Frauen Union

Frauen Union Schwetzingen feiert 50. Geburtstag

Beim 50. Geburtstag der Schwetzinger Vereinigung betonen alle, wie wichtig die weibliche Sicht der Themen in der Gesellschaft ist.

Von 
Stefan Kern
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Sie feiern 50 Jahre CDU-Frauen-Union in Schwetzingen: Inge Oberle (v. l.) , Regina Matheis, Christiane Haase, Luisa Rudnik, Monika Steidle, Diemut Theato, Olav Gutting, Rita Erny, Susanne Bertrand-Baumann, Claudia Martin, Erika Zipp, Diana Conte, Helena Moser, Waltraud Imhof, Walter Imhof, Julia Wirth und Nils Melkus. © Lenhardt

Schwetzingen. Niemand, der sich zum 50. Geburtstag der Frauen Union Schwetzingen zu Wort meldete, ließ Zweifel an der Bedeutung von Frauen in der Politik. Vom CDU-Bundestagsabgeordneten Olav Gutting und Bürgermeister Matthias Steffan bis zur früheren Walldorfer Bürgermeisterin und heutigen CDU-Abgeordnete im baden-württembergischen Landtag, Christiane Staab, sowie der Grand-Dame der Frauen Union und langjährige CDU-Abgeordnete im EU-Parlament, Dr. Diemut R. Theato, wurde deutlich, dass die weibliche Sicht in und für die Politik einen Unterschied markiere.

Nicht weil Frauen per se bessere Menschen seien, sondern weil mehr und vor allem verschiedene Sichtweisen in komplexen Gesellschaften bessere Entscheidungen zeitigen. Heißt im Umkehrschluss, Gesellschaften, die die Hälfte ihrer Mitglieder vom politischen Diskurs ausschließt, können keinen nachhaltig prosperierende Entwicklung initiieren.

Die Vorsitzende der Frauen Union Schwetzingen, Luisa Rudnik, hatte zur Geburtstagsfeier ins Restaurant „Delle Rose“ eingeladen. Erst seit 2019 Mitglied der CDU und seit dem letzten Sommer Vorsitzende der Frauen Union sei ihr der Wert der Frauen-Organisation innerhalb der CDU schnell klar geworden. Bis heute würden sich Frauen zurücknehmen und fast schon instinktiv ihre Sicht der Dinge selbst eher gering schätzen. Ein fataler Irrtum. Denn die anständige Gesellschaft ohne die Mitwirkung der Frau bleibe immer unvollständig. Und genau dagegen stehe die Frauen Union, die den Frauen eine Plattform biete, um sich in den politischen Diskurs einzufädeln.

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Davon, so Bürgermeister Steffan, habe das Land enorm profitiert. „In den vergangenen 50 Jahren hat sich doch einiges getan.“ Zugleich sei das Land bezüglich der Gleichberechtigung noch lange nicht am Ziel. Eine große Lücke sieht Steffan bei der Beteiligung muslimischer Frauen. In seinen Augen sind sie zu unsichtbar.

Von hier war es dann nur ein kleiner thematischer Schritt zu der Studie, die Deutschland gerade ziemlich irritiert. Nicht nur manifestiere sich hier bei jungen Männern und Frauen ein erstaunlich konventionelles Rollenverständnis, richtig schlimm sei, so Staab und Gutting, dass ein Drittel der jungen Männer Gewalt gegen Frauen akzeptabel findet. Was die beiden vermissten, war eine Aufschlüsselung nach Nationalität. Es gehe nicht um Stigmatisierung, so Staab. „Aber wir müssen wissen, von wem wir sprechen, um angemessen agieren zu können“, sagten Gutting und Staab unisono. Die Studie selbst orientiere sich laut „Plan International“ übrigens an unterschiedlichen Bildungsabschlüssen und bewusst nicht an Migrationshintergrund oder Religion. Für die beiden ein Fehler, denn Politik könne man nur machen, wenn man die Wirklichkeit kenne.

Eine Sicht, die auch Diemut Theato zu teilen schien. Für sie war die CDU schon immer die Partei, die mit Werten nah an der Wirklichkeit und deswegen auch relevant sei. Ihre Politisierung habe im Zuge der 68er-Unruhen Fahrt aufgenommen. Für sie malten die damaligen Protestler ein Zerrbild Deutschlands. „Dieses alles schlechtreden, war mir unerträglich.“ Was aber damals gefehlt habe, war die Sicht der Frauen. Der Weg in die Politik sei für Frauen steinig gewesen. Und das habe die Frauen Union so wichtig. Hier, in einer Art geschütztem Raum, hätten Frauen trainieren können, selbstsicher aufzutreten, Niederlagen wegzustecken und auf Kurs zu bleiben. Denn, wenn es besser werden soll, müssten Frauen zu sehen und zu hören sein. Leider würden Frauen sich allzu oft immer noch zurückhalten. Vor kurzem habe sie eine Diskussion von 20 Frauen und fünf Männern miterlebt. „Gesprochen haben vor allem die fünf Männer. Das muss anders werden.“

Was, so Staab, ein schwierig zu verwirklichendes Ziel sei. Nicht weil Frauen rhetorisch schlechter seien, sondern der politische Betrieb Frauen einfach weniger Platz böte. Und das auch wieder nicht, weil böse Kräfte das so wollten, sondern weil die Struktur der Politik mit ihren zahlreichen Verflechtungen und Verpflichtungen, nie wirklich familienfreundliche gestaltet werden könne. Das bleibe „ein frommer Wunsch“. Da müsse man sich ehrlich machen. Was aber nun nicht heiße, dass nicht immer wieder versucht werden muss Frauen verstärkt in den politischen Betrieb miteinzubinden. Eine Sicht, die auch Gutting und die Vorsitzende der Frauen Union Rhein-Neckar-Kreis, Christiane Haase, teilten. Frauen verändern den Diskurs, machten ihn komplexer und damit wirklichkeitsnäher, was für gelingende Politik ungemein wichtig sei. Für das nächste halbe Jahrhundert gibt es für Frauen Union also noch genug zu tun.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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