Im Interview

Baden-Württembergs Waldkönigin Eva-Maria Speidel kommt nach Oftersheim

Baden-Württembergs Waldkönigin Eva-Maria Speidel spricht vor ihrem Besuch in der Gemeinde über ihr ungewöhnliches Amt

Von 
Nicolai Lehnort
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Sie ist die offizielle Repräsentantin des baden-württembergischen Waldes: Eva-Maria Speidel kommt am Sonntag, 10. September, nach Oftersheim. © privat

Oftersheim. In Oftersheim lässt sich bald eine echte Königin sehen. Gut, sie ist nicht die erste ihrer Art, denn beim Tag des Waldes 2021 war Eva-Maria Speidels Vorgängerin bereits zugegen, aber das ändert freilich nichts an der grundsätzlichen Aussage.

Eva-Marie Speidel ist Baden-Württembergs Waldkönigin in der Saison 2022/2023. Was das genau bedeutet, wie sie dazu kam, dieses Amt ausfüllen zu wollen und was sie in Oftersheim tun wird, erklärt die Schwäbin im Interview mit dieser Zeitung.

Waldkönigin BW mit Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk © privat

Für eine junge Frau ist der Beruf bei der Forstverwaltung auch heute noch recht ungewöhnlich. Wie sind Sie dazu gekommen?

Eva-Maria Speidel: Während meiner Gymnasialzeit absolvierte ich mehrere Praktika in verschiedenen handwerklichen Berufen, was mich letztendlich zum Beruf des Försters führte. Die vielseitigen und saisonalen Aufgaben, der Austausch mit verschiedensten Personengruppen und das selbstständige Arbeiten haben in mir das Berufsziel Försterin geweckt. Das Mithelfen auf dem elterlichen Hof und auch bei der Brennholzgewinnung bestärkten meinen Berufswunsch. Nach dem Abitur begann ich an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar mit dem Forstwirtschaftsstudium und schloss dieses im Sommer 2019 ab. Anschließend absolvierte ich das zweijährige Traineeprogramm bei ForstBW, um die Laufbahnfähigkeit des gehobenen technischen Forstdienstes zu erlangen, welche für den Beruf des Försters vorausgesetzt wird. Derzeit bin ich als Funktionsmitarbeiterin bei ForstBW am Standort in Münsingen tätig und übernehme Aufgaben in der Reviervertretung und der Waldpädagogik.

Wie würden Sie Ihre Beziehung zum Wald bezeichnen, welche Bedeutung hat er für Sie ganz persönlich?

Speidel: Durch mein sehr ländliches Aufwachsen auf einem landwirtschaftlich geführten Aussiedlerhof auf der Schwäbischen Alb hatte ich schon immer eine enge und wertschätzende Beziehung zum Wald. Wenn man so will, dann kann einen der Wald in jeder Lebensphase begleiten. In den jungen Jahren als Waldkindergarten beziehungsweise als eine Art Waldorfschule, als Spielplatz, für eine Runde Joggen, als Freizeitort, als Arbeitsplatz, bis hin zum Bestattungsort im Wald. Für mich ist der Wald längst viel mehr als Freizeit- und Erholungsort, sondern nun auch Arbeitsplatz und ein Stück Lebensqualität.

Was bedeutet die Wahl zur Waldkönigin für Sie? Wie kamen Sie auf die Idee, sich für dieses Amt zu bewerben?

Speidel: Im Sommer 2021 las ich einen Bericht der damaligen baden-württembergischen Waldkönigin Johanna Eich, durch den ich das Ehrenamt Waldkönigin kennenlernte. Den Wald von Baden-Württemberg auf Veranstaltungen zu repräsentieren, dessen tagtägliche Leistungen aufzuzeigen und für die erforderliche Unterstützung gerade in Zeiten des Klimawandels zu appellieren, haben mich sehr angesprochen. Das Ehrenamt Waldkönigin bietet mir die Möglichkeit, mit verschiedensten Akteuren der Holz- und Forstwirtschaft ins Gespräch zu kommen und unterschiedliche Blickwinkel einzunehmen. Das Knüpfen der Kontakte und mein persönliches Wachstum in der Selbstorganisation und -repräsentation sind für mich bereits jetzt schon ein großer Gewinn durch das Ehrenamt Waldkönigin.

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Was beinhaltet das Amt einer Waldkönigin? Gibt es konkrete Aufgaben?

