Anliegen, als verantwortliche Veranstalterin den eigenen Ansprüchen eines gestalteten Kulturprogramms gerecht zu werden, nicht vermitteln können, stattdessen entstand der Eindruck, man wolle das Awo-Ballett kritisieren“, so Kurz auf „MM“-Anfrage wörtlich. „Das vermittelnde Gespräch mit der Awo hätte von Anfang an gesucht werden müssen.“

Dennoch, ergänzt der Oberbürgermeister: „Die Dimension der Anfeindungen gegenüber Mitarbeitenden der Buga ist erschreckend und keinesfalls zu akzeptieren. Wir müssen solche Diskussionen mit gegenseitigem Respekt führen, das haben die Buga-Gesellschaft und die Awo ja inzwischen beispielgebend getan. Das interessiert aber diejenigen, die jetzt das Moment der Empörung nutzen wollen, natürlich nicht.“ Kurz selbst habe vom Beginn der Debatte, die letztlich bundesweit Schlagzeilen machte, aus der Presse erfahren. Er habe eine hitzige Diskussion erwartet, sagt er.

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Ende der vergangenen Woche hatte der „MM“ erstmals darüber berichtet, dass die Bundesgartenschaugesellschaft dem Rheinauer Awo-Ballett verboten hatte, sechs Kostüme - darunter mexikanische Ponchos und Sombrero-Hüte, japanische Kimonos und Pharaonen-Schmuck - in ihrem Programm zu tragen. Eine Sprecherin der Buga-Gesellschaft hatte das damit begründet, dass durch die Kostüme der Eindruck entstehen könnte, „es würden kulturelle und religiöse Stereotype zur Unterhaltung ausgeschlachtet werden“.

OB Peter Kurz zu Ikke Hüftgold

Der Aufschrei und die Debatte über das Verbot und den Begriff der kulturellen Aneignung waren und sind riesengroß. „Wenig bis nichts“ habe der Begriff mit dem Sachverhalt zu tun, sagt OB Kurz. „Denn der Buga ging es darum, dass sie als Veranstalterin mit einem mit vielen internationalen Kooperationsprojekten versehenen Programm nicht Stereotype über andere Kulturen bedienen will. Dass der Buga unterstellt wird, sie wolle hier das - sehr schwierige und kontroverse - Thema der ‚kulturellen Aneignung‘ treiben, ist aber entscheidend für viele der Medien-Kommentare und die Schärfe der Debatte.“

Sogar Ballermann-Schlagersänger Ikke Hüftgold sprang der Awo-Tanzgruppe mit einem Sombrero-Lied zur Seite. Für Kurz komme nicht unerwartet, „dass die Aufmerksamkeit so versucht wird zu nutzen und man Schlager gegen politische Diskussionen stellt“. Kleiner Seitenhieb in Richtung Hüftgold: „Man könnte aber sagen, 1974 haben das Tina York und Tony Marshall mit ‚Wir lassen uns das Singen‘ nicht verbieten“ schon geschickter gemacht.“

Awo und Buga haben Kompromiss gefunden

Mittlerweile hat die Gruppe mit der Buga-Gesellschaft einen Kompromiss gefunden, am 24. Mai findet der Auftritt statt. Sogar auf der Hauptbühne. Wegen der Hauptversammlung des Städtetags wird Kurz nicht dabei sein, sagt aber, es gebe ja noch andere Möglichkeiten, vorbeizuschauen. „Mit Blick auf den ersten Auftritt des Awo-Balletts hoffe ich, dass er bis dahin einen Rahmen finden kann, in dem nicht die Debatte und irgendwelche politischen oder kommerziellen Trittbrettfahrer, sondern einfach der Auftritt im Vordergrund steht.“

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

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