Wann hat das eigentlich angefangen, das mit der zunehmenden Gleichgültigkeit, mit dieser fortschreitenden Egomanie? Manchen Menschen ist es einfach egal, etwas Bestehendes mutwillig zu zerstören, Rücksicht zu nehmen, das eigene Bedürfnis hinten anzustellen.
Gleichgültigkeit und Egomanie gab es schon immer. Jedoch verstärkt sich mein Eindruck, dass dies zunehmend schlimmer wird. Von zufriedenen Menschen geht doch eigentlich Ruhe und Gelassenheit aus – heißt es. Und Menschen, die mit sich selbst unzufrieden sind, projizieren ihre eigene Unzufriedenheit nach außen, drücken sie am Ende durch dumpfe Gewalt, durch Unhöflichkeiten und durch destruktives Miteinander aus. Haben wir die Zufriedenheit verlernt? Das Erfreuen an Schönem? Ein höfliches Miteinander zu führen? Ich denke schon.
Es ist an so vielen Augenblicken im Alltag festzumachen, etwa, als ich kürzlich den Schlossplatz passierte. Ein roter Kleinwagen rauschte die Carl-Theodor-Straße entlang, tat auch nicht daran, wie ausgewiesen, langsamer zu fahren. Der ältere Herr am Steuer gestikulierte wild hinter der Scheibe in meine Richtung, als ich just vor seiner Kühlerhaube über die Straße ging. Durch das offene Fenster schrie er mir „blöde Kuh“ zu und als ich sagte, er möge doch mal die Verkehrsschilder richtig deuten, erntete ich ein freundliches „Halt’s Maul“. Nun, beides finde ich hochgradig uncharmant, weil ich zum einem Kühe nicht für blöd halte und zum anderen ungern von Fremden geduzt werde, für ein „Halten Sie das Maul“ hätte die Zeit auch gereicht.
Spaß beiseite. Um was geht es mir? Um Selbstreflexion. Bevor man Aussagen oder Handlungen tätig, wäre es doch gut, erst einmal darüber nachzudenken, ob man selbst so behandelt werden möchte oder welche Konsequenzen das Tun hat. Aber vermutlich ist das auch zu viel verlangt – wobei ja der Ich-Bezug bei einem solchen Handeln auch da wäre, nur halt im Sinne aller.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Ich – nur eben im Sinne aller
Katja Bauroth über ein fragwürdiges Miteinander