Schwetzingen. Abseits vom Schuss, aber nur wenige Minuten mit dem Auto entfernt, ist der Kleingärtnerverein Schwetzingen zuhause. Anfang September feiert der Verein sein 50-Jahre-Jubiläum – ein guter Anlass für Vorsitzende Jutta Sturm und Gerd Fleissig aus dem Vereinsausschuss, von ihrer ehrenamtlichen Arbeit zu berichten.
Zwar feiern die Mitglieder nun das 50-jährige Bestehen, eigentlich gebe es den Verein aber schon wesentlich länger. Konkret sei schon 1958 neben dem Bellamar der Kleingärtnerverein entstanden. Viel Bezug zu der Zeit gebe es nicht mehr. Sturm meinte, vor Ort habe es wahrscheinlich vereinzelte Gärten gegeben, ein Großteil der Fläche sei aber auch Brachland gewesen. Einen Ortswechsel habe dann die Stadt veranlasst – es sollte nämlich eine Schule, heute das Hebel-Gymnasium, gebaut werden. So bekam der Verein 1974 ein neues Grundstück an der Friedrichsfelder Landstraße 26. Erst im Jahr 1975 wurden die ersten Pachtverträge geschlossen. „In diesem Jahr bekam der Bestand hier Leben“, erklärte Sturm die Vorkommnisse von vor 50 Jahren.
Das Vereinshaus wurde von den Mitgliedern damals zum Großteil selbst gestaltet. „Der eine konnte lesen, schreiben, denken. Die anderen konnten schaffen“, sagte Fleissig. Er selbst war damals mit anderen für die Elektronik zuständig. Kompliziertere Teile wie Fenster habe der Verein machen lassen. „Früher war das anders“, kam es von Fleissig. „Wir hatten eine sehr gute Bewirtschaftung. Es gab die verschiedensten Feste: Spargel-, Fisch- oder Schlachtfeste, bis hin zu den Winterstammtischen, hier war immer viel los“. Die goldenen Zeiten sind mittlerweile vorbei: Die Mitgliederzahl sinke stetig, so die Verantwortlichen. Während früher die halbe Stadt da gewesen sei, ist für das diesjährige Jubiläum ein anderer Rahmen geplant. Der Fokus liege jetzt nur noch auf den übrig gebliebenen Mitgliedern und das Beisammensein im Verein, somit sei der Auf- und Abbau nicht mehr so aufwendig.
Kleingärtner suchen Mitglieder
„Es wird ein kleines, aber feines Fest“, kommentierte Sturm die anstehende Feier. Momentan gebe es 187 aktive Mitglieder mit Gärten und 22 passive, oder auch fördernde, Mitglieder. Ein Vorhaben der Aktiven: „Wir wollen mehr Menschen begeistern und zeigen, dass die Vorurteile über Gärtner nicht mehr stimmen“, betonte Sturm. Früher gab es das Bild vom strengen Schrebergärtner, der seine Pflanzen nach einem Muster angeordnet hatte. „Das war damals auch notwendig. Die Gärtner haben damit ihr Geld verdient und mussten auf die Erträge achten“, fügte Fleissig hinzu. Mittlerweile seien die Gärten für die meisten aber ein Hobby, eine Leidenschaft. Es gebe kaum feste Ordnungen, teilweise sind bestimmte Kräuter und Gemüse nebeneinander, da sie sich gegenseitig helfen.
Auf der anderen Seite gebe es auch die Herausforderung, dass potenzielle Neugärtner die falschen Vorstellungen mitbringen. Fleissig erzählte: „Wir haben schon alles gesehen. Manche wollten den Platz anders nutzen und ein Swimming Pool einbauen oder ein Plumpsklo. Jemand war schon bereit, seine Hühner mitzubringen. Eine andere dachte, dass sie nur den Garten mietet und andere würden sich um die Instandhaltung kümmern.“ Aber so sei es nicht, es müsse Arbeit in die eigenen Quadratmeter gesteckt werden – genau das sei auch der Spaß. Der Vorstand freue sich mit, wenn Gärtner eine erfolgreiche Ernte hatten und glücklich nach Hause gehen.
Eltern hätten so die Möglichkeit, den Kindern den Ursprung von ihrem Essen zu erklären. Andere würden als Ausgleich vom stressigen Alltag gärtnern. Ein Mitglied habe erzählt, dass Unkraut jäten perfekt für ihn sei, um Stress abzubauen. „Man kriegt den Kopf frei“, berichtet Sturm aus eigener Erfahrung. Am Ende sei man stolz auf das Ergebnis und die Entspannung auf dem eigenen Liegestuhl fühle sich gut an. „Es ist belohnend, die eigenen Erträge zu sehen“, findet Sturm, der beispielhaft seine letzte rote Beete erwähnte, die so groß wie ein Handball gewesen sei.
Es gibt die Vorschrift vom Bundesgartengesetz, dass die Gartenfläche in einem Drittel Nutz- und dem anderen drittel Ziergarten mindestens aufgeteilt sein muss. Das letzte Drittel kann für Rasenfläche genutzt werden. „Obwohl es diese Vorschriften gibt und die meisten sich zu 99.9 Prozent daran halten, könnten die Gärten nicht unterschiedlicher sein“, berichtete Sturm. Die einen gestalten ihren Garten in einem „Hollywood-feeling“, wie Fleissig, die anderen legen den Fokus auf farbigen Blumen. Sturm selbst versuche, ihren Garten möglichst bienenfreundlich zu gestalten. „Wir sind jung, offen und modern“, betonte sie. Sie wollen mehr Möglichkeiten schaffen, neue Mitglieder zu empfangen. Es sei wichtig, junge Menschen zu gewinnen. „Sie bringen neues und Vielfalt und genau das brauchen wir.“ Momentan gibt es einmal im Jahr einen Kräuterabend, zweimal im Jahr Schnittkurse und man plane Kooperationen mit dem Landesverband für mehr Vorträge über Fachthemen. Mit der Stadt Schwetzingen gibt es ebenso die Kooperation in der Initiative „Natur im Garten“, wofür Beide mehrmals ihren Dank aussprachen.
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