Neue Wärmestube (mit Fotostrecke)

Feuertaufe für Essensausgabe der "Brücke" in Schwetzingen

Der Verein "Die Brücke" hat für seine Wärmestube eine neue Bleibe gefunden: in der Friedrich-Ebert-Straße 25 in Schwetzingen. Und da gab es jetzt auch zum ersten Mal Essen.

Von 
Nikolai Lehnort
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Margrit Jäger ist als zweite Vorsitzende des Vereins „Die Brücke“ verantwortlich für das aktuell dreimal wöchentliche Kochen in der neuen Wärmestube. © Nicolai Lehnort

„Doris, was ist das denn jetzt schon wieder?“, ruft es aus der Küche. „Wie lange dauert das denn, bis es endlich kocht?“ und „Wo sind die tiefen Teller für die Nudeln?“. Einladend sieht sie aus, die neue Küche mit ihrem großzügigen Stauraum und den Holzfronten, die dem gefliesten Raum Wärme verleihen. Die neuen Geräte – vom Backofen bis zur Abzugshaube – stehen noch glänzend da und warten darauf, erstmals in Betrieb genommen zu werden. Doch ohne Probedurchlauf fällt das gar nicht so leicht: Die erste Essensausgabe in den neuen Räumlichkeiten des Vereins „Die Brücke“ in Schwetzingen ist die Feuertaufe für die brandneue Küche, wie Vorstand Achim Schmitt sagt.

Nach der Einweihung vor einer Woche mit vielen Gästen sind Margrit Jäger und Doris Keller von „Der Brücke“ zum ersten Mal in den neuen vier Wänden am Rotieren – und gleich unter Zeitdruck. Töpfe, Pfannen, Kochlöffel und Geschirr müssen in den geräumigen Schränken und Schubladen erst einmal gefunden, Ablagen und Arbeitsplätze ausfindig gemacht werden. „Achim! Achim!“, hallt es immer wieder in den Vorraum. „Wie funktioniert das Ding?“, will Köchin Jäger nicht nur einmal von „Techniker“ Schmitt wissen. Die Bedienung der neuen Herdplatte bereitet Probleme. „Wir haben hier noch nie gekocht“, wirbt Schmitt im Gespräch mit dieser Zeitung um Verständnis für die Anlaufschwierigkeiten.

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Es ist 12.30 Uhr, Beginn der ersten Essensausgabe an der neuen Adresse in der Friedrich-Ebert-Straße 25. Eigentlich. Der erste hungrige Besucher, der neugierig im Türrahmen steht, muss vertröstet werden: „Das ist unser erster Tag hier. Wir brauchen noch einen Moment.“ Die Abläufe müssen sich erst noch einspielen. Böse ist den Köchinnen für die kleine Verzögerung hier niemand.

Altbekannte Gäste

Es gibt Nudeln mit Bolognese-Soße, dazu einen frischen Tomatensalat. „Sehr gut“, ist der Tenor unter den Besuchern. „Ausgezeichnet“, lobt eine Person, die namentlich nicht genannt werden möchte. Bereits seit 2005 sei sie bis zu Beginn der Pandemie regelmäßig in der „Brücke“ gewesen. „Essen kostet ein Haufen Geld, deshalb bin ich froh über günstiges Essen“, erklärt der Gast. Er komme aber auch aus sozialen Zwecken, um sich ein wenig auszutauschen, „meistens Smalltalk“. In die alten Räumlichkeiten im Keller der Südstadtschule seien zuletzt immer weniger Menschen gekommen, die neuen Räume hingegen seien „sehr schön“. Mehrere der Anwesenden kenne er noch von früher, am neuen Standort jedoch müsste sich erst etwas entwickeln. „Mit der Zeit bildet sich dann ein Stamm.“

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Rund zehn Besucher kommen zur Essenpremiere in die neue Wärmestube. Ein paar mehr hätte er schon erwartet, meint der Vorsitzende des Vereins, aber das regnerische Wetter würde sicher eine Rolle spielen. Auch müsste sich der neue Standort zunächst rumsprechen. Manch bekanntes Gesicht erkennt Schmitt dennoch. Ein Besucher sei während der Pandemie landesweit auf Essenssuche gewesen und auch Stammgast bei „Tischlein deck dich“, einem Angebot mehrerer Vereine unter dem Dach der Kirche, bei dem zweimal monatlich im Josefshaus in Schwetzingen kostenloses Essen für Bedürftige angeboten wird. „Endlich macht ihr wieder auf“, sei seine erste Reaktion gewesen.

