Nachruf

Dr. Lothar Gaa ist im Alter von 91 Jahren verstorben

Jurist, Politiker und Kirchenmusiker Dr. Lothar Gaa im Alter von 91 Jahren verstorben.

Von 
Ulrich Kobelke
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Dr. Lothar Gaa an der Weise-Orgel - so wird ihn die Gemeinde in Erinnerung behalten. © Archiv

Schwetzingen/Plankstadt. Dr. Lothar Gaa hat die Justiz, die Politik und die Kirchenmusik gleichermaßen geprägt. Nun ist der frühere Präsident des Landtags von Baden-Württemberg im Alter von 91 Jahren gestorben.

Am 30. März 1931 in Plankstadt geboren, studierte Lothar Gaa nach dem Abitur 1951 am Schwetzinger Hebel-Gymnasium Jura in Heidelberg und Freiburg. 1959 legte er seine Staatsprüfung ab und promovierte 1960 bei Professor Eduard Wahl an der Universität Heidelberg zum Dr. jur. utriusque (Arbeiten sowohl im staatlichen als auch im kirchlichen Recht) mit dem Thema „Die Verfügungsbefugnis der Ehegatten im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft“. Im Anschluss daran eröffnete er 1960 eine Anwaltspraxis in Schwetzingen. Nebenbei erhielt er einen Lehrauftrag an der Universität Konstanz für Staats- und Parlamentsrecht.

Dr. Lothar Gaa hat die Region auf vielseitige Weise geprägt. © Gaa

Daneben aber war Lothar Gaa auch immer Politiker der Stadt Schwetzingen und des Landes Baden-Württemberg gewesen. Er begann als Landesvorsitzender der Jungen Union, war Stadtrat in Schwetzingen, wurde Landtagsabgeordneter und schließlich Präsident des Landtags von Baden-Württemberg. Für seine Verdienste erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz und die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

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Im Juni 2008 erschien seine Autobiografie mit dem Titel „Abgeordneter für alle“, in der er seinen politischen Werdegang ebenso wie wichtige Aspekte seines Lebens außerhalb der Politik schildert. Zudem bietet das Buch eine Fülle von Einblicken in das Leben im „alten Plankstadt“ und auch in eine Schulzeit an der Schwetzinger Oberrealschule, dem heutigen Hebel-Gymnasium, wo er sich als guter Schüler nach eigener Aussage zwar keine Meriten im Fach Sport erwarb, aber bis ins hohe Alter seiner Leidenschaft als Bergwanderer sehr gerne nachging. Seine Liebe zur Bergwelt bewies er, als er für die Finsterkarspitze im Osttiroler Gebiet von Großglockner und Großvenediger im Jahr 2000 ein neues Gipfelkreuz spendete, das dort oben mit einem festlichen Gottesdienst aufgestellt und geweiht wurde. Ebenso engagierte er sich für humanitäre Belange durch seine Mitgliedschaft bei den Rittern vom Heiligen Grab.

Sein Herz schlug für seine Heimat

In seiner Heimatgemeinde Plankstadt ist man ihm bis heute in besonderer Weise dankbar für seinen politischen Einsatz zum Erhalt der Selbstständigkeit Plankstadts im Jahr 1973, als im Zuge der großen Gebietsreform eine von der Landesregierung gewollte Zusammenlegung der drei Kommunen Schwetzingen, Plankstadt und Oftersheim praktisch unmittelbar bevorstand. Auch mit seiner Hilfe gelang es, dies abzuwenden. Ein weiterer Beweis seiner Heimatverbundenheit war seine großzügige Spende für die Anlage eines „Gartens der Freundschaft“, der auf diese Weise 2006 zum 25-jährigen Jumelage-Jubiläum zwischen Plankstadt und Castelnau-le-Lez realisiert werden konnte.

Zeit seines Lebens war eng verbunden mit seiner Heimatpfarrei St. Nikolaus, wo er 1931 vom damaligen Kaplan Karl Ell getauft wurde, 1940 von Pfarrer Robert Friton die Erstkommunion und im gleichen Jahr das Firmsakrament durch den Freiburger Weihbischof Wilhelm Burger empfing. Hier schloss er bei Pfarrer Heinrich Grimm im August 1959 mit Gertrud Hemmerich die Ehe – mit ihr konnte er 2020 noch Diamantene Hochzeit feiern. Mit mit ihr hat er zwei Kinder, Birgitta und Meinhard, die beide wie er den juristischen Berufsweg gewählt haben: die Tochter als Richterin in München und der Sohn als Rechtsanwalt und Nachfolger in der renommierten väterlichen Praxis. Auch konnte Lothar Gaa sein musikalisches Talent an seine Kinder und Enkel weitergeben, denn alle sind musikalisch tätig, was für ihn stets eine besonders große Freude darstellte.

So spielte er über 70 Jahre die Orgel – und die Plänkschder wussten genau, wann „ihr Lothar“ die Gottesdienste begleitete, auch wenn sie ihn auf der Empore nicht sehen konnten, denn sie kannten seinen Stil des Orgelspiels. In der schweren Nachkriegszeit hatte er sich teilsweise sein Studium auch mit Tanzmusik finanziert, zusammen mit anderen Größen aus der Plankstädter Musikerszene. Als Organist hat er in Plankstadt eine ganze Palette von Pfarrern mit unterschiedlichen Temperamenten und musikalischen Vorlieben erlebt. Die Pfarrer kamen und gingen – Lothar Gaa aber saß am Spieltisch der Orgel von St. Nikolaus! Sein fachmännischer musikalischer Rat war immer gefragt, so natürlich auch bei der Planung und dem Bau der neuen Weise-Orgel 1965, die inzwischen zum 100-jährigen Kirchenjubiläum 2004 auch generalüberholt wurde.

Dr. Lothar Gaa hat in der Justiz, in der Politik und in der Kirchenmusik tiefe Spuren hinterlassen, die unvergessen bleiben. Ein ehrendes Gedenken wird in der Stadt Schwetzingen, der Gemeinde Plankstadt sowie in der Seelsorgeeinheit Schwetzingen/Oftersheim/Plankstadt lange gewahrt bleiben. Seiner Gattin, seinen Kindern und deren Familien gilt die Anteilnahme am Tod eines großen Plankstädters und Schwetzingers.

  • Das Requiem für Dr. Lothar Gaa wird am Freitag, 27. Mai, 12 Uhr, in St. Nikolaus in Plankstadt gefeiert, die Beerdigung erfolgt am gleichen Tag um 14 Uhr auf dem Friedhof in Schwetzingen.

Freier Autor

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