Schwetzingen. Das Wahlergebnis ist eindeutig, die Wahlbeteiligung für Schwetzingen ein Desaster: Wenn weniger als die Hälfte der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger über eine neue Stadtspitze bestimmt, gibt das zu denken. Jetzt könnte man lamentieren und sagen: Die 60 Prozent, die nicht gewählt haben, waren sich sicher, dass ein Kandidat sowieso die Oberhand behält. Oder es interessiert sie schlichtweg nicht.
Doch genau das ist ein Problem, das unsere Gesellschaft gerade in ein extremes Spannungsfeld treibt, wie wir an den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen-Anhalt zuletzt sehen konnten. Und das Bild des extremen Spannungsfeldes wähle ich an dieser Stelle bewusst. Denn auch wer seine Stimme bei einer Wahl nicht bewusst einsetzt, trifft eine Wahl. Das muss sich jeder ins Bewusstsein rufen.
Dass es überhaupt eine Gegenkandidatin gab, ist an sich eine schöne Sache. Denn wählen funktioniert ja nur, wenn man auch eine Auswahl hat. Letztlich zeigen die 2398 Stimmen, die die Gegenkandidatin von Matthias Steffan bekommen hat, dass eben nicht alle zufrieden sind, dass Kontinuität nicht immer das Beste ist. Die Gegenkandidatin, die beim öffentlichen Wahlforum ein „narzisstisches Auftreten à la Donald Trump“ (Zitat einer Besucherin) hinlegte, wäre letztlich nur bedingt eine Alternative im Schwetzinger Rathaus. Das hat ihr fragwürdiger Wahlkampf gezeigt, bei dem sie auch nicht mit jedem Bürger das Gespräch suchte, sogar bei Besuchen – etwa bei Vereinen – Kontakten geradezu schüchtern aus dem Weg ging. Doch – mindestens – 2398 Bürger hätten sie gern im Rathaus gesehen.
Die Frage ist jetzt: Wie geht die Stadt mit diesem Wahlergebnis um, wie Matthias Steffan als neuer Oberbürgermeister und wie wir als Gesellschaft?
Matthias Steffan hat als Bürgermeister vieles richtig gemacht, einiges – das wurde ihm auch im Wahlkampf vor Augen gehalten – muss er künftig als Oberbürgermeister besser machen. Die Offenheit, die Transparenz und der Austausch mit Bürgern zu gezielten Problematiken gehören dazu. Bürgernähe, das kann er, charmant, freundlich und nahbar. Und ja, nicht jedes Thema ist angenehm. Doch genau der Diskurs zu unangenehmen Sachverhalten und das Finden eines vernünftigen Konsenses machen einen guten Oberbürgermeister aus. Und das kann Matthias Steffan in den nächsten acht Jahren beweisen.
Alles Gute!
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