Zeit zur Eingewöhnung brauchen neben den Betreibern auch die neuen Besucher. So halten mehrere die Essensausgabe für kostenlos und müssen erst auf die ausgehängte Preisliste hingewiesen werden. „Wenn jemand kommt, der wirklich gar kein Geld hat, wird der aber auch nicht weggeschickt“, sagt Schmitt.

Die Türen der Wärmestube stehen aktuell montags, mittwochs und freitags von 12.30 bis 16.30 Uhr offen. Essen wird bis 14 Uhr ausgegeben, eine vorherige Anmeldung ist hierfür nicht erforderlich.

Ihre Unterstützung für das Engagement der „Brücke“ mit ihrer Anwesenheit zum Ausdruck bringen, wollen die ehemalige Gemeinderätin Raquel Rempp, der frührere Behindertenbeauftragte der Stadt Schwetzingen Stefan Krusche und Rentner Thomas Proft. Ihr soziales Engagement eine das Trio, wie Proft erklärt. „Wir wollen das hier unterstützen. Die Idee, die Leute hier zusammenzubringen, ist toll“, meint Rempp, die sich seit Jahren für Menschen am Rand der Gesellschaft einsetzt. Denn sie weiß wie ihre Begleiter: Es gibt viele, die sich nach Gemeinschaft sehnen.

„Alles super“ in neuer Küche

Sobald die vollen Teller über die momentan noch provisorische Theke, für die der Servierwagen herhalten muss, gereicht sind, haben Jäger und Keller in der Küche kurz Zeit zum Durchschnaufen. „Es ist überhaupt kein Vergleich zur alten Küche“, zieht die zweite Vorsitzende, Margrit Jäger, ein erstes Fazit: „Hier ist einfach alles super.“ Zukünftig werde es, wie zuvor schon, Hausmannskost in der Wärmestube geben: „Frikadellen mit Blumenkohl oder Schnitzel zum Beispiel.“ Mit den richtigen Geräten, die jetzt ja vorhanden seien, sei das alles kein Problem, schwärmt Jäger. Zubereitet wird im XXL-Format: Die silbernen Kochtöpfe, der hölzerne Löffel, die fünf Kilogramm Nudelpackung – in der Küche der „Brücke“ ist alles auf Größe ausgerichtet.

Raquel Rempp (v.l.), Stefan Krusche und Rentner Thomas Proft loben das soziale Engagement des Vereins. © Nicolai Lehnort

Das gilt auch für die Menge an Lebensmitteln, die teilweise erst eingeräumt werden müssen, einige liegen noch in Klappkisten und Pappboxen. „Wir haben die Ware erst morgens in Ketsch geholt, aber wir hatten bislang kaum Zeit zum Sortieren“, schildert Jäger, was sich noch einspielen muss. Durch die Kooperation mit dem Ketscher Supermarkt „Nahkauf“ funktioniere die Beschaffung von Lebensmitteln zukünftig deutlich einfacher. Früher mussten stets verschiedene Geschäfte und Vereine angefragt und abgefahren werden, erläutert Schmitt das einstige Prozedere.

Ein Lieblingsgericht habe sie nicht, so Jäger, man müsse zunächst immer schauen, welche Lebensmittel sie bekämen. „Mir macht das Kochen an sich einfach Spaß“, zeigt sie sich pragmatisch. Bei der nächsten Essensausgabe an diesem Mittwoch wird die Küchenchefin der „Brücke“ bereits ein Stück vertrauter mit ihrer Arbeitsumgebung sein und den Gästen wieder ein anderes Gericht servieren. Einen Vorsatz hat sie dafür schon gefasst: „Wir müssen nächstes Mal früher anfangen.“

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