Schwetzingen. Es sei für ihn immer ungewohnt, wenn Zuhörer bei seinen Auftritten sitzen würden, warf er zwischen einem seiner Songs gleich zu Beginn ein. „Dann muss ich die Tricks aus den Taschen ziehen.“ Lange dauerte es beim Auftritt von Andreas Kümmert im Schlossgarten bei der Schwetzinger Schlossgastronomie „Theodors“ aber nicht, bis er das Publikum überzeugt hatte.
Genau genommen zeigte Kümmert von Anfang an, was ihn ausmacht. Mit den mit ernster Miene vorgetragenen Worten „Wir haben uns heute hier versammelt . . .“ in Anspielung an das ungewohnte Ambiente verschaffte er sich zum Auftakt nicht nur die ersten Lacher, sondern unmittelbar die Sympathien der Besucher. Mit den Songs „Hard Times“ und „Leave the Radio on“ aus dem aktuellen Album „Working Class Hero“ präsentierte er seine musikalische Bandbreite von Rock’n’Roll bis hin zum Blues.
Der 37-Jährige beherrscht nicht nur seine Gitarre in Perfektion – bei einem intensiven Solo auch mal im Stile eines Rockstars – Kümmert bringt bei seiner Vielfalt auch seine Stimme in allerlei unterschiedliche Tonlagen, mit denen er die Gäste zu begeistern weiß.
Neulinge und Fans mit dabei
„Stimmlich kann er mit jedem mithalten“, urteilte Ulrich Menges aus Walldorf. Der leidenschaftliche Konzertgänger kenne Kümmert noch von der Castingshow „The Voice of Germany“ und sei letztens im Internet auf einen seiner Songs gestoßen. Als er mit seiner Frau gesehen hatte, dass Kümmert als Teil der Konzertreihe „Sommer im Schloss“ in unmittelbarer Umgebung auftritt, war die Entscheidung schnell gefallen, das Konzert zu besuchen.
Bei Kümmerts bekanntesten Songs wie „Simple Man“ oder „Heart of Stone“ sangen selbst Neulinge mit. Der soulige Klang seiner Stimme verleitete zum Füßewippen und Kopfnicken, später am Abend wurde gar die Luftgitarre bedient.
Das breite musikalische Spektrum wissen seine treuen Fans zu schätzen: „Die Art Musik, diese Vielfalt mit Soul und Blues, aber auch die rockigen Sachen – das liebe ich einfach“, schwärmte Iris Berg aus Karlsruhe, die schon mehrere Auftritte von Kümmert besucht hat – und eine Weiterentwicklung beobachtete: „Er war früher zurückhaltender, jetzt geht er das lockerer an.“ Da darf es zwischen zwei Songs schon mal ein kurzer Zug an der Zigarette sein, während Gitarrist Stefan Kahne mit einem Solo die volle Aufmerksamkeit von Scheinwerferlicht und Zuschauern erhält. Auch Ulrich Menges fällt bei seinem ersten Konzertbesuch von Kümmert auf: „Er ist lockerer als ich erwartet habe. Er wirkt sonst sehr introvertiert.“
Sobald der kleine Mann mit dem markanten, inzwischen grau gefärbten, Bart und der Glatze auf der Bühne steht, legt er all das ab. Der in sich ruhende und still wirkende Kümmert geht offensichtlich vollends in seiner Musik auf: mal mit geschlossenen Augen und sanfter Stimme, mal gestenreich und explosiv. „Man fühlt, dass er die Musik spürt. Das ist bei Blues besonders wichtig“, merkte Uwe aus Schwetzingen an, der die Veranstaltung gemeinsam mit einem Freund lässig an einem Stehtisch am Rand mit einer Weinschorle genoss.
