Ehemaliges Pfaudler-Areal

Grünes Licht für Investoren des Wohnquartiers „Schwetzinger Höfe“

Die Firma Epple als Investor und Projektträger unterzeichnet mit der Stadtspitze den städtebaulichen Vertrag für das ehemalige Pfaudler-Areal.

Von 
Volker Widdrat
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Ein richtungsweisender Termin: Epple-Geschäftsführer Andreas Epple mit Matthias Ohlheißer und Dr. Thomas Grimann von Ceonceptaplan, Bürgermeister Matthias Steffen, Wolfgang Leberecht vom Amt für Wirtschaftsförderung, Oberbürgermeister Dr. Rene Pöltl und Patrick Körner von der Wohnbaugesellschaft unterzeichnen den städtebaulichen Vertrag. Auf dem Tisch steht ein Modell, wie das künftige Quartier „Schwetzinger Höfe“ aussehen soll. © Lenhardt

Schwetzingen. Der Gemeinderat gab am Mittwochabend mehrheitlich grünes Licht für die Realisierung des neuen Wohnquartiers „Schwetzinger Höfe“ auf dem ehemaligen Pfaudler-Areal (wir berichteten). Der Grundsatzentscheidung zur weiteren Umsetzung und zum Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan folgte am Donnerstagvormittag die Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrags zwischen der Firma Epple Projekt Kurpfalz GmbH als Investor sowie Projektträger und der Stadtspitze.

Das Projekt sei die größte städtebauliche Entwicklung seit der Erschließung des Wohngebiets Schälzig, betonte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl die „historische Entscheidung“ des Gemeinderats für „ein innerstädtisches Wohnquartier, das dringend erwartet wird“. Auf einer Fläche von knapp sieben Hektar sollen mehr als 600 Wohnungen für weit über 1000 Menschen entstehen. „Wir freuen uns auf den ersten Bauabschnitt. Das Projekt entsteht unter spannenden Rahmenbedingungen. Mit der Qualität des Quartiers werden wir alle Herausforderungen aufgreifen und auf viele Fragen, die sich erst in den nächsten Jahren stellen, immer wieder Antworten geben können“, dankte Pöltl den Investoren und Kooperationspartnern für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in den vergangenen fünf Jahren. Der Projektentwickler sei der Stadt „über das normale Maß hinaus“ entgegengekommen. In einem intensiven Prozess der kooperativen Zusammenarbeit sei „ein rundes und detailliertes Ergebnis erzielt worden“.

Mittlere Angebotsmiete

Chronik der Entwicklung

Das ehemalige Pfaudler-Grundstück, das die Epple Projekt Kurpfalz GmbH 2017 gekauft hat, ist 6,9 Hektar groß.

Im ersten Bauabschnitt entstehen 145 Wohn- und zwei Gewerbeeinheiten.

Geplant sind mehr als 600 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, gestapelten Reihenhäusern, Stadtvillen und einem Turmhaus.

Im September 2018 fand die erste Bürgerinformation statt.

Das neue Wohngebiet soll über Gründächer, intelligente Straßenbeleuchtung sowie Ladeinfrastruktur für E-Autos und E-Bikes verfügen. 10 000 Quadratmeter Solarkollektoren sollen den durchschnittlichen Strombedarf decken.

Insgesamt acht Teilquartiere mit jeweils eigenen begrünten Innenhöfen gruppieren sich um einen zentralen Platz, genannt „Grüne Mitte“.

Der Bau einer Fuß- und Radverkehrsbrücke über die Bahntrasse ist vorgesehen.

Im urbanen Quartier sind neben Wohnungen und Gewerbeeinheiten auch öffentliche Nutzungen geplant. Im zweiten Bauabschnitt soll ein Kunstkindergarten mit angrenzender Werkstatt errichtet werden.

Künstlerisch begleitet wird das Projekt vom Künstlerkollektiv „Umschichten“ (Stuttgart) und Professor Georg Winter (Saarbrücken).

Wohneinheiten für seniorengerechtes Wohnen sollen ebenso entstehen.

Im Sommer gab es die letzten öffentlichen Rundgänge durch die alten Industriebauten.

