Schwetzingen. Es ist nicht wirklich überraschend von der Musikschule als Klangkörper zu sprechen. Wird hier doch täglich in vielen Räumen Musik gemacht. Doch was sich hier am Wochenende zum Tag der offenen Tür abspielte, sprengte die übliche musikalische Klangskala der Musikschule dann doch: Bei geschlossenen Augen hatte man das Gefühl, kurz vor einem großen Konzert zu stehen, wenn das Orchester seine Instrumente noch einmal stimmt.
Der wohl größte Unterschied betraf die Augen der Musiker. Schon ein oder zwei Töne entlockten den Kindern auf ihrer musikalischen Entdeckungstour ein strahlendes Lächeln. Musik, so konnte man den Eindruck gewinnen, ist ein in Akustik verpacktes Glückselixier. Noch schöner formulierte es Farzin Mousavizadeh, der den offenen Tag der Musikschule mit seinem Sohn Diaka besuchte. Bei ihnen im Iran gebe es ein Sprichwort: „Wenn du ein Instrument spielst, wirst du nie alleine sein“.
Schlagzeug, Gitarre und zahlreiche andere Instrumente sind in Schwetzingen vertreten
Die Musikschule Bezirk Schwetzingen mit ihren 1400 Musikschülern und 60 Lehrern präsentierte sich in wahrlich glänzendem Licht. In 17 Räumen wurde verteilt auf drei Etagen vom Schlagzeug, Gitarre, Klavier, Fagott, Klarinette und Oboe über Harfe, Akkordeon, Posaune, Saxofon und Querflöte bis zu Blockflöte, Trompete, Gesang, Violine, Violoncell, Kontrabass und E-Gitarre musikalisch so ziemlich alles, was Rang und Namen hat, aufgeboten.
Es gab wahrscheinlich kein Kind, das nicht sein musikalisches Gegenüber gefunden hat. Die Musiklehrer verstanden es, Hemmschwellen abzubauen und den Kindern Lust zu machen. Die Eltern der zehn-jährigen Samira versicherten, dass ihr Kind noch nie an einer Harfe saß. „Bis dato spielt sie nur Keyboard.“ Das könnte sich nun ändern. Samira strahlte hinter der Harfe und die Harfe-Lehrerin Freya Petrich attestierte ihr auch gleich Talent.
Schon passiert ist das dem früheren Oftersheimer Bürgermeister Jens Geiß. Seine Tochter Lilli entdeckte die Harfe vergangenes Jahr beim Tag der offenen Tür. Derzeit erklingt im Hause Geiß vor allem das Lied „Schlinge-Schlange“. Die sechsjährige Tochter Lotta hat ihr Augenmerk dagegen vor allem auf Fagott und Kontrabass gelegt. Letzteres ist ein Instrument, das die Kleinen zu faszinieren schien. Vor allem die spürbare Vibration am Boden löste Neugier aus.
Bei der Musikschule Schwetzingen probieren sich die Kinder an den Instrumenten aus
Aber auch all die anderen Instrumente wurden von den Kindern auf Herz und Niere geprüft. Manchmal wild und manchmal ganz vorsichtig aber immer mit leuchtenden Augen. So wie der sieben-jährige Alexander, der das Singen ausprobieren will. Die Mutter Natalie Süssenbach würde es gerne sehen. Musik, davon war sie überzeugt, ist wichtig. Eine Art formgebender Teil für das Mensch-Sein.
Eine Sicht, die auch Meike Hurrle teilte. Etwas Angst hatte sie nur, weil ihr Sohn Noah, sieben Jahre alt, sich auf das Schlagzeug festzulegen scheint. Doch seit sie weiß, dass es elektronische Schlagzeuge gibt, die die Geräuschkulisse einer Wohnung nicht grundlegend revolutionieren, sieht sie das Ganze deutlich entspannter. Und Letzteres fiel besonders auf. So viel entspannte, zufriedene und fröhliche Atmosphäre mit so vielen Menschen jedes Alters ist in den derzeit ja eher aufgeregten Zeiten nicht mehr ganz selbstverständlich.
Vielleicht ist Musik tatsächlich eine Sprache, die über alle Grenzen hinweg verstanden wird. Und in der Folge vielleicht auch weit mehr Brücken als die eigentliche Sprache zu bauen vermag. Wie sagte es der französische Poet und Politiker Victor Hugo: „Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“. Und Ludwig van Beethoven erklärte einst: „Musik kann die Welt verändern“. Es wäre wohl ein Versuch wert. So oder so, das sagte der Musikschulleiter Philipp Wolfart, „war es ein toller Tag mit ganz viel Neugierde auf Musik“. Viel erfolgreicher kann bei einer Musikschule ein Tag der offenen Tür wohl nicht verlaufen.
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