Schwetzingen. Es war 2009, als sich der Bauingenieur und Energieberater Holger Müller mit der Energiemesse Rhein-Neckar auf den Weg gemacht hat. Sein Ziel war es zu zeigen, dass jeder etwas für den Schutz des Klimas tun könne und, dass das zugleich den Geldbeutel schone. Das Potenzial rund um regenerative Energiequellen und deren effizienten Nutzung, davon war und ist Müller überzeugt, sei für Mensch und Umwelt riesig. Den Menschen müsse nur gezeigt werden was alles möglich sei. Und, das wurde bei der 17. Ausgabe dieser Energiemesse in Schwetzingen mit rund 40 Ausstellern rund um Energie-Sparen, Energie-Effizienz, Nachhaltigkeit und Fördermöglichkeiten überdeutlich, es geht enorm viel. In den vergangenen 17 Jahren, so Müller, habe sich wahrlich viel getan. Die Technik wurde besser, sie wurde bezahlbarer und die Förderinstrumente wurden ausgebaut. Ein Dreiklang, der für viele Vieles möglich mache.
Eine Sicht, die auch Oberbürgermeister Matthias Steffan zu teilen schien. Für ihn ist die Energiemesse hier im Lutherhaus und auf den Kleinen Planken ein entscheidend wichtiger Baustein auf dem Weg zur gelingenden Energiewende. In seiner kurzen Ansprache betonte er, dass es eine Messe für die Bürger sei, die viele große aber eben auch kleine Schritte zu mehr Nachhaltigkeit zeige. Ein entscheidender Punkt, denn wenn die Energiewende gelingen soll, dürfe der Perspektivrahmen der Menschen nicht gesprengt werden.
Nicht futuristische und meist unbezahlbare Traumschlösser, sondern Maßnahmen, die zeigen, dass das praktische Tun einen Effekt hat, der die Welt zu einem besseren Ort machen kann. Wie das aussehen kann, wurde am Stand der „KliBA“ und „Klima- und Umweltschutz Plankstadt“ deutlich. Per Fahrrad konnten frühere Glühbirnen und moderne LED-Lampen zum Leuchten gebracht werden. Letzteres fiel deutlich leichter. Wie viel weniger Energie das braucht wurde hier geradezu spürbar. In Sachen energieeffiziente Beleuchtung ist LED eine Revolution. Aber, und das wurde hier auch deutlich, es ist nur eine kleine Etappe.
460.000 Tonnen CO2-Emissionen in den Gemeinden Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen
Aktuell belaufen sich die CO2-Emissionen der Gemeinden Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen auf rund 460.000 Tonnen. Als Ziel für eine klimaverträgliche Gesellschaft müssten diese Emissionen auf etwas über 44.000 Tonnen sinken. Ein Minus von über 90 Prozent. Um das zu erreichen müssen Gebäude gedämmt und Heizsysteme regenerativ aufgestellt werden. Der Abschied von Erdöl und Erdgas sei unausweichlich. Ein Satz, der schon in etwas mehr als eineinhalb Jahren sehr wichtig wird. Denn ab 2027 wird der europäische Emissionshandel auf die Bereiche Gebäude und Verkehr ausgeweitet. Heißt, Heizen mit Öl oder Gas und fahren mit Benzin wird dann deutlich teurer. Dafür wird dann die Energie vom Dach oder die Wärme aus der Wärmepumpe deutlich günstiger.
Reiner Lützkendof vom Unternehmen „so.le.“ spricht gegenüber Kunden von einem Autarkie-Grad von bis zu 75 Prozent. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und ein Speicher im Keller ermöglichen also einen Selbstversorgungsquote von bis zu drei Vierteln. Auch wenn eine Wärmepumpe genutzt wird. Und wenn dann noch für den Zukauf von Strom intelligente IT-Systeme genutzt würden, so Kenneth Hill vom Unternehmen „1KO MA5“, die stets den günstigsten und saubersten Strom bevorzugen, könne der Preisvorteil an die 90 Prozent reichen.
Aber auch in kleineren Maßstäben sei mittlerweile einiges möglich. So gibt es mittlerweile für kleine solare Balkonkraftwerke Speichermedien, die den Wirkungsgrad deutlich erhöhten. Lohnenswert sei auch der Anschluss ans Fernwärmenetz. Die Geschäftsführerin der Schwetzinger Stadtwerke, Martina Braun, ließ im Gespräch mit der Schwetzinger Zeitung keinen Zweifel daran, dass der Netzausbau für Fernwärme mit Hochdruck verfolgt werde.
Energiemesse Rhein-Neckar: Tiefengeothermie sei wichtig
Von den derzeit 1500 Anschlüssen soll es schon in wenigen Jahren auf über 2000 Anschlüsse gehen. Prioritär gehe es hier natürlich vor allem um größere Mehrfamilienhäuser und eher dichte Baugebiete. Hier wird in den Augen des Geschäftsführers des Geothermie-Unternehmens „GeoHardt“, Stefan Ertle, die Tiefengeothermie wichtig. Sicher bis 30 Prozent der Wärmeenergie im Fernwärmenetz der Region wird in Zukunft aus der Tiefengeothermie stammen. Am Ende, und das begegnet den zahlreichen Besuchern hier immer wieder, werden es viele Bausteine sein, die wie Zahnrädchen ineinandergreifen und die regenerative Energiewende in Szene setzen.
Und die Energiemesse, so der Besucher Thorben Perrey, sei der absolut ideale Ort, um sich von diesen verschiedenen Bausteinen ein Bild zu machen. Die junge Familie will in Ladenburg ein Haus grundsanieren und die Energieversorgung natürlich so nachhaltig und effizient wie möglich sicherstellen. Das sich das lohne, machte der frühere Mitarbeiter der Stadtwerke Schwetzingen, heute bei der AVR, deutlich. Vor zwei Jahren baute er eine PV-Anlage auf das Dach seines Hauses in Mannheim und einen Speicher in den Keller. Die Folge: „Meine Stromkosten haben sich halbiert.“ Die Energiewende lohnt sich also wirklich, für den Menschen und die Natur. Und bei einem Autarkie-Grad von 75 bis 90 Prozent im Bereich Gebäude schrecken die Minus 90 Prozent bei den CO2-Emissionen nicht mehr so ganz. Das ist möglich, auch weil die Technik ja jetzt nicht stehen bliebe und weiterhin wohl günstiger werde.
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