SWR Festspiele

Einzigartige Klangreise mit dem Duo Gambelin bei den Schwetzinger Festspielen

Von 
Viktoria Linzer
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Das Gambelin-Duo: Christian Elin und Lucile Boulanger. © Linzer

Schwetzingen. Das Duo Gambelin möchte sich nicht festlegen, weder auf eine Epoche, noch einen Stil oder ein herkömmliches Ensemble. So entstand beim SWR-2-Konzert „Grenzgänge Gambelin“ innerhalb der SWR Festspiele ein einzigartiger Klang zwischen Instrumenten, die in verschiedene Jahrhunderte einzuordnen sind. Geht es nach Lucile Boulanger, so darf und sollte man mit der Viola da Gamba nicht nur historische Aufführungspraxis betreiben, sondern auch in zeitgenössischer Musik ihre Schönheit zeigen. Zusammen mit Christian Elin ist ein Duo entstanden, das die Grenzen zwischen Renaissance und Barock auf der einen Seite und Jazz und zeitgenössischer Musik andererseits verwischt.

Elin zeigte sich am Mittwochabend als Virtuose an der Bassklarinette und am Sopransaxofon, überraschte aber auch mit eigens für dieses Ensemble entstandenen Kompositionen. Zunächst zeigte das Gambelin-Duo, dass diese Kombination an Instrumenten durchaus mit der Musik des 16. Jahrhunderts vereinbar ist. Bedächtig eröffnete Boulanger mit einem Werk von Diego Ortiz, in dem Elin bald die zweite Stimme übernahm. Lockere Rhythmen erklangen in der Bearbeitung der „Recercada segunda“ und ließen das fast 500 Jahre alte Stück in einem neuen Licht erstrahlen.

Ein erster kräftiger Applaus zeigte hohe Anerkennung, bevor das Duo einen Zeitsprung in die Gegenwart, zu Elins eigener Komposition machte: „La Chiesetta“ für Viola da Gamba und Bassklarinette war eines von mehreren Stücken des Interpreten und Komponisten, die die Zuhörer begeisterten. „Das Programm hat sich über viele Jahre entwickelt – sowohl meine Kompositionen als auch die Kompositionen der Alten Musik, die man ausprobiert. Das Besondere ist, diese Klänge herauszuarbeiten, zum Beispiel die Pizzicato-Klänge an der Viola da Gamba, wie sie sich kombinieren lassen mit einem Sopransaxophon ganz fein.“ Nach den verspielten Verzierungen, die bei Sieur de Sainte-Colombe und allgemein im 17. Jahrhundert üblich waren, glitt das Duo nahtlos wieder in die Gegenwart mit dem „Nebelmeer“ von Elin. Hier bildeten der helle Klang des Sopransaxofons über dem gleichbleibenden rhythmischen Muster der Viola da Gamba ein gegensätzliches und einander ergänzendes Paar.

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Besonders im Programm war auch die Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen, aus denen das Duo virtuos Aria, Variation 1, 13 und 7 präsentierte. War die Melodie den meisten Klassikkennern bekannt, so machte der neue Klang einen gewissen Reiz aus, den man nur beim ersten Kennenlernen des Meisterwerks empfindet. Während Elin in der nächsten Eigenkomposition mit einem technisch ausgefeilten Solo am Sopransaxofon das Publikum zum Staunen brachte, verschwand Boulanger im Künstlerzimmer, um den nächsten Protagonisten des Abends auf die Bühne zu holen. Als Elin die 13-saitige Lira da Gamba zum ersten Mal gehört habe, sei er sofort begeistert gewesen, erklärte er dem Publikum. Dieses Instrument sei selten solo und noch seltener in Kombination mit der Bassklarinette zu hören. In „Líncantesimo del profumo di legno“ schien die Bassklarinette von einem ganzen Streichorchester begleitet zu sein.

Der experimentierfreudige Komponist hat bereits vier CDs mit seinen Werken veröffentlicht. Mit Boulanger entstand vor zwei Jahren ein Duo. Als Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe gilt sie als Virtuosin ihres Fachs. In einem Solo für Viola da Gamba des Komponisten Carl Friedrich Abel (1723 – 1787) zeigte sie technische und künstlerische Perfektion. Mit Leichtigkeit spielte sie das Allegro und mit geschlossenen Augen fühlte sie jeden Ton des Moderatos. Nach einem großen gemeinsamen Finale mit Elins „Recercada primeira“, gewährte das Gambelin-Duo gerne noch eine Zugabe.

Info: Das Konzert wird noch einmal am Donnerstag, 25. Mai, um 13.05 Uhr im SWR 2 ausgestrahlt.

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