Schwetzingen/Region. Er ist Gitarrist und Bassist, spielt in der Mannheimer Band „Shebeen“. Er steht aber auch mit Sydney Youngblood oder Andreas Kümmert auf der Bühne. Hinter den Kulissen ist er Produzent und Songwriter. Und seit neuestem hat Stefan Kahne noch zwei weitere Berufsbezeichnungen dazugewonnen: Solokünstler und Instrumentalmusiker. Mit „SK – Season One“ hat der in Schwetzingen und Umgebung bekannte und beliebte Bad Dürkheimer sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Warum der 40-Jährige auf seiner Platte auf Gesang verzichtet hat und weshalb er vor 50 Menschen genauso gern spielt wie vor 300 000, erzählt Stefan Kahne im Interview mit dieser Zeitung. Außerdem verrät der Ausnahmegitarrist, wann seine neuen Songs live in unserer Region zu hören sind.
Sie sind seit Jahren in verschiedenen Rollen in der Musikbranche unterwegs, unter anderem als Gitarrist in unterschiedlichen Bands. Warum haben Sie sich jetzt dafür entschieden, ein Soloalbum zu produzieren?
Stefan Kahne: Ich hatte im Dezember etwas Zeit für mich. Es stand keine Produktion für jemand anderen an. Da habe ich mir gedacht: Wenn ich die Gelegenheit jetzt nicht nutze, dann werde ich sie niemals nutzen. Das war der entscheidende Punkt, denn Songs hatte ich schon immer im Kopf, nur die Zeit hat gefehlt. Innerhalb von zwei Wochen habe ich 20 Stücke geschrieben. Dann habe ich mir eine Band zusammengestellt und Ende Januar haben wir das Album live bei mir im Studio an einem Wochenende aufgenommen. In den drei Tagen sind die 14 Songs entstanden, die auf der Platte gelandet sind.
Als Gitarrist und Produzent haben Sie schon an vielen Alben mitgewirkt. Wie hat sich die Arbeit bei Ihrem ersten eigenen Album davon unterschieden?
Kahne: Es war insofern anders, als dass ich erstmal nur für mich gearbeitet habe. Alles, was auf dem Album ist, ist zunächst mein eigener Output und meine eigene Kreativität. Vielleicht ging es deshalb auch so schnell, weil es keine Terminabsprachen braucht. Ein weiterer Unterschied ist, dass das Album live eingespielt wurde. Bei den vorherigen Alben, bei denen ich mitgewirkt habe, wurden die Instrumente einzeln nacheinander aufgenommen – so wird ja heutzutage in der Regel gearbeitet. Wir hingegen haben alle gleichzeitig live im Studio gespielt und das aufgezeichnet.
Neu ist auch, dass es ein Instrumentalalbum geworden ist.
Kahne: Genau. Das habe ich zuvor mit anderen Künstlern noch nicht gemacht, da gab es immer Gesang. Diesmal haben sich meine Songideen aber so entwickelt, dass sie zu Instrumentalstücken wurden. Ich singe zwar grundsätzlich auch selbst, aber das hat sich jetzt nicht ergeben. Aber die Platte heißt ja „Season One“, in „Season Two“ könnte sich das vielleicht ändern. Es wird also auf jeden Fall einen oder mehrere Nachfolger geben.
Das Album soll die Zuhörer mitnehmen auf eine Reise durch Liebe, Verzweiflung, Wut oder einfach gute Laune. Wie beschreiben Sie selbst die Musik auf Ihrem Album?
Kahne: Die Musik erzeugt sehr viele Stimmungen. Bei fast jedem Song habe ich während des Einspielens ein Bild im Kopf. Beim ersten Song „One Night Out“ war es eine junge Frau, die bei ihrem ersten Date versetzt wurde. Von meinen Zuhörern habe ich die Rückmeldung bekommen, dass sie sich bei meinen Liedern in bestimmte Stimmungen versetzen können.
Zur Person: Stefan Kahne
Stefan Kahne wurde am 21. November 1983 in Frankenthal geboren.
Als Musiker ist er seit 2012 hauptberuflich aktiv.
Seine damalige Band „The Brights“ wurde 2003 bei einem Bandcontest in Berlin zur besten Beatles Cover Band Deutschlands gewählt.
Kahne wohnt in Bad Dürkheim. Der 40-Jährige gibt an der dortigen Musikschule Unterricht.
Live zu erleben ist er in seiner Heimatgemeinde zudem beim Open-Air-Festival Limburg Sommer in der Klosterruine Limburg, die über Bad Dürkheim thront, am Samstag, 13. Juli, um 19.30 Uhr. Tickets (regulär 23,10 Euro zzgl. VVK-Gebühren) gibt es unter anderem im SZ-Kundenforum in der Carl-Theodor-Straße 2 in Schwetzingen sowie über Reservix. nl/kaba
Und die decken sich mit Ihren Bildern im Kopf?
Kahne: Das weicht zum Teil davon ab. Ich habe auch schon gehört, man könnte sich bei „One Night Out“ einen einsamen Abend am Strand vorstellen. Aber das ist doch das Schöne an Musik: dass man seine eigenen Emotionen herausziehen kann.
