Schwetzingen. Rund 30 Naturinteressierte folgten der Einladung des Nabu Schwetzingen zu einer nächtlichen Führung in den historischen Schlossgarten. Begrüßt wurden sie von den Vorstandsmitgliedern Dr. Frank Nürnberg und Jürgen Hauschild, die den Referenten Dr. Andre Baumann, Bündnis 90/Die Grünen, vorstellten. Der Biologe, Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender der Nabu-Gruppe, ist heute Landtagsabgeordneter und Staatssekretär im Umweltministerium und informierte nun in einer Pressemitteilung über die Führung.
Schon am Dreibrückentor flatterten die ersten Zwergfledermäuse über die Köpfe der Gäste. Diese kleinste heimische Art lebt oft in Siedlungsnähe, etwa in Rollladenkästen oder unter Metallverschalungen. Andere Arten wie die Wasserfledermaus oder der Große Abendsegler bevorzugen Baumhöhlen oder spezielle Nistkästen. Mit Taschenlampen und Ultraschalldetektoren ausgerüstet, machte sich die Gruppe auf den Weg durch den langsam dunkler werdenden Schlossgarten.
Schlossgarten Schwetzingen: Fledermäuse sind faszinierend
„Fledermäuse sind faszinierende Tiere“, erklärte Baumann. „Sie sparen Energie, reduzieren ihre Rufe und schalten bei Nahrungsknappheit in den Energiesparmodus.“ Die Vielfalt des Schlossgartens mit Wiesen, Wasserflächen, Hecken und alten Bäumen biete ihnen ideale Lebensräume. Während früher geschwächte Bäume gefällt wurden, setze man heute auf Sanierungen. „Die Staatlichen Schlösser und Gärten leisten hier großartige Arbeit“, betonte Baumann.
Die Wanderung führte am Tempel der Botanik vorbei, der Carl von Linné gewidmet ist, bis zum sogenannten „Schwarzen Meer“. Dort entdeckten die Gäste zahlreiche Zwergfledermäuse und Abendsegler. Auch ein Reiher war zu hören, während Wasserfledermäuse sich nur vereinzelt blicken ließen.
Weiter ging es am gesperrten Englischen Garten entlang, wo derzeit Baumsanierungen stattfinden. „Es braucht Zeit, solche Arbeiten fachgerecht umzusetzen. Aber es lohnt sich“, sagte Baumann. Besonders hob er hervor, dass dort inzwischen bunte Blühwiesen mit Klappertopf und Wiesensalbei wachsen – ein Gewinn für Insekten und damit auch für die Fledermäuse.
Auf dem Rückweg kam es schließlich zur „Rushhour“ der Tiere: Dutzende Fledermäuse jagten über dem Wasser und begleiteten die Gruppe bis zum Dreibrückentor. Dort fasste Baumann zusammen, dass der Schlossgarten nicht nur ein lokales Juwel, sondern auch Teil eines europäischen Flora-Fauna-Habitat-Gebietes von internationaler Bedeutung sei. „Der Erhalt dieses Naturerbes ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, sagte er und erinnerte daran, dass die Naturschutzmittel des Landes Baden-Württemberg unter Ministerpräsident Kretschmann von 40 auf 120 Millionen Euro aufgestockt wurden – eine Förderung, die auch in Schwetzingen spürbar sei.
Zum Abschluss dankte Baumann dem NABU Schwetzingen und allen Beteiligten für ihr langjähriges Engagement. „Die Ehrenamtlichen arbeiten Hand in Hand mit der Schlossverwaltung. Der Schlossgarten bleibt nur dann ein einzigartiges Naturerbe, wenn Menschen sich kümmern.“ Auch die Gäste zeigten sich beeindruckt – von der Vielfalt der Fledermäuse, vom Fachwissen der Referenten und vom sichtbaren Einsatz für den Natur- und Artenschutz direkt vor Ort.
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