Schwetzingen. Mitglieder des Fördervereins Städtepartnerschaften Schwetzingen sind ins Donaumoos und nach Neuburg an der Donau – dem Regierungssitz der Linie Pfalz-Neuburg – aufgebrochen, um unter anderem herauszufinden, warum Kurfürst Carl Theodor im Donaumoos beliebter war als in München.
Die Autorin Nadine Grimmig, selbst Kunsthistorikerin und Mitglied im Städtepartnerschaftsverein assistierte der ausgezeichnete Carl-Theodor-Kennerin Dr. Tanja Kohwagner-Nikolai von der Museumsabteilung der bayrischen Schlösserverwaltung fachlich bei der Führung durch das Residenzschloss in Neuburg an der Donau. Mit sehr viel Fachwissen wurde die Reisegruppe aus der Kurpfalz in das Leben Carl Theodors und in die geschichtlichen Zusammenhänge zurück bis zum Hochadelsgeschlecht – dem „Haus Wittelsbach“ – ins 12. Jahrhundert eingeführt.
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Es wurden die Wohnräume besichtigt, ausgestattet mit zahlreichen Gemälden von Carl Theodor und seiner Frau Elisabeth-Augusta. Ganz besonders beeindruckend wirkte das Deckengemälde „Divina Providentia“ durch die Verbindung von Karl Theodor und Elisabeth Augusta zum „Wohle der Kurpfalz“ von 1742. Es bezieht sich auf deren Hochzeit im Jahre 1742 und verklärt das Paar als die Zukunft der Kurpfalz.
Carl Theodor: Vom Spargelanbau zum kulturellen Mäzen
Die Reisegruppe erfuhr, dass Carl-Theodor im Donaumoos deswegen sehr beliebt war, da er dort die Menschen wirtschaftlich förderte und satt machte. Bei seiner Italienreise im Jahr 1774 war er so begeistert von der Technik der Trockenlegung der Pontischen Sümpfe, dass er kurzerhand das erlernte Wissen auf das Donaumoos anwandte und dieses 1796 trockenlegen ließ. Danach ließ sich nun auch Spargel um das Städtchen Schrobenhausen anbauen, dessen Anstich die Gruppe bereits am Morgen desselben Tages beiwohnte.
Aufgrund der Wittelsbachischen Hausverträge siedelte Carl Theodor 1777 von Mannheim nach München über. Der größte Coup gelang ihm jedoch zuvor mit der Unterzeichnung des letzten Hausvertrags von 1774, dem Constitutum possessorium, das besagt, dass er als alleiniger und rechtmäßiger Erbe der vereinten Wittelsbacher Ländereien Pfalz und Bayern eingesetzt wird. So erbte er auf friedfertige Art viele Ländereien, ohne Schlachten führen zu müssen, wie es seinerzeit üblich war. Andere Schlachtherren schimpften ihn neidvoll als den „faulen Kerl und Glücksschwein, das mehr Länder geerbt, als er selbst erobert habe“. Darauf spielt das allseits beliebte Schwein mit Kurfürsten und Mätresse des Bildhauers Lenk auf dem Schwetzinger Schlossplatz an.
Ein weiteres Highlight war der Besuch der Grotte im Residenzschloss, die von Pfalzgraf Friedrich Wilhelm 1667 erbaut wurde. Diese wurde im Jahre 1747 unter Carl Theodor renoviert und zeigt somit eine in der Kurpfalz nicht bekannte Facette des Fürsten. Als Fazit nahm die Reisegruppe mit, dass seine Regierungszeit enorme Bedeutung für die kulturelle, ökonomische und infrastrukturelle Entwicklung des süddeutschen Raumes in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte. Er galt als Mäzen und Kulturförderer.
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