Wie Vernetzung und der Blick über den eigenen Kirchturm hinaus der Region nützen könnte, wird sich vielleicht in der Bundesgartenschau zeigen, die 2023 in Mannheim stattfindet und womöglich ihren Samen in die ganze Region aussäen könnte. Die Schwetzinger Kulturreferentin und Sachgebietsleiterin Kultur, Tourismus, Städtepartnerschaften Dr. Barbara Gilsdorf hat jetzt die Initiative ergriffen und alle wichtigen Protagonisten in der Stadt darüber informiert, dass Mannheim stark an einer Zusammenarbeit interessiert sei. Schließlich sollen die Besucher am besten eine ganze Weile in die Region kommen und keine Eintagsfliege werden. Wer hätte da bessere Karten als Schwetzingen mit seinem Flair und seinem Schlossgarten. Wir haben mit Barbara Gilsdorf über ihre Ideen gesprochen.
Wie kam es jetzt zu dieses frühen Anstoß für eine Zusammenarbeit?
Barbara Gilsdorf: Wir sind ja in der Region seit einigen Jahren in engerem Kontakt. Mit Mannheim zusammen waren wir schon öfters auf Touristikmessen, schließlich ist es gut für alle, wenn man sich die Kosten teilen und den Effekt gemeinsam erzielen kann. Es geht ja darum, Touristen in die Region zu holen und ihnen klarzumachen, dass sie hier ganz viele verschiedene Dinge machen und erleben können. Jetzt hatten mit dem Stadtmarketing Mannheim, der IHK und dem Verein Metropolregion gleich drei starke Partner die Initiative ergriffen und zum einen uns Touristiker und zum anderem die Wirtschaftsförderer in der Region zusammengerufen und über die Möglichkeiten informiert, die wir durch die Buga 2023 haben.
Auf welche Annahmen beruhen die jetzigen Vorhaben?
Gilsdorf: Die Präsentation des Mannheimer Stadtmarketings und die Auswertung der Projektleitung der Buga 2019 in Heilbronn, die jetzt vorliegen, zeigen eindrucksvoll, welche Strahlkraft und welch ein Wirtschaftsfaktor die Ausrichtung einer Bundesgartenschau auch für die umgebende Region haben können. Hotels, Gastronomie, aber gerade auch der Einzelhandel in der ganzen Region haben davon profitiert. Bewusst hatte sich ja die Bundesgartenschau nicht ausschließlich auf das Außengelände konzentriert, sondern sich in der ganzen Stadt Heilbronn dargestellt. Und es gab eben auch in der Region Projekte, auf die in den Flyern aufmerksam gemacht wurde. Schließlich gibt es viele Menschen aus ganz Deutschland und aus dem Ausland, die mehrere Tage zum Buga-Standort kommen, aber nur einen Tag lang die Gartenschau besuchen und an den anderen Tagen weitere Dinge erleben wollen. Da ist doch unser Schlossgarten zweifellos einer der schönsten überhaupt, ein ganz wichtiger Anziehungspunkt – gewissermaßen eine Hauptattraktion nur wenige Kilometer vom Buga-Gelände entfernt.
Und für Menschen, die Großstädte nicht mögen, wäre es ja auch ein guter Hotelstandort?
Gilsdorf: Natürlich. Bei uns kann man sich doch prima abends auf dem Schlossplatz und in der überschaubaren Innenstadt von den Strapazen des Buga-Besuches erholen, entstresst übernachten und den nächsten Tag im Schlossgarten verbringen oder von hier aus zu den benachbarten Hotspots nach Heidelberg oder Speyer fahren.
Wie könnte sich denn Schwetzingen gut einbringen?
Gilsdorf: Wir haben ja mehrfach Themenjahre ausgerufen, die wir dann das ganze Jahr über bespielt haben. Die letzten Themenjahre, die in Schwetzingen breit angelegt begangen wurden, liegen, mit „350 Jahre Spargelanbau in Schwetzingen“ (2018), dem „Drais-Jahr“ (2017) und „1250 Jahre – Ersterwähnung im Lorscher Codex“ (2016) schon einige wenige Jahre zurück. 2023 könnte wieder ein Schwetzinger Themenjahr werden. Es fügt sich ideal, dass 2023 in Schwetzingen einige Jubiläen anstehen, die sich inhaltlich in den Themenbereich Bundesgartenschau einreihen ließen: Der 300. Geburtstag von Nicolas de Pigage, der 200. Todestag von Friedrich Ludwig von Sckell und der 180. Todestag von Johann Michael Zeyher – allesamt wichtige Gartengestalter und -architekten, die in Schwetzingen und in ganz Europa ihre Spuren hinterlassen haben. Ob nun Richtung Buga gedacht oder Richtung Jubiläen in Verbindung mit Gartenkünstlern, die im Schwetzinger Schlossgarten gewirkt haben, das Thema Garten und damit Natur kann breit gespielt werden, ob in der Musik, der bildenden und darstellenden Kunst oder in den Bereichen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Wir sind da total offen, deshalb habe ich jetzt auch schon darauf hingewiesen, um Ideen zu sammeln und ein schönes Programm zusammenstellen zu können. Die Schwetzinger Zeitung war übrigens die erste, die geantwortet hat, inzwischen gibt es schon zahlreiche Interessierte.
Wo liegt der Mehrwert für die Geschäftsleute und die Bürger?
Gilsdorf: Eine Breitenwirkung ist gesichert, sowohl für die Bürger als auch für Tagesgäste oder Touristen könnte ein ergänzendes Angebot zur Buga viele Menschen begeistern und zum länger bleiben oder wiederkommen animieren. Und zugleich wäre ein Mehrwert für den lokalen Einzelhandel, die Gastronomie und Hotellerie erzielt. Sowohl die Staatlichen Schlösser und Gärten, als auch die Stadtverwaltung haben schon eine generelle Teilhabe an dem Themenjahr signalisiert, und konkrete Buchungen einiger Möglichkeiten der Bewerbung in Aussicht gestellt. In der Schlossverwaltung laufen derzeit noch interne Abstimmungen über die Teilhabe. Von städtischer Seite aus wäre es vorstellbar, folgende Veranstaltungen, die regulär anstünden, unter besagtes Thema zu stellen: Eine städtische Ausstellung im Palais Hirsch, die Kunstaktion „Im Wege stehend“, die in Kooperation mit dem Schwetzinger Kunstverein wieder geplant ist, ein Schule-Kunstprojekt, spezielle Stadtführungen, die sich mit den Jubilaren beschäftigen, das Aufstellen von Motivbänken für Sckell und Zeyher. Als Veranstaltungsorte wären der Platz der Freundschaft und der Marstall-innenhof gut denkbar. Aber es gibt sicherlich noch ganz viele andere Ideen, die sich da verwirklichen lassen. Denken Sie nur an die Partnerstädte mit ihren Parks, an Vortragsreihen zusammen mit der Volkshochschule und vieles mehr. Demnächst wollen wir unsere Vorstellungen im Kulturausschuss vorstellen und sind schon gespannt, was dort für Anregungen kommen.
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