Im Gespräch

"Es ist toll, für meine Heimatstadt Schwetzingen zu arbeiten"

Die 39-jährige Juristin Lisa Schlüter freut sich auf ihren neuen Job als Bürgermeisterin und auf viele Begegnungen mit den Schwetzinger Bürgerinnen und Bürgern.

Von 
Jürgen Gruler
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In der Redaktion sind die neue Bürgermeisterin Lisa Schlüter und Chefredakteur Jürgen Gruler im Gespräch. © Kühnle

Schwetzingen. Die Freude bei Lisa Schlüter ist am Donnerstagvormittag groß. Am Abend zuvor war sie vom Schwetzinger Gemeinderat einstimmig zur neuen Ersten Beigeordneten gewählt worden. Jetzt sitzen wir zusammen im Büro der Schwetzinger Zeitung fürs erste Interview. Und da geht es noch nicht so sehr um Fachthemen und politische Einschätzungen, in die sich die 39-jährige Juristin ja erst mal einarbeiten muss, sondern eher um ihre Vita und darum, warum sie in Schwetzingen Erste Bürgermeisterin sein will.

Erst mal herzlichen Glückwunsch zur einstimmigen Wahl, hatten Sie damit gerechnet?

Lisa Schlüter: Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich alle 24 Stimmen bekommen habe. Mit so einer eindeutigen Wahl habe ich nicht gerechnet. Es war wunderbar, wie ich von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten und von den Mitarbeitenden gleich herzlich in ihrer Mitte aufgenommen wurde.

Was sagt die Familie zur Wahl – sie waren ja mit im Rathaus?

Schlüter: Mein Partner war ja der Einzige, der von meiner Bewerbung wusste. Ich habe sonst niemandem in der Familie und im Freundeskreis was gesagt. Schließlich hatte ich ja eine gute Position in Mannheim und wenn es schiefgegangen wäre, hätte ich das auch gerne weiterhin gemacht. Gleich nach der Wahl habe ich dann meine Vorgesetzte angerufen, um sie zu informieren.

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Meine Tochter (9) war sehr stolz auf mich und mein Sohn (7) hat gleich bemerkt, dass in dem schönen Blumenstrauß sogar meine Lieblingsblumen dabei sind, er hat mich umarmt. Wir haben den Kindern erst kurz bevor wir mit ihnen im Hirschacker losgefahren sind, erklärt, was da an dem Abend passiert und dass ihre Mutter vielleicht zur Bürgermeisterin gewählt wird. Sie haben mir die Daumen gedrückt.

Sie wohnen ja mit Ihrer Familie im Hirschacker, sind Sie eine gebürtige Schwetzingerin?

Schlüter: Geboren bin ich in Düsseldorf, dort bin ich auch in die Schule gegangen und habe mein Abitur gemacht. Zum Jurastudium bin ich dann nach Tübingen gegangen und habe dort mein Erstes und Zweites Staatsexamen abgeschlossen; am Landgericht Hechingen habe ich den juristischen Vorbereitungsdienst absolviert. Der Liebe wegen bin ich dann nach Schwetzingen gezogen – das ist jetzt gut zehn Jahre her. Da war ich bei der Kassenärztlichen Vereinigung zuerst in Stuttgart und dann in Karlsruhe beschäftigt. Als zweifache Mutter wurde ein Pendeln aber schwierig.

Da lag das Rathaus in Schwetzingen dann schon idealer?

Schlüter: Ja, auch weil ich das öffentliche Recht und insbesondere das Kommunalrecht von Anfang an spannend fand. Vor Ort sieht man direkt, was man gemacht hat, man hat Kontakt zu den Menschen und kommt über Ideen und Möglichkeiten ins Gespräch. Ich mag das sehr und bin auch für konstruktive Kritik offen. Von 2019 bis 2021 war ich im Schwetzinger Bauamt für die Bauverwaltung, Umweltangelegenheiten und Verkehrsfragen als Sachgebietsleiterin tätig, zuletzt auch als stellvertretende Bauamtsleiterin.

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Aber dann lockte die ungleich größere Stadtverwaltung Mannheim.