Am 29. September 2021 stimmte der Gemeinderat mehrheitlich dem Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans zu. vw

Besonders freue ihn, dass für die „Schwetzinger Höfe“ gute Lösungen für bezahlbaren Wohnraum erarbeitet und festgelegt worden sind. Mit den vertraglich vereinbarten 170 Wohnungen sei eine Quote von 22 Prozent erreicht worden. Zum einen gibt es künftig einen vergünstigten Erwerb für kommunale Mietwohnungen. Zum anderen wird die Stadt zusammen mit der Schwetzinger Wohnbaugesellschaft im neuen Stadtquartier geförderte Eigentumswohnungen schaffen. Und schließlich wird Epple im Vertragsgebiet Wohnungen mit einer mittleren Angebotsmiete erstellen. „Wir haben uns gegenseitiges Vertrauen verdient und sind auf das Ergebnis sehr stolz“, dankte Projektträger-Geschäftsführer Andreas Epple der Stadt: „Das neue Quartier wird als Benchmark über die Metropolregion hinaus Bedeutung erlangen.“ Mit dem einzigartigen Projekt stehe man vor großen Herausforderungen, vor allem beim Thema Nachhaltigkeit. Im Sinne einer schonenden Ressourcennutzung habe man dazu ein Energiekonzept entwickelt, das den Klimaschutz in den Fokus rückt. Die ökologischen Aspekte habe man deshalb ausführlich in das eigens erstellte Quartiershandbuch „Schwetzinger Höfe“ mit einbezogen, so Epple.

Klimaschutz von Bedeutung

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Das 125-seitige Exposé, das es in so einer Form noch bei keinem Bauprojekt gegeben hat, vermittelt einen Einblick in den intensiven Entwicklungsprozess mit der mehrstufigen bürgerschaftlichen Beteiligung sowie einen Vorgeschmack auf das neue Wohnquartier im Herzen der Spargelstadt. Übergeordnetes Ziel bleibe die möglichst weitgehende Reduzierung des CO2-Ausstoßes, bekräftigte Epple. Klimaschutz sei bei der Entwicklung des großen Stadtquartiers von tragender Bedeutung. So sollen möglichst wenig Flächen versiegelt und das Niederschlagswasser für die begrünten Dächer und die oberflächennahen Bodenschichten zurückgehalten werden.

„Die Herausforderungen der über sechs Hektar umfassenden Baustelle sind groß“, erläuterte Dr. Thomas Grimann, Geschäftsführer der Conceptaplan GmbH Dossenheim, die Baumaßnahmen für das „beispielhafte und zukunftsweisende Quartier“. Das beim Abbruch der Pfaudler-Hallen anfallende Material sowie das Erdreich beim Aushub soll in möglichst großem Umfang vor Ort sortiert, aufbereitet und wiederverwendet werden: „Das ist aus ökologischen Gründen vernünftig, denn Baustoffe sind auch endlich.“ Wenn der erste von acht Bauabschnitten fertiggestellt sein wird, würden Menschen dort wohnen, wo nebenan noch gebaut wird. Der Bereich werde dann aber schon von Lärmemissionen abgeschirmt sein, versprach Grimann weitreichende Schallschutzmaßnahmen: „Das muss wie in einem Konzert alles durchkomponiert sein.“

Schon bald geht’s los

Mit dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats und der Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrags wandelt sich das Projekt endgültig von der Theorie in die Praxis. Der erste Bauabschnitt im nördlichen Teil des Gesamtgebiets kann zunächst ohne den Bebauungsplan starten. In den nächsten Tagen beginnen die Erdaushubarbeiten. Im ersten Bauabschnitt entstehen 145 Wohneinheiten, davon sind schon 70 Wohnungen preisbegünstigt. Die endgültige Baugenehmigung dürfte im Oktober vorliegen. Nächstes Jahr gibt es noch einen städtebaulichen Wettbewerb für die Ecke Südtangente und entlang der Scheffelstraße. Dann ist auch Planungsbeginn für den zweiten Bauabschnitt. Etwa 2027 soll das Projekt abgeschlossen sein. „Wir haben es geschafft, unsere Vorstellungen klarzumachen“, wies Bürgermeister Matthias Steffan noch einmal auf das Quartiershandbuch hin, das demnächst auch auf der Homepage der Stadt eingesehen werden kann: „Darin sind alle Lösungen dargestellt. Die Menschen sollen ein Gefühl dafür bekommen, was dort innerstädtisch entsteht.“

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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