Schwetzingen. „Was lange währt, wird endlich gut“, klingt es mehrfach unter den Beteiligten. In der Tat hat der Schwetzinger Verein „Die Brücke“, der sich ehrenamtlich vor allem mit der Essensausgabe an Bedürftige beschäftigt, eine Hängepartie sondergleichen hinter sich. Seit beinahe einem Jahrzehnt suchten die Verantwortlichen neue Räumlichkeiten. Ende 2022 hatte diese Suche endlich ein Ende. Nach umfassenden Renovierungsarbeiten erfolgte nun die feierliche Einweihung in der neuen Wärmestube in der Friedrich-Ebert-Straße im Beisein vieler Besucher, darunter Gemeinderäte, Vertreter der Kirchen und öffentlicher Institutionen.
Bereits seit 20 Jahren hätte der Verein keine neuen Räume angeboten bekommen, beklagt der Vorsitzende Achim Schmitt im Gespräch mit dieser Zeitung. Als nach zwei Jahren der intensiven Suche die Info über die Möglichkeit eines Umzugs von der Stadt kam, reagierte Schmitt entsprechend ungläubig: „Wollen Sie mich verarschen?“ sei seine erste Reaktion gegenüber Andreas Oswald vom Bürgerbüro gewesen. Der Vereinsvorsitzende zeigte sich von der neuen Lokalität im ehemaligen „Café Treff“ begeistert: „Die Räume sind perfekt. Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können.“
Kontakt zu „Die Brücke“
- Adresse: Friedrich-Ebert-Straße 25, 68702 Schwetzingen
- Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch und Freitag von 12.30 bis 16.30 Uhr
- Essensausgabe: 12.30 bis 14 Uhr; Preise: Essen 2 Euro, Nachschlag 1 Euro, Getränk (0,3 Liter) 70 Cent.
- Anmeldungen zur Essensausgabe über die Facebook-Gruppe „Die Brücke“.
- Spenden an: Die Brücke e.V. Sparkasse Heidelberg IBAN: DE12 6725 0020 0025 0084 30
- Mehr Infos unter www.die-bruecke-schwetzingen.com nl
„Ich wollte das erst gar nicht glauben“, schildert auch Margrit Jäger von der „Brücke“ ihre Fassungslosigkeit über die Neuigkeiten. Dass sie zukünftig wieder warme Mahlzeiten für kleines Geld zu sich nehmen könnten, sei für die Besucher der Wärmestube eine riesige Erleichterung: „Einer hat fast geweint. So glücklich war er, dass er endlich wieder kommen kann.“ Herzstück der neuen Räumlichkeiten ist die neue Küche, die rund 16 000 Euro gekostet hat und von der Stadt bezahlt wurde. Die Zusammenarbeit mit Bürgermeister Matthias Steffan lobt Schmitt als „unbürokratisch“, Jäger freut sich schon auf „ein ganz anderes Arbeiten“, schließlich sei die alte Küche 20 Jahre alt gewesen.
Doch zwischen der Anmietung der Räume durch die Stadt bis zum Zeitpunkt des Bezugs lag jede Menge Arbeit. Von März bis Ende Juli hätte die Renovierung gedauert, so Schmitt. Stundenlang hätten zu Beginn mehrere Helfer des Plankstadter Vereins „Ahrschipper“ für die Entkernung geschuftet. „Es war hier drinnen so staubig, man hat die Leute kaum noch gesehen.“ Oberbürgermeister Dr. René Pöltl dankt besonders den Mitarbeitern des Bauhofs für ihre Unterstützung und spricht den Vermietern seinen Dank für einen fairen Preis für die Miete des Gebäudes aus. Die Stadt stelle dem Verein die Räumlichkeiten im Erdgeschoss kostenlos zur Verfügung und habe die Renovierung mit rund 30 000 Euro bezuschusst. Der Mietvertrag laufe mindestens zehn Jahre mit Option auf Verlängerung, wie Pöltl zusammenfasst. Neben der Stadt drückten unter anderem die BBBank mit einer Spende von 2000 Euro und die private Nachhilfeschule Dr. Sussieck mit 1200 Euro ihre Unterstützung aus, ebenso wie die Feuerwehr Gaiberg mit 300 Euro und die Awo mit 100 Euro.
Die neue Lage im Norden Schwetzingens bewertet die Stadtspitze als geeigneter, dort herrsche strukturell bedingt ein höherer Bedarf. Über den Keller in der Südstadtschule, wo die Essensausgabe zuvor betrieben worden war, verliert Jäger kaum positive Worte: „Viele konnten überhaupt nicht kommen, weil eine Treppe nach unten geführt hat. Mit einem Rollator hatte man keine Chance, dort überhaupt herunterzukommen.“ Die neuen Räume hingegen seien barrierefrei: Der Zugang erfolgt ebenerdig und es gibt eine behindertengerechte Toilette.
Kundschaft von "Die Brücke" in Schwetzingen hat sich verändert
Für die erste Essensausgabe an diesem Mittwoch hätten sich rund 20 Personen angemeldet. Das Klientel habe sich über die Jahre verändert: Kamen früher viele Obdachlose, seien es jetzt oft Rentner, die mit ihrem Geld nicht mehr auskommen würden, berichten sowohl Pöltl als auch die Vereinsmitglieder. „Wir hoffen, dass nicht nur Bedürftige kommen, sondern auch Menschen, die alleine sind und sich einfach ein wenig Gesellschaft wünschen“, hofft Jäger.
Hausmannskost in der Brücke wird aktuell an drei Tagen pro Woche ab 12.30 ausgegeben. Am Nachmittag können bis 16.30 Uhr noch Kaffee und Kuchen verspeist oder Spiele gespielt werden. Das Ziel sei, zukünftig an fünf Tagen in der Woche zu öffnen, sagt Jäger. „Momentan fehlt uns dafür aber das Personal.“ Zwar habe der Verein aktuell zwischen 80 und 100 Mitglieder, die wenigsten davon seien jedoch aktiv mit dabei. Die Essensausgabe und das Kochen etwa würden stets zwei bis drei Personen übernehmen.
An Lebensmitteln wird es Köchin Jäger zukünftig jedenfalls nicht mangeln: Der Ketscher Supermarkt „Nahkauf“ versorgt den Verein mit Lebensmittelspenden. „Die Zusammenarbeit läuft gut“, berichtet Jäger – und blickt voller Vorfreude auf ihren ersten Einsatz in der neuen Küche. Die Wärmestube kann ohne vorherige Anmeldung besucht werden.
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