Schwetzingen. Menschen anderer Religion, anderer Kulturen effektiv zusammenzubringen, das schaffte der Ökumenische Gottesdienst in der jüngste Stadtkirche in Schwetzingen. Gestaltet wurde er von der Gemeindediakonin Margit Rothe, der es eindrücklich gelang zu vermitteln, wie man mit der kulturellen Vielfalt umgehen und gegenseitig Verständnis schaffen kann.
„Wir sitzen hier zusammen mit ganz verschiedenen Menschen aus ganz verschiedenen Ländern“, sagte sie und hieß alle willkommen, die zum Gottesdienst erschienen sind, sowie jene, die einer anderen Religion oder gar keiner angehören. „Am vergangenen Samstag“, so die Gemeindediakonin, „war der Auftakt der sehr vielfältigen Interkulturellen Woche, heute feiern wir dies im Gottesdienst und eröffnen gleichzeitig die Ausstellung, die innerhalb dieser Woche in der Kirche zu sehen ist“ (wir berichteten ausführlich).
Sie lud die Gottesdienstbesucher ein, „auf das Miteinander unterschiedlicher Menschen, unterschiedlicher Christen zu blicken. Manches machen wir ganz genau gleich, anderes unterschiedlich. Insgesamt aber sind wir, egal, zu welcher Kirche wir gehören, gemeinsam unterwegs“. Davon war auch im Lied „Gemeinsam auf den Weg“ die Rede, das die Gemeinde mit Unterstützung von Beate Günther am Mikrofon und Dorothee Strieker am Klavier sang.
Interkulturelle Woche in Schwetzingen: „Gebet für die Ukraine“
Am Gottesdienst waren auch zahlreiche geflüchtete Menschen aus der Ukraine beteiligt, der ukrainisch-orthodoxe Priester Petro Bokanov, der griechisch-orthodoxe Priester Koulouris Christodoulos, aber auch Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, die über ihre Erfahrungen sprachen. Gebete waren ebenfalls in mehreren Sprachen zu hören wie der bekannte Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“, der auf Deutsch, Ukrainisch, Griechisch, Holländisch oder Spanisch seine Wirkung nicht verfehlte. Bereichert wurde der Gottesdienst zudem vom ukrainischen Chor, der zwei Lieder sang, darunter „Gebet für die Ukraine“. Es ist ein patriotisches Lied aus dem Jahr 1885, das zur geistlichen Hymne wurde. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine wird es regelmäßig zum Abschluss des Gottesdienstes gesungen.
In Bezug zur Ausstellung mit dem Titel „Es liegt ein Schatz in den Menschen“ wurde ein kleines Gleichnis Jesu, „Der Schatz im Acker“, vorgelesen. Darin ist die Rede von einem Mann, der alles aufgab, um sich des gefundenen Schatzes im Acker zu erfreuen. Damit wird angedeutet, „dass manche Schätze sogar ein Stück Himmel sind“, wie Rothe erklärte. Von solchen Schätzen war in diesem Gottesdienst viel zu hören, insbesondere von Menschen aus dem „Bereich Flucht und Migration, die ihre Schätze mit uns teilen“, so Rothe, denn sie hatten etwas gefunden, was ihnen unendlich wichtiger ist als Gold.
Interkulturelle Woche in Schwetzingen: Bewegende Schicksale
Einige Worte zur Ausstellung, deren Untertitel „Vom Ankommen und Verlassen, Mut schöpfen und Mut schenken. Von Menschlichkeit und Hilfe“ lautet, sagte Siegrid Tautz vom Diakonischen Werk Rhein-Neckar. Sie erzählte davon, wie groß die Bereitschaft der Bevölkerung 2015 war, die Geflüchteten mit kleinen Alltagshilfen zu begleiten, sie bei der Wohnungssuche, bei Behörden, beim Erlernen der Sprache zu unterstützen. Für alle war es eine Herausforderung, Geflüchtete mussten an einem fremden Ort neu anfangen, Ehrenamtliche setzten sich für Menschen ein, die ihnen fremd waren. Auf diese Weise machten alle Beteiligten wertvolle Erfahrungen.
Siegrid Tautz als kirchliche Fachberatung von Flüchtlingen und Ehrenamtsbegleitung wollte diese Erfahrungen, „die geborgenen Schätze in den Menschen mit Interviews und Porträtaufnahmen anschaulich machen“. Sie beauftragte damit die Mannheimer Journalistin Maria Hüttner und den Fotografen Alexander Kästel. So entstanden Porträts von Geflüchteten, von Ehren- und Hauptamtlichen, die bewegende Einblicke in individuelle Schicksale dieser Menschen geben.
Einige darunter wie der Afghane Hossein kamen auch im Gottesdienst zu Wort. Im Anschluss an den Gottesdienst konnten interessierte Besucher die Ausstellung besichtigen und beim Kirchencafé mit Geflüchteten und ehrenamtlichen Helfern ins Gespräch kommen.
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