Schlüter: Da war eine Abteilungsleiterstelle zu besetzen. Da konnte ich weitere Führungserfahrung sammeln und habe mich auch tiefer und spezialisierter ins Vergaberecht eingearbeitet. In so einer großen Verwaltung kann man viel lernen – auch über Ideen und die Möglichkeiten, sie zu verwirklichen, über politische Wege und über Digitalisierung. Das hat mich weitergebracht. Ich konnte die Fähigkeit, vor großen Gremien zu sprechen und Dinge so zu erklären, dass man sie versteht, auch weiter vertiefen. Trotzdem bin ich mit einem weinenden Auge von Schwetzingen weggegangen, weil es hier so ein wertschätzendes Miteinander unter den Kollegen in der Stadtverwaltung gab.

Da kam dann die Ausschreibung für die Beigeordnetenstelle genau richtig?

Schlüter: Was kann es Schöneres geben, als in seiner Heimatstadt mitgestalten zu dürfen? Und dass das ein Erfolgsmodell sein kann, Erfahrungen aus Mannheim mit nach Schwetzingen zu bringen, zeigt sich doch am neuen Oberbürgermeister Matthias Steffan.

Der wird jetzt seinen alten Chef, den jetzigen OB Specht, überzeugen müssen, dass er Sie schnell nach Schwetzingen lässt?

Schlüter: Natürlich möchte ich baldmöglichst hier anfangen und mich in die Themen einarbeiten. Ich bin sicher, dass sich die beiden OBs einig werden.

Wo sind Sie eigentlich politisch verortet?

Schlüter: Ich bin parteilos und möchte mit allen Fraktionen gut zusammenarbeiten. Das ist für die Sacharbeit eine gute Grundlage, finde ich.

Nun sind Sie ja nicht nur fürs Bauamt und für die Stadtentwicklung zuständig, sondern auch für Kultur, Sport und Familien. Ganz neue Felder für Sie?

Schlüter: Naja, in Sachen Familie kenne ich mich ja schon ganz gut aus (lacht ...). Und ich habe großes Interesse an Kultur und Sport. Wir gehen immer zu den Festen in Schwetzingen, zu Konzerten bei Musik im Park oder bei den Festspielen. Und beim Parkfest der Musikschule sind wir mit von der Partie, weil meine Kinder da auch mit dabei sind. Und ich laufe gern, mache Yoga und fahre viel Rad – da freue ich mich schon, dass ich künftig wieder mit dem Fahrrad ins Büro fahren kann. Außerdem reizt es mich besonders, wenn ich mich in neue Dinge einarbeiten kann.

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Welche Themen gehen Sie zuerst an?

Schlüter: Ich bin ja gerade mal vor nicht mal 24 Stunden gewählt worden und hatte noch keine Gelegenheit, mit dem OB abzustimmen, was seine wichtigsten Themen sind, die ich schnell angehen sollte. Da brauche ich noch ein paar Tage Zeit, um darauf antworten zu können.

Zu Ihrem neuen Amt gehört ja nicht nur Fachkompetenz, sondern auch das Repräsentieren. Haben Sie davor ein bisschen Bammel?

Schlüter: Wie die meisten Menschen bin ich natürlich auch nervös, wenn ich eine Rede vor großem Publikum halten soll. Aber ich finde, Nervosität fokussiert auch. Ich glaube, ich kann ganz gut sprechen und treffe auch den Ton der Menschen. Bei meiner Vorstellung im Gemeinderat hat es jedenfalls geklappt, trotz anfänglicher Nervosität. Ich informiere mich gerne im Vorfeld gut über ein Thema und die Menschen, zu denen ich spreche, dann schreibe ich eine Rede und trage sie aber meistens nicht eins zu eins vor, weil ich gerne auf die Zuhörer reagiere. Mir macht es Spaß, mich intensiv einzuarbeiten. Im Vergaberecht war es zum Beispiel nicht nur wichtig, alle Vorschriften juristisch einzuhalten, man musste auch wissen, wie so ein Klärwerk genau funktioniert. Mit so einem Thema hat man im Privaten weniger zu tun, aber da muss man sich dann eben reinknien, damit alles Hand und Fuß hat.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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