Jazztage

Jakob-Manz-Project erobert das Schwetzinger Rokokotheater mit Groove

Das Ensemble rund um den Württemberger Saxofonisten Jakob Manz begeistert im ehrwürdigen Schwetzinger Rokokotheater mit funkigem Bass, souligen Beats und leidenschaftlicher Saxofonmusik.

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Uwe Rauschelbach
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Jazzmusik gibt es beim Auftaktkonzert der Jazztage in Schwetzingen im Rokokotheater beim Auftritt vom Jakob-Manz-Project: Pianist Hannes Stollsteimer (v. l.), Saxofonist Jakob Manz, Bassist Frieder Klein und Schlagzeuger Leo Asal. © Cheesy

Schwetzingen. Für gepflegten Barock und klassische Musik ist das Schwetzinger Rokokotheater wie geschaffen. Doch auch als Jazzkulisse kommt die ehemalige Hofoper nicht ins Wanken. Das Ensemble um den Württemberger Saxofonisten Jakob Manz tilgte bei den Schwetzinger Jazztagen jedenfalls jeden aufkeimen wollenden Anachronismus mit leidenschaftlicher Dynamik und lässigem Selbstbewusstsein.

Tatsächlich gehört das Jakob-Manz-Project bereits zu den viel beachteten jüngeren Jazzensembles hierzulande. 2022 zu Jazzpreisträgern des Landes Baden-Württemberg gekürt und bei einem renommierten Jazzlabel unter Vertrag, wurde das Quartett in Schwetzingen denn auch überaus verheißungsvoll angekündigt. So auch von Manfred Kern, dem Vorsitzenden der Jazzinitiative Schwetzingen, die das Konzert im Rokokotheater in Kooperation mit dem Festival Enjoy Jazz präsentiert hat.

Das Rokokotheater im Schloss - hier bei einer Jazzveranstaltung - wird auch in diesem Jahr Veranstaltungsort der Schwetzinger Festspiele sein. © Andreas Gieser

So abgehoben und cool sind die jungen Musiker freilich nicht, dass sie es nicht als Auszeichnung empfinden, an einer kulturhistorisch derart bedeutsamen Stätte auftreten zu dürfen. Funkiger und souliger Bass, treibende Beats, harmonische Klaviersounds und das ausdrucksstarke Altsaxofon sind die stilistischen Kennzeichen des Jakob-Manz-Projects. Damit geben sie auch vom ersten Stück an die Richtung vor.

Kreativität trifft Rhythmus, Funk und Improvisation beim Jakob-Manz-Project in Schwetzingen

Schlagzeuger Leo Asal – er spielt an diesem Abend für Ensemblemitglied Paul Albrecht – hat eine Vorliebe für den robusten Schlag, doch hin und wieder streut er auch perkussive Feinheiten ein. Frieder Klein ist der ruhige Rückhalt der Band; sein Spiel am E-Bass gibt den Arrangements nicht nur Fundament, sondern auch den nötigen Groove. Und Pianist Hannes Stollsteimer antizipiert am Flügel die überwiegend funkige Stilistik mit rhythmusbetontem Spiel, aber auch weit gespannten Improvisationen, die immer auch neben dem Erwartbaren agieren.

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So war es beim Jakob Manz Project im Rokokotheater Schwetzingen

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Pianist und Saxofonist bilden in diesem Ensemble die kreative Achse, und so ergeben sich immer wieder anregende Dialoge zwischen beiden Instrumentalisten. Fraglos ist Jakob Manz, der Kopf der Band, der auf dem Altsaxofon ein weites stilistisches Spektrum beherrscht, von der melodiösen Ballade bis zum hitzig-gleißenden Freejazz. Auch auf der Blockflöte klingt Manz alles andere als brav.

Saxofonist Jakob Manz bringt bei den Schwetzinger Jazztagen die Flöte zum Glühen

Teile ihres Programms antizipieren das aktuelle Album „Natural Energy“, etwa den Titel „Soft like peanut butter“, der im Duo mit Jakob Manz und Pianist Hannes Stollsteimer wunderbar funktioniert. Dagegen ist „Thunderbird“ aufgeladen mit energetischem Jazzfunk, eines der ausgedehntesten Arrangements dieses Abends mit einem fantastischen Klavierpart und einem ekstatischen Solo, mit dem der Saxofonist seine Flöte zum Glühen bringt.

Auch an der Flöte ein Virtuose: Jakob Manz. © Andreas Gieser

Dieser Jazz hat Hitze und Leidenschaft. Er bewegt sich weniger in den dünnen Höhen der Abstraktion als in Erdennähe. Diese Musik zielt nicht auf den Kopf, sondern geht in den Bauch. Bisweilen wirken die schlüssigen Arrangements bei aller Eingängigkeit auch ein wenig schnelllebig; der Lautstärkepegel erreicht im Rokokotheater ein gerade noch akzeptables Niveau.

Jakob-Manz-Project begeistert das Publikum im Schwetzinger Rokokotheater

Mit einer ausdrucksvollen Ballade und einem introvertierten Sax-Solo inklusive spieltechnischen Finessen – etwa Doppeltöne – schafft das Quartett einen Abschluss, mit dem man einen Haken unter ein rundum gelungenes Konzert setzen könnte.

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Doch im Schwetzinger Theater ist die Begeisterung auf dem Siedepunkt. Und so werfen die vier jungen Musiker noch einmal alle Kohlen ins Feuer und heizen die Stimmung an diesem besonderen Ort weiter an. Schlagzeuger Leo Asal bekommt ein Solo, das der Rokoko-Stilistik dieser Stätte zu spotten scheint. Doch gefremdelt wird an diesem Abend nicht. Dafür ist dieser jugendlich-stürmische Jazz viel zu vereinnahmend.

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