Jene, die am späten Dienstagnachmittag und Abend durch Schwetzingen schlenderten, in der Fußgängerzone Charlie Weibel lauschten oder später Athi Sananikone mit Marlene, die auf dem Schlossplatz gemütlich bei einem kühlen Bier saßen oder es sich im Hof der Arbeiterwohlfahrt gemütlich gemacht hatten, erlebten herrliche Stunden bei toller sowie abwechslungsreicher Musik. Die zweite Fête de la musique in Schwetzingen zog dieses Mal noch mehr Sänger, Chöre, Instrumentalisten und Orchester an als im Vorjahr – viel mehr! Die Vielfalt beeindruckte. Mal klassisch, mal Pop, dann wieder Rock und Soul – kein Wunder, dass die Veranstalter mit der Mozartgesellschaft unter Geschäftsführerin Katharina Simmert in Kooperation mit der Interessengemeinschaft Vereine, der Musikschule und dem Stadtmarketing zufrieden sein können.
„Die Resonanz war eigentlich wieder durchweg positiv. Selbst die Zuhörer, die beim Blick auf meinen persönlichen Ablaufplan auch so einen haben wollten, riefen mir drei Stunden später im Vorbeigehen zu: ,Ist super! Auch ohne Plan oder gerade deswegen!‘ Und genau das bestätigt wieder unser Konzept der Fête hier in Schwetzingen, dass man sich von der Musik und nicht von einem Faltblatt leiten lässt“, macht Katharina Simmert im Nachgang gegenüber der Redaktion deutlich. Die Idee des Straßenmusikfestes ist ja auch, „mit offenen Ohren durch die Stadt zu gehen und dabei musikalische Highlights zu entdecken, mit denen man vielleicht gar nicht gerechnet hat“, so Simmert. Dieses Konzept lässt die Freiheit zu, auch mal zu improvisieren – wenn ein Musiker in der Bahn feststeckt und damit den ersten Auftritt der Big Band nichtig macht. So geschehen bei der Blue Note Big Band. „Ganz spontan haben die ,Used‘-Zwillinge Dario und Marco Klein dann den Ort gewechselt und auf den Kleinen Planken die Zuhörer bei Laune gehalten“, ist Katharina Simmert begeistert von der Flexibilität der Teilnehmenden.
Einige Zuhörer staunten, dass alle ohne Gage auftraten. Eine Dame, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, bedauerte das sogar: „Gerade die Musiker, die davon leben, sollten doch auch was verdienen, erst recht nach diesen Corona-Jahren ohne Auftritte. Und den Vereinen schadet es sicher auch nicht.“ Katharina Simmert verdeutlicht, dass das „General Agreement“ der Fête de la musique – dem die Veranstaltenden per Vertrag verpflichtet sind – besagt, dass keine Honorare gezahlt werden: „Das würde es auch dem Esprit des Tages widersprechen. An diesem Tag steht die Musik im Mittelpunkt, alle Teilnehmer – ob Profi oder Amateur – sind gleichwertig und gleichberechtigt. Die Vielfalt der Musik zählt und damit können wir in unserer Stadt und der Region definitiv aufwarten.“
Neue Hotspots geschaffen
Und was hat die Hauptinitiatorin besonders gefreut? Simmert: „Mich hat besonders gefreut, dass wir nach der ersten Pandemieversion im vergangenen Jahr nun viele neue Gesichter und Stimmen nach Schwetzingen locken konnten und dass wir dank der Arbeiterwohlfahrt und ,Pitsches‘ Cocktail-Wagen auf den Kleinen Planken auch zwei weitere abendliche Hotspots neben dem Schlossplatz bespielen konnten. All das sind die besten Voraussetzungen dafür, dass die Schwetzinger Fête de la musique von Jahr zu Jahr weiter wachsen kann.“
Nicht nur so manche Musiker – gerade jene mit Streichinstrumenten – kamen in Anbetracht der Temperaturen ins Schwitzen. Auch die Gastronomen und ihre Mitarbeitenden. Einige hatten vermutlich nicht mit einem solch lukrativen Dienstagabend gerechnet, hier und da mussten weitere Bedienungen angefordert werden. Doch zum Savoir-vivre gehört eben auch Gelassenheit – und die zeigten etliche Durstige, wenn das Bierchen mal etwas länger auf sich warten ließ.
Der 21. Juni dürfte aber künftig dick im Kalender angestrichen sein – bei Musikern, Musikliebhabern, Gastronomen und hoffentlich auch beim Wettergott. „Wenn das Wetter uns auch in Zukunft so hold ist, kann eigentlich nichts schiefgehen und wenn doch, dann überspielen wir es geschickt – mit Musik“, schickt Katharina Simmert hoffnungsfroh nach.
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