Klimastammtisch

Klimastammtisch in Schwetzingen: Lastenräder als Lösung für Mobilitätsprobleme

Beim Klimastammtisch in Schwetzingen präsentierte Marco Knöpfle Fakten zum Potenzial von Lastenrädern. Diese umweltfreundliche Transportalternative könnte viele Hindernisse auf dem Weg zur Verkehrswende beseitigen.

Von 
Stefan Kern
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Unser Autor Stefan Kern hat selbst schon Lastenräder getestet – hier bei einer Aktion im vergangenen Jahr (auf einem Mäx & Mälion Lastenrad). © Lenhardt, Kern

Schwetzingen. Klar kann das Lastenrad jetzt nicht alle Mobilitätsprobleme lösen und die Verkehrswende sozusagen im Alleingang schultern. Aber, und das wurde mit dem Vortrag von Marco Knöpfle beim Klimastammtisch der Stadt Schwetzingen im Palais Hirsch überdeutlich, es könnte eine ganze Menge Steine, die der Verkehrswende im Wege liegen, beiseiteräumen. Die Bilanz, die der Lastenrad-Sharing-Papst aus Konstanz präsentierte, machte bei den allerdings nur knapp 20 Zuhörern sichtlich Eindruck.

Zusammengefasst: deutlich weniger CO2-Emissionen, weniger Ressourcenverbrauch, weniger Lärm, weniger Feinstaub, keine Staus in Kommunen und deutlich geringere Verschwendung von öffentlichem Raum. Dafür, so der offenkundig selbst begeisterte Lastenfahrradfahrer, viel mehr Spaß und Aufenthaltsqualität. Es hörte sich fast etwas zu gut an, aber die Belege, die er anführte, hatten Gewicht.

Lastenräder als Schlüssel zur Verkehrswende: Erfolgreicher Vortrag in Schwetzingen"

Zu anfangs gehörte die Bühne jedoch der städtischen Klimaschutzmanagerin Maike Berkemeier und dem Stadtentwickler Wolfgang Leberecht. Auch sie betonten, dass das Lastenrad ein Teil der Antwort auf die Fragen rund um die Verkehrswende sei. Nicht umsonst mache sich die Stadt nun daran, ins Lastenrad-Leihgeschäft einzusteigen.

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Im Herbst soll das von der baden-württembergischen Initiative Radkultur geförderte Rad kommen und Berkemeier verriet, dass es schon einen Namen habe. Bei einer Umfrage unter den Rathausmitarbeitern goutierte eine große Mehrheit den Vorschlag „Schwetzinger Spargelschees“. Ein Name, der auch hier im Palais Hirsch gut ankam. Alles Wichtige zum Ausleihen, das organisatorisch über die Stadtbibliothek laufen wird, gibt das Klimaschutzbüro bald bekannt.

Ein Auto – 30 Lastenräder: Klimastammtisch in Schwetzingen

Ein Schritt, den auch Knöpfle gut findet. Für ihn sind die Kommunen da in Verantwortung. Das reicht von der Infrastruktur bis zur Initiative für Verleihsystem. Letzteres sei wichtig, weil die Inangriffnahme für nachhaltige Verkehrskonzepte gerade von Kommunen vor Ort gut getragen werden könne. Angebote und Anreize können einer Verkehrswende zum Durchbruch verhelfen. Natürlich würden damit nicht alle Probleme gelöst, aber eine ganze Menge. Studien haben ergeben, dass mit Lastenfahrrädern die Hälfte aller motorisierten Transporte in EU-Städten vermieden werden könnte. Darüber hinaus könnten mit dem Ressourceneinsatz für ein Auto rund 30 Lastenräder gebaut werden. Auf einem klassischen Parkplatz fänden drei Lastenräder Platz. Für die Parkplatznot in Städten käme das einem Befreiungsschlag gleich. Und für alle Handwerker, mit einem Lastenfahrrad darf man, so lange es niemand behindert, überall parken. „Und das kostenlos.“

Wolfgang Leberecht mit Maike Berkemeier und Marco Knöpfle. © Stefan Kern

Dabei plädierte der Mann übrigens mitnichten dafür, dass sich nun jeder ein Lastenrad kauft. Auch das wäre aus Ressourcen-Sicht nicht optimal. Leih-, oder neudeutsch, Sharesysteme sind ökologisch gesehen immer im Vorteil. Für den Alltag reiche das eigene, normale Fahrrad ja immer aus. Nur bei größeren Tarnsporten, die ja nicht täglich vorkämen, sei ein Lastenrad notwendig. Und genau deswegen sind einfache Leihsystem für diese Art von Fahrrädern wichtig.

Um hier mehr Bewegung hinzubekommen, initiierte Knöpfle ein Netzwerk namens „Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen“ (TINK), dem mittlerweile 28 Städte und Kommunen angehören. Hier in der Region gehört Mannheim dazu. Mit diesem Netzwerk, eine Art Erfahrungs- und Beratungsplattform, sollen in möglichst viele Kommunen Lastenrad-Leihsysteme auf den Weg gebracht werden.

Für die CO2-Emissionen hat Knöpfle das Einsparpotenzial übrigens berechnet. Bei 20 Leihrädern mit 100 Fahrten pro Tag und einer durchschnittlichen Strecke von fünf Kilometern sind Einsparungen von 75 Kilogramm CO2 möglich und zwar pro Tag.

Klimastammtisch in Schwetzingen zu Lastenrädern – Größte Hürde: die Akkus

Leberecht und Berkemeier sind sich sicher, dass das mit dem Verleihen von Lastenrädern auch hier zünden würde. Die Erfahrungen mit dem Verleihsystem von VRN-Nextbike stimmten da zumindest optimistisch. Die Ausleihzahlen an unseren zwölf Stationen mit 50 Rädern, so Robert Katzer von VRN, „sind sehr erfreulich“.

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Ein Minus, das blieb nicht unerwähnt, stellen die Batterien dar, genauer ihre Lebensdauer und das Recycling, das nicht wirklich stattfinde. Der Ressourcen-Rucksack sieht immer noch viel besser aus als beim Auto, egal, ob Benziner oder Elektro. Aber es sei, so Knöpfle, sehr unbefriedigend, dass es für die Akkus und ihr Recycling keine wirklich umweltfreundliche Lösung gebe. Eine Aufgabe, die die Wirtschaft und die Politik noch gemeinsam zu lösen hätten. Aber trotz diesem unerfreulichen Punkt, so Knöpfle, seien Leih-angebote für Lastenräder ein nicht unerheblicher Baustein für eine gelingende Verkehrswende, mit positiven Auswirkungen auf das Klima, den Ressourcenverbrauch, Lärm, Feinstaub und die Lebensqualität. Letzteres macht er an einem Bild fest. „Lastenfahrradfahren macht Spaß, die die fahren lächeln und die, die zusehen lächeln auch, achten Sie einmal darauf.“

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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