Bilanz - Weniger Brände / Neuanschaffungen vorgestellt

Freiwillige Feuerwehr Schwetzingen nennt Zahlen fürs Corona-Jahr

Weniger Brände und mehr Unwetter: Wegen der zunehmenden Unwetterlagen musste die Schwetzinger Feuerwehr 50 mal häufiger ausrücken als noch im Vorjahr. Die Brände gingen jedoch von 80 auf 56 zurück. Eine Bilanz.

Von 
Volker Widdrat
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Schwetzingen. Nach dem Feuerwehrgesetz für Baden-Württemberg hat die Feuerwehr bei Bränden und öffentlichen Notständen zu helfen und den Einzelnen und das Gemeinwesen zu schützen sowie zur Rettung von Menschen und Tieren aus lebensbedrohlichen Lagen technische Hilfe zu leisten. So steht es auch im Jahresbericht für 2020, den Bürgermeister Matthias Steffan und Kommandant Walter Leschinski am Dienstag in der Feuerwache am Neuen Messplatz vorstellten. Seit vielen Jahren ist die Feuerwehr für die Ölbeseitigung auf Verkehrsflächen zuständig und seit 1993 muss sie bei Einsätzen und Übungen auch den Rettungszug der Bahn innerhalb des Pfingstberg-Tunnels mit Kräften besetzen.

Auch das vergangene Jahr stand unter dem besonderen Einfluss der Corona-Pandemie. Das hat sich erneut im Einsatz- und Übungsgeschehen niedergeschlagen. Bei den Einsätzen war ein Rückgang von 15 Prozent zu verzeichnen, was vor allem dem Rückgang bei den Sicherheitswachen bei den wenigen öffentlichen Veranstaltungen geschuldet war. Wegen der zunehmenden Unwetterlagen war dagegen eine Steigerung von 50 Einsätzen gegenüber dem Vorjahr zu vermerken. Die Brände fielen von 80 auf 56 zurück. Die Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen sind allerdings von sechs auf 15 Einsätze gestiegen.

Einsätze in Zahlen

Die Freiwillige Feuerwehr wurde zu 443 Einsätzen alarmiert. Das ist ein Rückgang um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aufgrund der Hilfeleistungen bei Unwettern gab es eine Steigerung von 50 Einsätzen gegenüber 2019.

Es gab 56 Brände im Jahr 2020, im Vorjahr waren es 80 gewesen.

Die Anzahl der Fehlalarme ging von 79 auf 56 Einsätze zurück.

Die Feuerwehrleute retteten 59 verletzte Personen. vw

Feuerwehrdezernent Steffan dankte für die geleistete Arbeit in diesen Corona-Zeiten: „Starkregenereignisse und Unwetterlagen machen uns massiv zu schaffen, da wird künftig noch mehr auf uns zukommen.“ Die Stadt sei aber bei der Notstromversorgung mittlerweile gut aufgestellt. Bei einem Blackout könnten die Verwaltung des Rathauses und zudem bald die Sporthalle im Hirschacker mit Strom versorgt werden. So würde dann auch den Bürgern, die zuhause auf elektrische Geräte angewiesen sind, geholfen werden.

Neues Fahrzeug

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Ab sofort verfügt die Feuerwehr zudem über ein neues Wechselladerfahrzeug sowie einen Abrollbehälter für Notstrom. Die Gesamtkosten dafür belaufen sich auf 490 000 Euro. Das Fahrzeug mit der Wechseleinrichtung für den Transport solcher Behälter wird vom Land mit 61 000 Euro bezuschusst. Der angeschaffte Notstrombehälter besteht aus einem Grundrahmen, dem Behälteraufbau und dem Stromaggregat mit 215 kW Standardleistung. Das Notstromaggregat läuft unter „kommunaler Bevölkerungshilfe“, führte Kommandant Leschinski dazu weiter aus.

Der Kasten werde für die Stromeinspeisung in Gebäude genutzt, so könne man bei einem flächendeckenden und lang anhaltenden Stromausfall die Bevölkerung weiterhin versorgen. Eine stationäre Stromversorgung für die Feuerwache gebe es schon, etwa 72 Stunden könnte so unter Volllast weitergearbeitet werden.

„Der Abrollbehälter schließt eine große Lücke in der Ausstattung der Wehr“, dankte Steffan für die Entscheidung des Gemeinderats. Corona hat der Feuerwehr zweifellos einen entsprechenden Mehraufwand beschert, führte Leschinski aus. Die Corona-bedingten Einsätze seien eine besondere Herausforderung gewesen, pflichtete Ordnungsamtsleiter Pascal Seidel ihm bei. Die Feuerwehr habe unter anderem die Stadt mit Masken versorgt und bisher 45 000 Tests für die Schulen beschafft. Der Bauhof liefere die Tests aus, das soll bis Ende November so beibehalten werden.

Vor dem aktuellen Hintergrund der Flutkatastrophe im Ahrtal setze man auch weiterhin auf die Bevölkerungshilfe und den Einsatz der Warnsysteme Nina und Katwarn. „Ein gutes Instrument, um Menschen bei Unwetterlagen schnell zu informieren“, meinte Steffan. Gerätewart Lars Hoffmann führte durch die im Umbau befindlichen Sanitärräume. Der Umkleidebereich hinter dem Alarmeingang wurde gerade mit neuen Spinden versehen. Die Räume für die 48 Feuerwehrleute werden neu gefliest und mit einer Brandschutzdecke ausgestattet. Außerdem kommen neue Duschen dazu. Die gesamte Maßnahme schlägt mit 200 000 Euro zu Buche. Anfang Oktober soll alles fertig sein.

Gerät zum Kleiderimprägnieren

Beim Waschen und Imprägnieren der Einsatzkleidung müsse viel beachtet werden, erklärte Hoffmann die aktuellen Hygieneanforderungen. Die Feuerwehr hat gerade den Prototypen einer neuen Imprägnieranlage zum Testen da. Außerdem steht der Wehr jetzt auch eine Industriewaschmaschine zur Verfügung. Die gewaschene Einsatzkleidung muss richtig ausgespült und kann erst dann imprägniert werden. Die Imprägnierung wird dann im vorgeheizten Trockner fixiert. Der Trockenschrank soll noch installiert werden, so Hoffmann. Imprägnierkabine und Trockner kosten zusammen 40 000 Euro.

Mit den zahlreichen Einsätzen in der Corona-Zeit ist die Tätigkeit der Freiwilligen Feuerwehr aber längst noch nicht umfassend abgebildet. Für die Jugendfeuerwehr, die sich derzeit aus 28 Jungen und zwei Mädchen zusammensetzt, wurden im vergangenen Jahr Online-Treffen durchgeführt, was auch eine besondere Herausforderung darstellte.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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