Die ersten Songs haben Sie bei Auftritten schon live gespielt. Wie sind die Rückmeldungen ausgefallen?
Kahne: Durchweg positiv. Auch außerhalb meines Bekanntenkreises bekomme ich nur sehr gutes Feedback. Man hört zwar manchmal, dass Gesang auch schön gewesen wäre. Ich bekomme aber auch oft Lob dafür, dass es rein instrumental ist. Es gibt schon Musikfans, die sich das wünschen.
Sie haben die Platte gemeinsam mit Michael Germer (Schlagzeug), David Heiner (Piano) und Cem Firat (Bass) eingespielt. In dieser Konstellation gehen Sie auch auf Tour. Wie ist diese Zusammenarbeit zustande gekommen?
Kahne: Wir kannten uns alle schon. In dieser Konstellation haben wir aber noch nie zusammengespielt. Gemessen am Soundbild, das ich für meine Platte im Kopf hatte, war es genau die richtige Konstellation. Das hat sich bewahrheitet. Wir hatten ein tolles Wochenende und ich bin sehr zufrieden mit der Produktion.
Werfen wir einen Blick über den Tellerrand Ihres Albums: Sie standen schon mit vielen bekannten Musikern auf der Bühne, etwa mit Bandmitgliedern von Deep Purple und Eric Clapton oder mit The-Voice-of-Germany-Gewinner Andreas Kümmert, mit dem Sie auch im Schwetzinger Schlossgarten aufgetreten sind. Welcher Künstler war Ihr Highlight?
Kahne: Das ist schwierig, zu beantworten. Es war toll, vor 300 000 Leuten am Brandenburger Tor mit Peter Maffay zu spielen. Es ist aber auch toll, auf einem kleinen Gig mit dem Drummer von Deep Purple zu spielen. Man kann aus jedem Auftritt etwas Schönes herausziehen. Das hat alles seinen Reiz. In einem kleinen Laden vor 50 Leuten kann es genauso emotional sein wie vor 300 000. Manchmal sogar noch emotionaler, weil es personalisierter ist, denn vor Zehntausenden hat man nicht unbedingt direkten Publikumskontakt. Zum Beispiel mit dem Schlagzeuger von Eric Clapton zu spielen, ist natürlich etwas Besonderes. Wenn man die Leute aber kennenlernt, stellt man fest: Das sind genauso Musiker wie wir kleinen Musiker auch. Wenn man zusammen Musik macht, sind alle auf der gleichen Ebene. Das ist im Endeffekt das Schöne.
Nennen Sie uns trotzdem einen Herzenswunsch: Mit wem würden Sie gerne auf der Bühne stehen?
Kahne: Mit den Foo Fighters. Die Geschichte von Dave Grohl finde ich toll: vom Schlagzeuger von Nirvana zum Frontmann einer weltbekannten Band.
Sie gelten als bekennender Vintage-Fan. Was genau fasziniert Sie?
Kahne: Der Trend geht dahin, auf der Bühne mit digitalen Lösungen zu spielen. Wenn ich aber einen schönen alten Röhrenverstärker zusammen mit einer schönen alten Gitarre habe, passiert da etwas Besonderes. Das Instrument spricht anders zu dir und der Verstärker reagiert anders als ein digitales Modell. Da sind vielleicht auch kleine Fehler enthalten, das ist vielleicht nicht der perfekte Sound, aber es ist ein besonderer Sound. Und das gefällt mir sehr, weil Musik viel mit Stimmungen und Emotionen zutun hat.
Mit Ihrem Soloalbum gehen Sie auch auf Tour. Wann gibt es die neuen Songs live auf der Bühne in unserer Region zu hören?
Kahne: Im März mit der neuen Platte fertig zu werden, war leider ein schlechtes Timing. Denn erst dann kann man mit dem Booking beginnen und das ist für dieses Jahr schon schwierig. Wir sind aber dabei, für den Herbst eine kleine Tour auf die Beine zu stellen. Für die Region rund um Schwetzingen und Hockenheim kann ich noch keine fixen Termine nennen.
Bei Ihren Live-Auftritten wird viel improvisiert. Was erwartet die Zuschauer bei Ihren Konzerten?
Kahne: Die Songs sind so angelegt, dass es viel Spielraum für Improvisation gibt. Wir haben keine überlangen Lieder auf der Platte, aber live kann es schon mal passieren, dass ein Song zehn Minuten lang geht – weil wir eine neue Idee bekommen beim Spielen. Weil es bei den Konzerten auch Jam-Parts gibt, können dabei sogar live auf der Bühne neue Songs entstehen.
Sie arbeiten dauerhaft an derart vielen Projekten gleichzeitig mit. Was dürfen wir als Nächstes von Ihnen erwarten?
Kahne: Im Moment liegt das Hauptaugenmerk auf meiner Soloplatte. Die anderen laufenden Projekte sind noch nicht spruchreif. Es wird momentan noch im Hintergrund an verschiedenen neuen Sachen gearbeitet, aber dazu kann ich noch nichts sagen.
Info: Das Album „SK – Season One“ ist bei Auftritten von Stefan Kahne oder per E-Mail an stefan.kahne@icloud.com erhältlich.
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