Lob für das Ambiente
Der Auftritt von Andreas Kümmert fügte sich an diesem lauen Sommerabend perfekt in das gemütliche Ambiente im Außenbereich des „Theodors“ ein. Die lockere Atmosphäre wurde im Gespräch mit den Besuchern immer wieder hervorgehoben. „Gemütlich und überschaubar“, nannte es zum Beispiel die aus Karlsruhe angereiste Meike Reiser. An den Verpflegungsständen bildeten sich während des Konzertes keine langen Schlangen, die Servicekräfte konnten sich frei bewegen, es waren keine Menschenmassen, die sich am Donnerstagabend im Schlossgarten aufhielten.
Für Veranstalter Andreas Bante war die Anzahl von rund 350 Besuchern kein Wermutstropfen: „Als Musikfan lege ich Wert auf eine gute Mischung aus verschiedenen Musikrichtungen. Da ist es klar, dass es nicht jeden Abend proppenvoll ist.“ Das wissen Besucher wie Uwe zu schätzen: „Es ist schön, dass der Veranstalter sich das leistet, weil diese Musik ist nichts für den Mainstream.“
Kümmerts Konzert ist das dritte von insgesamt sechs bei „Sommer im Schloss“. Zur Halbzeit zeigte Bante sich „sehr zufrieden“ mit dem bisherigen Verlauf. Auch sein Team freue sich, durch die Konzerte mal ein anderes Programm zu haben, verrät er im Gespräch mit dieser Zeitung.
Spätestens nach der Pause zwischen den beiden Sets zeigten die Tricks von Andreas Kümmert Wirkung: Mit Einbruch der Dunkelheit wurde die freie Fläche vor der Bühne geentert und die Besucher tanzten unter anderem zu „Secret“. Kümmerts mit einem Augenzwinkern versehene Aufforderung, sich im Fall von Langeweile in der Pause doch beim Alkoholausschank zu bedienen, ging wohl auf.
Cover als Aushängeschild
Mit seiner „Explosivität, einer Urkraft in seiner Stimme“, wie Bante den Künstler beschrieb, zog er die Besucher zum Abschluss mit seinem größten Hit „Rocket Man“ in seinen Bann. Der von Elton John gecoverte Titel hatte Kümmert 2013 den Sieg bei „The Voice of Germany“ und damit den musikalischen Durchbruch beschert. Uwe kam da gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus: „Mit ,Rocket Man‘ bin ich aufgewachsen. Ich habe das Lied schon 1000-mal gehört, aber diesmal war es anders. Das ist eine tolle Interpretation!“
Besetzung
Gesang und Gitarre: Andreas Kümmert.
Gitarre: Stefan Kahne.
Bass: David Heiner.
Schlagzeug: Michael Germer.
Background: Selenia Gulino, Jil Pappert.
Ton: Philipp Hahn. nl
Ganz zu Ende war es nach dieser musikalischen Sternstunde dann aber doch noch nicht, die Rufe nach einer Zugabe erfüllte der Franke den Besuchern und fand mit dem souligen „Spaceship“, das er schrieb, als der inzwischen zweimalige Vater von der ersten Schwangerschaft seiner Lebensgefährtin erfahren hatte, und dem funky daherkommenden „Nothing from Nothing“ einen rauschenden Abschluss, der zum gemütlichen Schunkeln genauso einlud wie zum einen oder anderen zwanglosen Tanz.
Andreas Kümmerts Mischung aus Klängen von Rock, Blues und Soul, seine kraft- und ebenso gefühlvolle Stimme, die einladende Atmosphäre, die angenehmen Temperaturen: „Ich denke, es ist mir gelungen, dass der Funke überspringt“, brachte der Protagonist des Abends es auf den Punkt. Alle Puzzleteile fügten sich zu einer rundum grandiosen Veranstaltung zusammen. „Es war genial. Diese Stimme ist einfach Gänsehaut pur“, lautete das Fazit von Kümmert-Fan Iris Berg. Und Kümmert selbst? Der schloss nach seinem Auftritt kurz und knapp ab:„Tolles Ambiente, tolle Leute.“
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