Schwetzingen. Ein Feuerwerk an jugendlichem Esprit lieferte die Junge Kammerphilharmonie Rhein-Neckar dem begeisterten Publikum am vergangenen Freitagabend im Lutherhaus. Als gerngesehener Gast bei verschiedenen Veranstaltungen des Lions-Club Schwetzingen konnte das Orchester auch diesmal mit seiner Professionalität punkten und der guten Sache dienen. Der Erlös des Benefizkonzertes kommt Institutionen in und um Schwetzingen herum zugute, unter anderem den Nachbarschaftshilfen oder der Tafel „Appel & Ei“.
Dabei betont Dirigent Thomas Kalb, der sich seit 2007 diesem Amt gewidmet hat, dass die Streicher trotz des hohen Niveaus streng gesehen kein professionelles Orchester bilden. Die jungen Musiker kommen aus unterschiedlichen Bereichen, neben Studierenden sind es junge Berufstätige oder auch fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler, die sich die Zeit nehmen, um aus ganz Deutschland zu einzelnen Probewochenenden anzureisen und zusammen mit Thomas Kalb ein neues Programm zu erarbeiten. Der Wunsch, Musik als wichtigen Teil ihres Lebens auf die Bühne zu bringen, hat die Musiker auf internationalen Tourneen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus spielen las-sen.
Am Freitagabend gelang es ihnen erneut mit einem ausgefeilten Programm, das sich zunächst ganz der Tonart d-Moll widmete. Die verschiedenen Facetten der Tonart, die schon Mozart für besonders tragische Momente verwendete, etwa bei „Don Giovanni“ oder in seinem berühmten Requiem, zeigte das Orchester diesmal mit Werken von Antonio Vivaldi, Franz Schubert und Peter Tschaikowsky.
Mit Elan stimmten die Streicher das „Concerto grosso op. 3 Nr. 11“ von Vivaldi an und warfen sich mit einem Lächeln ins aufwühlende Allegro des ersten Satzes. Die Energie brachten sie auch dank des ausdrucksvollen Dirigats von Kalb ins „Adagio e spiccato“, bevor sie im schnellen Allegro wieder viel Konzentration und perfektes Zusammenspiel zeigten.
War die Tonart d-Moll im Barock noch eine festliche, so änderte sich deren Charakteristik spätestens in der Klassik und erhielt auch bei Schubert eine ganz neue, viel dunklere Färbung.
Berühmtes Streichquartett
Eines der berühmtesten Streichquartette erklang hier in einer größeren Besetzung: „Der Tod und das Mädchen“ waren mitreißend und erzählten vom personifizierten Tod, der einem jungen Mädchen – Inbegriff von Leben und Jugend – ruhig und versöhnlich gegenüber tritt. „Am Ende hören Sie, wie der Herzschlag des Mädchens langsamer wird, bis er schließlich aussetzt“ – eine schaurige Vorstellung, die Dirigent Thomas Kalb sogleich ins Klangliche umsetzte. Der schnelle vierte Satz klang wie ein wilder Ritt, der den jungen Musikern wiederum ein aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel abverlangte und das Publikum zum großen Applaus bewegte. „Nach so viel Drama und so vielen Noten“ freute sich Kalb auf eine Pause und lud auch die Zuhörer ein, das aufwühlende Programm erstmal zu verarbeiten.
Nach einer Erfrischung nahm die „Junge Kammerphilharmonie“ die Zuhörer mit nach Russland, in die Romantik des 19. Jahrhunderts und zeigte mit zwei Sätzen aus Tschaikowskys „Souvenir de Florence“ wieder eine neue Facette von d-Moll. Auch dieses Werk war ursprünglich als Sextett angelegt gewesen und erklang in der Bearbeitung von Kalb auf neue und interessante Weise. Nach den Turbulenzen der voran gegangenen Stücke gab es mit George Gershwin endlich etwas zum Durchamen und Genießen. „Summertime“ rieselte herab wie ein warmer Sommerregen. Fein-schwelgerische Klänge vermischten sich mit typischen Rhythmen des Komponisten, der von Klassik- und Jazzfans gleichermaßen viel Wertschätzung erfährt. „Bess, you is my woman now“ erinnerte an Filmmusik aus einem alten Filmklassiker und „I got rhythm“ begeisterte die Gäste des Lions-Clubs schließlich zu stehenden Ovationen.
Als Zugabe spielte das junge Orchester, das schon mehrmals bei internationalen Wettbewerben mit Preisen ausgezeichnet wurde, „Oblivion“ von Astor Piazzolla. Ob in der Tonart d-Moll oder mit den Rhythmen des 20. Jahrhunderts, hatten sich die jungen Musiker mit Energie und Begeisterung den langen Applaus auf jeden Fall verdient.
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