Interview

Entwicklung der Schwetzinger Innenstadt bleibt auch in Zukunft wichtig

Schwetzingens Erste Bürgermeisterin Lisa Schlüter über den anhaltenden Erfolg der Spargelstadt bei der IHK-Kaufkraftanalyse

Von 
Dirk Jansch
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Die Dichte an inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften ist ein großer Standortvorteil für die Schwetzinger Innenstadt. © Dirk Jansch

Schwetzingen. Schwetzingens Erste Bürgermeisterin Lisa Schlüter freut sich über das gute Abschneiden der Spargelstadt bei der aktuellen Kaufkraftanalyse der IHK Rhein-Neckar.

Frau Schlüter, der dauerhafte Spitzenplatz in der IHK-Kaufkraftanalyse weist darauf hin, wass es eine strukturell verankerte wirtschaftliche Stärke in Schwetzingen gibt. Was macht diese Ihrer Meinung nach aus?

Lisa Schlüter: Wir freuen uns natürlich, dass Schwetzingen einen stabilen Platz einnimmt. Schwetzingen selbst hat ähnlich wie Weinheim oder Walldorf eine hohe einzelhandelsrelevante Kaufkraft, das ist dem Einkommen der Menschen hier geschuldet. Als Mittelzentrum für unseren Raum sind die hohen Werte für die Zentralität sehr wertvoll. Wir freuen uns über jeden Kunden und Gast, der von außerhalb kommt. Wir wollen aber auch so ehrlich sein, dass wir hier nicht unerheblich von unseren großflächigen Unternehmen an der Peripherie, zum Beispiel Möbel Höffner oder Hornbach, profitieren.

Die Innenstadt war uns in Schwetzingen schon immer besonders wichtig, das ist ganz entscheidend auch für die Zukunft

Was macht Schwetzingen besser/anders als andere Städte und was können diese von Schwetzingen lernen?

Schlüter: Jede Stadt hat eine individuelle Situation, da möchte ich eigentlich keine Ratschläge geben. Wir haben im Bereich der nichtintegrierten Lagen im Norden eine natürliche Wachstumsgrenze erreicht und aktuell mit der möglichen Erweiterung des Decathlon-Stores eine maßvolle Lösung gefunden, die gegenüber dem Bestand auch keine nennenswerte Beeinträchtigung für die Innenstadt bedeutet. Die Innenstadt war uns in Schwetzingen schon immer besonders wichtig, das ist ganz entscheidend auch für die Zukunft. Das hat sich zum Beispiel über die Ausweisung von verschiedenen Sanierungsgebieten in der Innenstadt nach außen gezeigt. Die dortigen Investitionen, etwa der Umbau der Carl-Theodor-Straße und des Schlossplatzes, vorher der Kleinen Planken, haben sich sehr positiv auf die Aufenthaltsqualität ausgewirkt. Auch die privaten Eigentümer haben sehr viel investiert und tragen stark zum Erfolg Schwetzingens bei. Das ist nicht selbstverständlich und wir sind sehr dankbar dafür. Einen Pluspunkt sehe ich auch darin, dass in der Innenstadt aktiv Wohnraum entsteht oder schon entstanden ist und hier zusätzlich zu Handel, Gastronomie, Kultur, Bildung und sozialen Nutzungen eine weitere Funktionalität gegeben ist. Dies stärkt die Innenstadt insgesamt.

Die neue Schwetzinger Bürgermeisterin Lisa Schlüter und Chefredakteur Jürgen Gruler im Gespräch. © Jochen Kühnle

Die politischen/wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (international wie national) sind nicht gerade die besten. Glauben Sie, der Einzelhandel in Schwetzingen ist auch für die Zukunft gut aufgestellt? Wo sehen Sie Risiken?