Speidel: Als Waldkönigin von Baden-Württemberg repräsentiert man über 1,4 Millionen Hektar Wald auf verschiedensten Veranstaltungen. Die Termine reichen von Baumpflanzaktionen mit Peter Hauk, dem Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, bis hin zu forstlichen und jagdlichen Messen im ganzen Bundesland. Ein Highlight bilden jährlich die Präsenztage auf der Grünen Woche in Berlin, bei denen man mit vielen interessanten Persönlichkeiten ins Gespräch kommt.

Wie erhoffen Sie sich, durch das Amt der Waldkönigin Veränderungen anzustoßen?

Speidel: Es gibt unzählig viele Produktköniginnen und jede einzelne vertritt eine Region oder eben ein Produkt. Da nahezu jeder etwas mit dem Wald verbindet, kommt man als Waldkönigin sehr schnell mit den Leuten ins Gespräch. Diese Gelegenheit nutze ich, um auf die täglichen Leistungen des Waldes wie beispielsweise seine kostenlosen Ökosystemdienstleistungen oder auch seine Funktion als Rohstofflieferanten anzusprechen. Die Bevölkerung hat unzählig viele individuelle Wünsche an den Wald, doch um diese zu erfüllen ist es grundlegend, dass der Wald in Baden-Württemberg gesund und vital ist. Dafür ist es notwendig, dass der Wald bewirtschaftet und durchforstet wird und auch verschiedene Baumarten neu gepflanzt werden. Ich möchte an die Waldbesitzer appellieren, sich waldbaulich beraten zu lassen, um mit erforderlicher Unterstützung den eigenen Wald nachhaltig zu bewirtschaften, damit so ein gesunder Wald an die nächste Generation überführt werden kann.

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Klimawandel, Trockenheit und Co.: Ist der Wald in Baden-Württemberg überhaupt noch zu retten?

Speidel: Der Wald in Baden-Württemberg hat mit langanhaltenden Trockenphasen, extremen Hitzetagen und Käferbefall große Hürden zu bewältigen. Die forstfachliche Waldbewirtschaftung beeinflusst und unterstützt die Gesundheit des Waldes. So werden beispielsweise käferbefallene Bäume schnellstmöglich gefällt und aus dem Wald transportiert, um die Ausbreitung der Schädlinge zu reduzieren. Bei der Aufforstung werden mehrere Baumarten gepflanzt, welche mit den standörtlichen Gegebenheiten zurechtkommen und dabei klimaresistent sind. Um unser Privileg eines gesunden Waldes in Baden-Württemberg auch in den nächsten Jahrzehnten genießen zu können, ist es jetzt erforderlich, aktive Waldbewirtschaftung zu betreiben.

Wenn es nach Ihnen ginge, wie würden diese Veränderungen aussehen? Wie würde unser Wald im Optimalfall aussehen?

Speidel: Forstwirtschaft ist bereits uralt und sehr traditionell, jedoch immer im Wandel. Der Wald in Baden-Württemberg hat sich in den letzten Jahrhunderten deutlich verändert, das beste Beispiel zeigt uns der Schwarzwald, welcher ohne den menschlichen Einfluss heute keinesfalls mit Fichten und Tannen bewaldet wäre. So bin ich stark überzeugt, dass sich auch unser Wald im nächsten Jahrhundert nicht mit Fichten und Buchen definiert, sondern mit vielen verschiedenen Laubhölzern, welche keine Qualität für die Sägewerke aufweisen, sondern vielleicht ja für die Gewinnung neuer Kunststoffe aus Zellulose dienen.

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Sie sind am Sonntag, 10. September, beim „Tag des Waldes“ in Oftersheim. Wie genau gestaltet sich Ihre Rolle vor Ort?

Speidel: Die genauen Absprachen mit den Veranstaltern treffe ich immer erst ein paar Tage zuvor. Sicherlich werde ich am Sonntag beim „Tag des Waldes“ in Oftersheim ein Grußwort zum baden-württembergischen Wald sprechen und für Gespräche und Fotos zur Verfügung stehen.

Welchen Rat würden Sie Bürgern geben, die etwas Gutes für den Wald tun wollen?

Speidel: Jeder kann für den Wald etwas Gutes tun. Als Waldbesucher kann ich den Wald sauber halten, keine Gartenabfälle entsorgen und auf den befestigten Wegen bleiben. Bereits diese Kleinigkeiten schützen die Tiere und Pflanzen, welche im Wald leben und ihn auch ein Stück definieren. Als Waldbesitzer kann ich gezielte Beratung und Unterstützung zulassen, damit ich die richtigen Entscheidungen und Maßnahmen in dieser herausfordernden Zeit für den Wald treffe. Der Wald von morgen benötigt heute unsere Unterstützung!

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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