Schwetzingen. Sogar für eine Grundschule ist der Geräuschpegel im Klassenzimmer der Zweitklässler an diesem Tag ungewöhnlich hoch. Doch was ist in der Zeyher-Grundschule schon gewöhnlich? „David, David, David“, schreit es von der Fensterfront. „Lina, Lina, Lina“, hallt es von der gegenüberliegenden Wand in den von Stühlen und Tischen befreiten Innenraum. Sedat Ayvaz, ein Nachwuchstrainer der TSG Hoffenheim, steht zwischen den beiden Fronten. In der Hand hält er eine Stoppuhr.
Die Bundesjugendspiele sind auch an Schwetzinger Schulen ein zweischneidiges Schwert. Sie fördern Bewegung, Ehrgeiz und das Gefühl der Selbstwirksamkeit, sagen die einen. Für viele andere ist der deutschlandweite, schulische Athletikwettbewerb eher mit dem Gefühl des Scheiterns und mit Scham verbunden. Wenn die Kinder merken, dass das sportliche Ass mit einer Ehrenurkunde heimgeht, während sie selbst nur eine Teilnehmerurkunde erhalten, leidet nicht selten das junge Selbstbewusstsein. Da helfen dann auch keine pädagogischen Streicheleinheiten im Nachhinein.
Aus diesen Gründen suchen immer mehr Schulen nach Alternativen. Den sportlichen Geist der Kinder weiter zu stärken und die eventuell demotivierenden Effekte der Bundesjugendspiele zu minimieren, ist meistens die Hoffnung, wenn die Schulgemeinschaft einen Plan B einführt. So auch bei der Zeyher-Grundschule, die vor wenigen Jahren den alljährlichen Sporttag für sich entdeckt hat.
„Normalerweise machten die Schüler an dem Tag trotzdem Leichtathletik “, sagt Klassenlehrerin Natascha Betzwieser. Es sei den Einflüssen eines neuen Pädogenen im Kollegium zu verdanken, dass die Schule in diesem Jahr ganz andere Wege geht, erklärt Betzwieser. „Er kennt das Nachwuchsprojekt der TSG Hoffenheim schon länger und schlug das im Lehrerzimmer vor.“ Eine Idee, die bei der Schulleitung auf offene Ohren stieß, immerhin gestalteten die Nachwuchstrainer des Fußball-Bundesligisten mit ihrem berühmten „Hoff-Express“ nun den diesjährigen Sporttag der Zeyher-Grundschule. „Eigentlich hätten alle Stationen auf dem Schulhof aufgebaut sein sollen, wegen des schlechten Wetters ist es jetzt nur das Fahrzeug der Trainer“, sagt die Klassenlehrerin.
Die erfahrenen TSG-Trainer ließen sich vom Regen nicht beirren – sie nutzten kurzerhand die frühen Morgenstunden, um das Schulhaus zur Sportstätte umzufunktionieren. Und so klappt es doch: In der Turnhalle, im „Hoff-Express“ und in vier Klassenzimmern betreuen sechs Trainer mit Unterstützung der Lehrer die Schüler aus insgesamt neun Grundschulklassen. Die Organisation und Planung im Vorhinein lag vollständig in den Händen der Nachwuchstrainer.
„Ich habe noch nicht alle Stationen gesehen, die, die ich gesehen habe, sind aber total cool“, findet Kira. Bisher durfte die Erstklässlerin im „Hoff-Express“ ein Quiz und ein Geschicklichkeitsspiel absolvieren. Nach dem konzentrationsfordernden Geschicklichkeitsspiel kann die Siebenjährige sich jetzt in der Hüpfburg auspowern. Sie freue sich schon sehr auf den Rest des Vormittags. Der hat einiges zu bieten: Die Trainer haben unter anderem ein Messgerät dabei, das die Schussgeschwindigkeit der Kinder anzeigt. Es gibt eine elektronische Bodenplatte, auf der die Schüler sehen, wie schnell sie trippeln können. Und in einem Klassenzimmer stehen bunt blinkende Pylonen, welche die Kids nach Aufleuchten schnellstmöglich berühren sollen. „Spiel, Spaß und Freude stehen im Vordergrund des Tages“, sagt Trainer Sedat Ayvaz.
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