Schlüter: Mit den vielen Unwägbarkeiten – Online-Handel, wirtschaftliche Lage, Krisen – sitzen wir glaube ich alle im gleichen Boot. Auch die Stadt Schwetzingen hat enorme finanzielle Herausforderungen zu stemmen, sodass nicht alles Wünschenswerte auch leistbar sein wird. Trotzdem müssen wir an den Themen dranbleiben – die Privaten wie die Stadt. Dafür wollen wir auch weiterhin gemeinsam mit allen Akteuren in der Stadt und dem Gemeinderat einen guten Rahmen schaffen und Schwetzingen weiter voranbringen. Auch die Fragen des Klimawandels bedeuten für die Innenstadt eine Herausforderung. Mit der aktuell noch laufenden Klimaanalyse ist ein guter Auftakt gemacht, konkrete konzeptionelle Schritte mit öffentlicher Beteiligung werden dann direkt folgen.

Was tut die Stadt Schwetzingen, die Wirtschaftsförderung, das Stadtmarketing, damit sich die aktuell komfortable Situation verstetigt oder sogar noch besser wird?

Schlüter: Der angesprochene Rahmen ist wichtig und die Aufgaben vielfältig. Nächstes Jahr werden wir sehr konkret die Entwicklung im Bereich Herzogstraße / Capitol sehen, wo es gerade in diesem Jahr intensiv vorangeht. Das bereichert die Innenstadt um eine weitere schöne Facette, wenn Sie z.B. an den Durchgang von der Fußgängerzone hin zum künftigen Quartiersplatz denken. Die Wirtschaftsförderung nimmt auch eine aktive Rolle wahr, zum Beispiel bei der Ansprache der Eigentümer bei auftretenden Leerständen und als Ansprechpartner für alle Themen der Innenstadt. Hervorzuheben sind auch unsere Stadtgärtnerei und der Bauhof; Sauberkeit und grünes Leben in der Stadt sind elementare Themen. Über allem steht natürlich eine gute Kommunikation mit den Akteuren in der Innenstadt. Da nimmt auch das Stadtmarketing eine wichtige Rolle ein, das sehr nah an seinen Mitgliedsunternehmen und darüber hinaus in Kontakt ist. Netzwerke aufbauen und pflegen ist für uns elementar, damit wir nicht nur die schönen Dinge feiern, sondern auch eine belastbare Grundlage haben, wenn es schwierige Themen zu lösen gibt. Da sehe ich uns auf einem guten Weg. Zusammen mit IHK und Stadtmarketing werden wir auch das Projekt „Innenstadtberater“ weiterführen, bei dem auch Fragen der Innenstadt und des Handels eine wichtige Rolle spielen. Ich selbst bin auch immer für die Belange des Handels und der Innenstadt ansprechbar.

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Der Erfolg Schwetzingens im Kaufkraftranking ist kein Selbstläufer. Sehen Sie das Stadtmarketing gut genug aufgestellt, um den zukünftigen Herausforderungen/Anforderungen gewachsen zu sein?

Schlüter: Wir freuen uns, dass das Stadtmarketing hier eine große Präsenz hat, die wahrgenommen wird, sehen dies aber gleichzeitig auch als Grundaufgabe eines Stadtmarketings als Interessenvertretung mit Schwerpunkt Innenstadt und Handel an. Die Stärkung des Schwetzinger Stadtmarketings zeigt sich auch darin, dass der Gemeinderat sich einig war, die Zuschüsse ab dem Jahr 2024 um weitere 29.000 Euro zu erhöhen. Das hat die Spielräume für ein attraktives SMS-Jahresprogramm erhöht, gleichzeitig wissen wir, dass die Kosten natürlich auch laufend steigen, zum Beispiel um die Sicherheit für die Veranstaltungen zu gewährleisten. Im Zusammenspiel mit den städtischen Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt oder Fête de la musique und den Veranstaltungen im Schloss kann Schwetzingen mit einem wirklich interessanten Jahresprogramm punkten. Da wir in dynamischen Zeiten unterwegs sind, müssen wir - wie schon dargestellt - immer im guten Dialog bleiben, um die Herausforderungen zu lösen.

Redaktion Redaktionsleiter Schwetzinger Zeitung

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