Evangelische Kirche

Ein Abba-Gottesdienst begeistert Schwetzingen

Die evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen bewies am Sonntag eindrucksvoll, dass sich Popmusik und spirituelle Botschaft zu einem mitreißenden Erlebnis vereinen lassen.

Von 
Zozan Songur
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Die evangelische Kirchengemeinde brachte rund 500 Besucher mit ABBA-Hits zum Tanzen. © Simone Heidbrink

Schwetzingen. Kaum erklingen die ersten Takte eines ABBA-Songs, beginnt ein Phänomen, das Generationen verbindet: Füße wippen, Lippen formen unbewusst die Songtexte und eine ansteckende Leichtigkeit breitet sich aus. Die Musik der schwedischen Kultband ist weit mehr als nostalgische Pop-Melodien, sie erzählt Geschichten, weckt Emotionen und bringt Menschen zusammen. Doch dass diese Lieder sich auch als Grundlage für einen Gottesdienst eignen, überrascht dann doch.

Die evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen bewies am Sonntag eindrucksvoll, dass sich Popmusik und spirituelle Botschaft zu einem mitreißenden Erlebnis vereinen lassen. Und das Publikum? So bunt gemischt wie selten: Von den jüngsten Besuchern mit gerade einmal zehn Jahren bis hin zu rührenden 95 Jahren war alles vertreten. Generationen vereint durch die zeitlosen Klänge von ABBA. Etwa 500 Menschen strömten in die bis auf den letzten Platz besetzte Kirche, um nicht nur zuzuhören, sondern auch mitzusingen und zu tanzen.

ABBA-Gottesdienst in Schwetzingen begeistert mit außergewöhnlichem Konzept

Die Idee, einen liturgischen Rahmen mit den ikonischen Klängen von ABBA zu kombinieren, stammte von den Sängerinnen Anne Kathrin Bade, Elena Spitzner und Liya Davletyarova. Gemeinsam mit Pfarrer Steffen Groß entwickelte das Trio ein Konzept, das Musik und spirituelle Botschaft auf einzigartige Weise miteinander verband. „Abba bedeutet im Aramäischen Vater und ist somit direkt mit der christlichen Tradition verwoben“, erklärt Groß. Diese Brücke zwischen Glaube und Popkultur machte den Abend zu einem unvergleichlichen Erlebnis.

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Der musikalische Bogen spannte sich von Klassikern wie „Mamma Mia“ und „Super Trouper“ bis hin zu besinnlichen Titeln wie „I Have a Dream“ und „Thank You for the Music“. „Diese Lieder tragen in sich bereits eine tiefe spirituelle Bedeutung“, betont eine Organisatorin. „Zeilen wie ‚I Believe in Angels oder ‚No One to Hear My Prayer‘ lassen sich ohne weiteres in einen religiösen Kontext setzen.“ Während die Musik erklang, wurden die Texte über eine Präsentation eingeblendet, sodass alle Besucher mitsingen konnten. Ein QR-Code am Eingang ermöglichte es zudem, die Liedtexte direkt auf das Smartphone zu laden – eine moderne Einladung zum Mitsingen.

„So etwas habe ich in einer Kirche noch nie erlebt“

Besonders bemerkenswert war die Atmosphäre in der Kirche. Bereits nach wenigen Minuten hielt es viele Besucher nicht mehr auf ihren Plätzen. Menschen sangen, klatschten und bewegten sich zur Musik. „So etwas habe ich in einer Kirche noch nie erlebt“, schwärmt eine Besucherin. „Es war ein unvergesslicher Moment, zu sehen, wie Jung und Alt gemeinsam feierten.“ Einige Gläubiger erschienen stilecht in 1970er-Jahre-Outfits mit Glitzersakkos und Schlaghosen. Sogar Pfarrer Steffen Groß setzte mit seinem funkelnden Hemd ein modisches Statement und wirkte bei mehreren Songs am Flügel und sogar als Sänger mit.

Liya Davletyarova (v. l.) Anne Katrin Bade, Steffen Groß und Elena Spitzner sind die musikalischen Protagonisten des Abends. © Simone Heidbrink

Doch der Gottesdienst war nicht nur ein musikalisches Fest, sondern auch ein spirituelles Ereignis mit inhaltlicher Tiefe. Die Predigt, die sich um das Gleichnis des verlorenen Sohnes aus Lukas 15 drehte, wurde harmonisch mit den ABBA-Songs verwoben. „Es war uns wichtig, den Spagat zwischen Unterhaltung und Besinnlichkeit zu meistern“, erklärte Elfriede Fackel-Kretz-Keller. „Und das ist uns offenbar gelungen, denn die Besucher waren nicht nur begeistert, sondern auch berührt.“

Die große Frage bleibt: Wird es eine Wiederholung geben? Erste Überlegungen gibt es bereits. Mit diesem ABBA-Gottesdienst hat die Schwetzinger Kirchengemeinde bewiesen, dass Kirche auch anders sein kann: lebendig, mitreißend und offen für neue Wege. Und wer weiß? Vielleicht heißt es bald wieder „Thank You for the Music“ in der Stadtkirche.

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