Schwetzingen. Inzwischen gehört er zu Schwetzingen wie das Schloss: der Kneipenjazz. Denn einmal im Jahr erobert für einen Abend der Jazz die Spargelstadt. Diesmal gab es einen besonderen internationalen Touch. Denn mit Bassist Marco Marino aus der Partnerstadt Spoleto und Pianist Alessandro Bravo aus Terni waren auch zwei hochkarätige italienische Jazzer mit am Start, die beide in Schwetzingen keine Unbekannten sind. In acht Lokalen, davon allein vier am Schlossplatz – eigentlich fünf, zählt man die „Kurfürstenstube“ im Ehrenhof des Schlosses dazu –, wurde geswingt, getanzt und begeistert die Welt des Jazz erlebt und bejubelt. Ein grandioses Fest der Musik und des friedlichen Beisammenseins in Freude über alle Grenzen hinweg.
Kurzfristige Änderungen können einem echten Jazzer nichts anhaben. Wie bei einer Jamsession passt er sich an – so auch Jazzinitiative-Vorsitzender Manfred Kern und sein Team. Denn zum einen konnten Bravo und Marino wegen eines Missverständnisses nicht im „Grünen Hof“ in der Zähringer Straße auftreten, zum anderen war eine der beiden der „2 Grazien in bester Begleitung“ kurzfristig erkrankt. Doch mit dem Lokal „Neos“ war schnell ein Ersatz gefunden und mit den „3 unglaublichen Vier“ auch eine Ersatzband. So stand einem freudvollen Abend nichts mehr im Weg.
Bei ihrer Premiere ließ die „Kurfürstenstube“ das Duo Finest Blend gastieren, die mit einer aromatischen Mischung aus Eigenkompositionen und Klassikern der Jazz-, Soul- und Popmusik den kleinen aber feinen Raum musikalisch bespielten. Sängerin Dani Erndwein und Gitarrist Thomas Krebs hatten dabei die volle Aufmerksamkeit der Gäste.
Nur wenig weiter, spielten im „Aposto“ die „3 unglaublichen Vier“ mit Matthias „Mattl“ Dörsam am Saxofon, Jochen Seiterle an der E-Gitarre, Thomas Netzsch am Bass und Wolfgang Disch an den Drums Titel wie den „Watermelon Man“ von Herbie Hancock oder „What a Difference a Day made“ von Dinah Washington.
Im „Neos“ traten Marco Marino und Alessandro Bravo zusammen mit Percussionist Thomas Hammer und Rainer Pusch am Saxofon auf. Special Guest: Manfred Kern. Auch im „Kaffeehaus“ ging es heiß her mit dem Markus Krämer Trio. Während der Meister der Gitarre fantastische Töne entlockte, spielte Rudolf Stenzinger Kontrabass und Al Zambili die Drums. Mit Ferdinand Reiff gab es einen Trompeten-Gaststar. Besucherin Ilona Brede aus Mannheim gefiel es so gut, dass sie die Einladung zum häufigen Location-Wechsel ausschlug, wofür es regelmäßige Pausen gab: „Es ist so schön. Ich tanze ‚Lindy Hopp‘ zu den Stücken, einen Tanz aus den 30ern, der auch zu ihren Liedern passt.“
Altbekannter Gast war auch das Wolfgang-von-Göns-Trio im „Grünen Baum“. Entsprechend viel Publikum hatte sich dort versammelt und bejubelte ihn und seine Band mit Bassist Hans Grieb, Percussionist Walter Helbig und Gastsängerin Astrid Tischmeyer. Party pur war mit K. J. Dallaway & Friends im „Quadrato“ angesagt: Eine sehr bewährte Kombination, die immer wieder die Gäste begeisterte, von denen viele anfingen zu tanzen – auch an diesem Abend. Bewährt ist auch das Ignez Carvalho Trio im Welde Brauhaus. Dort gab es feinste brasilianische Klänge und mit dem Titel „Alequimia do tempo“ sogar eine Eigenkomposition der Sängerin, die von Ringo Hirt und Christoph Stadler begleitet wurde. Den Gästen Angelo Casula und Werner Kolb gefiel es ausgesprochen gut, die auch den Kneipenjazz als Veranstaltung lobten. Mit dem kubanischen Restaurant „Havanna“ war ein weiteres Lokal zum ersten Mal am Start, in dem das Rick-von-Bracken-Trio Swing, groovige und eigene Titel spielte. Eine gewinnende Mischung, die nicht nur den Gästen, sondern auch Wirt Pedro Lopez gut gefiel.
Italiener begeistert
Der grandiose Abend neigte sich erst gegen 23 Uhr langsam seinem Ende entgegen. Vitali Pavelov aus Schwetzingen pendelte bis zuletzt mit Freunden von Lokal zu Lokal, der meinte: „Grandios. Wir sind immer dabei. Toll, dass es das gibt.“ Manfred Kern freute sich über die gelungene diesjährige Ausgabe des Kneipenjazz und dankte allen Beteiligten und dem Restaurant „Neos“ für die Bereitschaft, kurzfristig einzubringen. Bassist Marco Marino kommentierte: „Es ist toll hier zu spielen, auch da meine Anwesenheit hier hinsichtlich der Verbindung von Spoleto und Schwetzingen eine Bedeutung hat.“
Und Alessandro Bravo meinte: „Es ist schön, hier aufzutreten. Umbrien ist eine Jazz-Hochburg. Aber hier ist das Publikum anders. Offener vielleicht und es ist immer eine ganz besondere Atmosphäre.“ Kern ergänzte: „Ich hatte zuerst Bedenken, dass in so vielen Lokalen in der Nähe gleichzeitig gespielt wird. Aber es war fantastisch. Die Musiker besuchten sich vor dem Beginn eine Stunde lang gegenseitig und tauschten sich aus, ohne Konkurrenzverhalten, in aller Freundschaft. Jazz ist eben etwas, das vereint.“
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