Sechs Jahre lang war Manuel Grund Dirigent des Musikvereins Stadtkapelle Schwetzingen. Nun hört er hier auf, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. Am diesem Samstag, 7. August, 17 Uhr, gibt er mit den Musikern vor dem Palais Hirsch sein Abschiedskonzert. Wir sprachen mit ihm über seine Zeit hier als musikalischer Leiter, über seine Arbeit, Erfahrungen und Eindrücke.
Herr Grund, Sie sind seit 2015 beim Musikverein in Schwetzingen tätig. Warum verlassen Sie ihn?
Manuel Grund: Es ergab sich für mich ein Anreiz, ab September eine Stelle in Bayern zu besetzen, die zwar nicht attraktiver ist, die Arbeit aber gebündelter, so dass mir mehr Zeit für meine Familie bleibt. Hier war ich schon sehr viel unterwegs, mit der neuen Stelle wird es für mich etwas ruhiger.
Rückblickend auf die vergangenen Jahre: Wie haben Sie die Zeit empfunden?
Grund: Ich kann sagen, dass wir eine unfassbar gute Zeit hatten, wir sind viele neue Wege gegangen, die wir 2015 noch gar nicht hätten absehen können. Durch Kontakte, aber auch Bekanntschaften oder Freundschaften, ist es mir gelungen, Solisten nach Schwetzingen zu holen, die sonst nur mit großen Orchestern der Welt auftreten, wir haben zahlreiche Projekte ins Leben gerufen, eine CD produziert, die unsere gemeinsame Zeit für die Ewigkeit dokumentiert.
Welches Ereignis empfanden Sie als Highlight?
Grund: Das emotionalste Konzert war gleich zu Beginn meiner Tätigkeit. An dem Wochenende, als Frankreich von Terroranschlägen erschüttert wurde, befanden wir uns in der Partnerstadt Lunéville. Mit unserem Konzert haben wir vielleicht ein bisschen Trost und Frieden nach Frankreich gebracht und ein Zeichen der Freundschaft gesetzt. Musikalisch gesehen war auch die CD-Produktion ein Höhepunkt, weil jeder Einzelnen sehr gefordert war.
Was war Ihnen wichtig in Ihrer Arbeit mit der Stadtkapelle?
Grund: Obwohl die Musikerinnen und Musiker Amateure sind, wollte ich das Orchester klanglich und in der Musikalität nach vorne bringen.
Wie sind Sie über die Pandemie gekommen?
Grund: Wir hatten schnell unseren Weg gefunden. Während des ersten Lockdowns hatten wir angefangen, uns mit Musiktheorie zu beschäftigen, um ein bisschen hinter den Notentext zu blicken. Dafür hat man während der Proben gar keine Zeit. Andererseits habe ich angefangen, mich intensiv mit dem Dirigentenberuf auseinanderzusetzen, was kann ich mehr machen, als nur den Takt vorne zu schlagen. Im Allgemeinen war es für uns alle eine gewinnbringende Phase. Als wir uns Weihnachten näherten, habe ich die Weihnachtslieder auf dem Klavier eingespielt und diese Version verschickt, so dass sie von allen gespielt werden konnte, um musikalisch in Übung zu bleiben. Obwohl wir uns nicht trafen, waren wir doch stets online verbunden.
Mi welchen Gefühlen verlassen Sie nun den Musikverein?
Grund: Mit zwiespältigen Gefühlen. Einerseits mit weinendem Auge, da es nicht leicht ist, etwas zu verlassen, das einem ans Herz gewachsen ist und wo man so viel entwickelt und getan hat. Andererseits auch mit lachendem Auge wegen der Vorfreude auf die neuen Herausforderungen, die jetzt auf mich zukommen.
Was erwartet die Zuhörer am heutigen Konzert?
Grund: Die Benachrichtigung, dass ich für die Stelle in Bayern berufen wurde, kam Corona-bedingt sehr spät, erst am 21. Juli. Es blieb nicht viel Zeit, das Abschiedskonzert vorzubereiten. So überlegte ich, nur Sachen zu spielen, die wir schon kannten. Es wird somit ein bisschen das Best-of der letzten sechs Jahre sein, darunter aber nichts Wehmütiges oder Nostalgisches. Wir hatten eine gute Zeit, es soll ein beschwingtes, nach vorne blickendes Konzert werden.
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