Ehemaliges Pfaudler-Areal

Schwetzinger Höfe: Urbanes Quartier baut auf starke Bürgerbeteiligung

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Das Pfaudler-Gelände im Sommer 2021 – jetzt werden aus dem Industrieareal die Schwetzinger Höfe. © Epple

Was in Schwetzingen in den letzten anderthalb Jahren passiert ist, kann nicht nur in der Stadt, sondern auch für künftige Quartiersentwicklungen in der Metropolregion ein Beispiel für gelungene Projektentwicklung sein. In den zurückliegenden 20 Jahren haben sich politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen der Bürgerbeteiligung in Deutschland stark verändert, sodass es heute darauf ankommt, Menschen im Entstehungsprozess von Entwicklungen nicht nur frühzeitig zu informieren, sondern vielmehr sie mit ihren Ideen, Wünschen, aber auch Bedürfnissen zu beteiligen.

Bereits Ende 2018, nur wenige Monate, nachdem die EPPLE Projekt Kurpfalz GmbH das ehemalige Pfaudler-Industrieareal gekauft hatte und man sich mit der Stadt einig über eine künftige Wohnbebauung an diesem Standort war, wurde die Schwetzinger Bürgerschaft in die Planungen mit einbezogen. In einer Veranstaltung im Palais Hirsch konnte diese an sechs Thementischen ihre Anregungen zu den ersten Entwürfen einbringen. Daraufhin wurde unter anderem das Verkehrskonzept neu entwickelt, das künftig im neuen Stadtquartier Schwetzinger Höfe den Fußgängern und Radfahrern Vorrang vor dem Autoverkehr einräumen soll.

„Der Name EPPLE steht seit 37 Jahren für Qualität bei der Durchführung von anspruchsvollen Neubau-Immobilienprojekten in den Regionen Heidelberg/Rhein-Neckar sowie Mainz/Rhein-Main und Stuttgart“, so die Schwetzinger Stadtspitze. Die insgesamt 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Partnerunternehmen EPPLE und CONCEPTAPLAN, die sich gemeinsam der Quartiersentwicklung annehmen, folgen der Grundmaxime, sich mit Einfühlungsvermögen und Leidenschaft zu engagieren, so dass am Ende eines Projektes ein einzigartiger, neuer Lebensmittelpunkt für die Menschen entsteht.

Größtmögliche Transparenz

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Um den Herausforderungen des Wohnstandortes an einer der ältesten und stark frequentierten Eisenbahnlinien, angrenzend an ein Gewerbegebiet und die Südtangente, adäquat zu begegnen, entschied sich der Projektentwickler, ein interdisziplinäres Workshop-Verfahren zu starten. Im Planungsprozess wurde mit umfassende Transparenz, einem planerischen Konsens und dem frühzeitigen Einbeziehen aller Projektbeteiligten ein Masterplan entwickelt. Neben den Anregungen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Interessensgruppen, arbeiteten die Vertreterinnen und Vertreter des Gemeinderates und der Verwaltung, die Architekten und Sachverständigen gemeinsam daran, eine hochwertige Neuentwicklung zu planen, die nicht auf ein konkurrierendes Verfahren zurückgeht, sondern das Ergebnis gemeinsamer Diskussion ist.

Künstler begleiten das Projekt

Mit Unterstützung der baden-württembergischen Kulturstaatssekretärin Petra Olschowski konnten das Stuttgarter Künstleratelier „Umschichten“ und der international tätige Prof. Georg Winter von der Hochschule der Bildenden Künste Saar gewonnen werden, die sich bei sogenannten Transformationsprozessen einen Namen gemacht haben. Seither begleiten diese Künstler das Projekt.

Während das Entstehen von Quartieren und Stadtteilen in den 1960er und 1970er Jahren noch von Verdichtungsräumen geprägt war, ist die heutige Stadtentwicklung von einem neuen Urbanismus gekennzeichnet. Aus diesem Grund sollte die neue Bebauungsart auf dem ehemaligen Pfaudler-Areal die Vorzüge städtischen Lebens in Verbindung mit gesunder sozialer und wirtschaftlicher Durchmischung und einer erheblichen Einsparung von Ressourcen wie Anfahrtswege, Heizkosten, Infrastrukturkosten vereinen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wurden drei renommierte Architekturbüros in einem konkurrierenden Verfahren gleichzeitig beauftragt, das neue Stadtquartier zu planen.

Urbaner Entwurf

Im Ergebnis konnte sich mit Anregungen der anderen Büros der Entwurf vom Architekturbüro Florian Krieger aus Darmstadt beim Gemeinderat und den Verantwortlichen durchsetzen. Er sieht eine große, parkähnliche Grünfläche im Herzen des Quartiers vor, das von sieben Teilquartieren unterschiedlicher Größe, Typologie und Struktur eingefasst wird. Die verschiedenen „Nachbarschaften“ sind auf diesen zentralen Grünraum bezogen und gewinnen daraus ihre Lagequalität. Das „Wohnen am Park“ und das Wohnen in einem durchgrünten Umfeld werden zu einem prägenden Merkmal des gesamten Quartiers und schaffen ein Gegengewicht zum verkehrlich und gewerblich geprägten Umfeld und den damit verbundenen Lärmbelastungen.

Im November 2020 waren die knapp 22 000 Einwohner aufgerufen, sich an einem digitalen Bürgerforum zu beteiligen. Das Interesse war mit weit über 100 Teilnehmern groß – Ideen und Wünsche für den weiteren Prozess wurden aufgenommen.

Seit Beginn des Jahres 2021 stehen die Uhren auf Abschied von der Industriegeschichte auf diesem Areal. Im März begannen die ersten Abbrucharbeiten, nahezu 300 Schwetzinger besichtigten nochmals die Hallen. Am 29. September wird dann der Gemeinderat nach einer beispielgebenden Projektentwicklung über die Aufstellung des Bebauungsplans, den begleitenden städtebaulichen Vertrag und ein 130-seitiges beeindruckendes Quartiershandbuch beraten und die Weichen für das Wohnen und Leben von 1450 Menschen stellen. ab/hr

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