Was für ein Traumsonntag! Als Björn Becker, Regionalleiter der Sparkasse Heidelberg, gemeinsam mit unserer Zeitung als Veranstalter den Jazzfrühschoppen um 11 Uhr eröffnete, waren sämtliche Biertischgarnituren auf den Kleinen Planken in Schwetzingen besetzt. Zusätzliche Stühle wurden aus dem Lutherhaus beigeschafft und an schattige Plätze gestellt. Die evangelische Pfarrerin Dr. Franziska Beetschen verabschiedete gerade noch die Gottesdienstbesucher nebenan in der Stadtkirche und lotste manch einen zum beschwingten Vormittag.
Dort war sie später hinter der Theke mit den Ehrenamtlichen des Fördervereins der Lutherkindertagesstätte um Dr. Jürgen Lübbehusen anzutreffen. Die 200 Weißwürste, die Obazda-Portionen, Weinschorle, Hopfenkaltgetränke und Aperol waren als Brunch genauso begehrt wie der Kuchen, den die Hebel-Gymnasiasten mitbrachten. Jasmin, Leni, Tim und Pauline verkauften diesen, um Geld für ihren Abiball einzunehmen.
Vergleich mit Till Brönner
In Sachen Musik kamen die Besucher mit Thomas Siffling und seinen Rhein-Neckar All Stars auf ihre Kosten. Diese Formation erlebt man so nicht alle Tage und das i-Tüpfelchen war die fantastische Sängerin Jil Pappert. Die 26-Jährige verpackte mit ihrer kräftigen und zugleich samtigen Stimme zauberhaft den Rhythmus von Bandleader Siffling (Trompete), Olaf Schönborn (Saxofon), Matthias „T.C.“ Debus (Bass), Konrad Hinsken (Fender Rhodes) sowie Erwin Ditzner (Schlagzeug) und erntete dafür zu Recht eine Menge Applaus.
Der flog den begnadeten Musikern genauso zu – jedes Soli feierte das jazzbegeisterte Publikum. Das freute auch die Bühnenakteure: „Die Stimmung hier ist richtig klasse“, lobte Konrad Hinsken die Zuhörer in Schwetzingen. Zu denen gehörten die langjährigen SZ-Leser Renate und Dieter Henninger aus Plankstadt. Für sie steht Thomas Siffling dem mehrfachen Echo-Preisträger Till Brönner in Nichts nach: „Ein wunderbares Konzert, einmalig“, lobte das begeisterte Paar.
„Das ist mein Glücksgefühle Festival“, sagte Christiane Appel aus Brühl, die begeistert von den loungigen Melodien war. „Genau meins“, kommentierte sie Interpretationen wie „Cuban Hang“ und „Changing minds“ aus dem ersten von drei Sets.
Wunsch nach gängigeren Stücken
Für Jazz-Urgestein Aart Gisolf aus Schwetzingen hätten es gern mehr bekanntere Titel wie „Summertime“ sein dürfen, „das möchten die Leute eher hören“, war er der Ansicht. Nichtsdestotrotz traf er viele bekannte Gesichter und man tauschte sich auch über die bevorstehenden Jazztage der Jazzinitiative Schwetzingen aus. Für die machte deren Vorsitzender Manfred Kern zwischendurch ein bisschen Werbung, immerhin konnten bei einem Gewinnspiel unserer Zeitung Karten dafür abgestaubt werden.
Im Publikum saß zudem Rick Hatton. Der bekannte Trompeter war mit Kumpel Reiner Vierling gekommen. Thomas Siffling kenne er schon seit dessen Studienzeit und er habe einige Sessions mit ihm gespielt, berichtete er von einer witzigen Situation, als er Siffling bei einem Soli einfach mal die Bühne überließ – und dann nicht mehr auftauchte. „Er hat sich toll entwickelt“, so Hattons Ansicht am Sonntag.
Die teilte auch Dieter Kaufmann aus Ketsch, ebenfalls ein langjähriger Musiker (unter anderem im Polizeiorchester Mannheim und beim Musikverein Ketsch). „Ich kenne Thomas von früher, wir haben in unserer Jugendzeit zusammen gespielt. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gehört“, nutzte er mit Gattin Elke nun die Gunst der Stunde beim Jazzfrühschoppen und wurde nicht enttäuscht: „Ein tolles Konzert.“
Ein „Gutwettergarant“
Es war das letzte Open Air für Thomas Siffling in diesem Jahr – „und es hat nie geregnet“, könnte man ihn als „Gutwettergarant“ titulieren. Ein Garant für fantastischen Jazz ist er auf jeden Fall, wovon sich die Besucher seines Clubs „Ella & Louis“ in Mannheim regelmäßig überzeugen können. Sein „Sunday Afternoon“ passte mehr als nur perfekt als Überleitung in den Nachmittag dieses verkaufsoffenen Mozartsonntags, mit dem das Stadtmarketing das bald beginnende Mozartfest der Mozartgesellschaft Schwetzingen einläutete.
Doch erst mal gab’s noch tollen Jazz: Das durch Michael Jackson bekannt gewordene Stevie-Wonder-Stück „I can’t help it“ interpretierte Jil Pappert so traumhaft, dass man nicht genug davon bekommen konnte. Ihr persönlicher Lieblingssong an diesem Tag war „Comes Love“. „Schöner kann man den Fakt, dass Liebe einfach passiert, nicht verpacken“, fand nicht nur sie.
Nach drei Stunden verabschiedeten sich Thomas Siffling und die Rhein-Neckar All Stars mit der Zugabe „Good Morning Heartache“ (Guten Morgen Herzenskummer) in der Hoffnung, selbiger verwandelt sich eher in Herzensfreude oder eben Glücksgefühle, von denen es an diesem Wochenende in der Region zuhauf gab.
Und wer für zusätzliche am Sonntag sorgen wollte, bummelte noch durch Schwetzingen, freute sich über viele Schnäppchen in Sachen Sommermode, Bücher und Brillen sowie die neuesten Kollektionen für die kühlere Jahreszeit. Ganz so voll wie sonst waren die Straßen und Geschäfte dieses Mal nicht, dafür die Terrassen der Cafés und Restaurants. Denn so viele warme Traumtage wie dieser Sonntag dürften dieses Jahr nicht mehr kommen.
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