Der Parkettboden in der Kurfürstenstube glänzt frisch geschliffen und poliert. Auf dem schönen historischen Kachelofen steht ein Kerzenständer, künstliche Pflanzen harren auf den Fensterbänken ihres Schicksals. Ein runder Holztisch und zwei Stühle stehen etwas verloren im sonst leeren Gastraum, der geradezu darauf zu warten scheint, dass wieder Leben in ihn einzieht. Wenn es nach Andreas Bante und Martin Wynaends van Resandt von der Geschäftsführung der Schlossgastronomie „Theodors“ sowie Schlossverwalterin Sandra Moritz geht, dann wird das beliebte Café am Eingang zum Ehrenhof des Schwetzinger Schlosses zum 1. Juli dieses Jahres wiederbelebt. „Und vielleicht machen wir sogar schon zu diese Woche zu Christi Himmelfahrt etwas“, stellt Andreas Bante Überlegungen für ein erstes Lebenszeichen an.
Bante und Wynaends van Resandt haben auf eine Ausschreibung hin den Zuschlag für die Betreibung der Kurfürstenstube von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württembergs erhalten (wir berichteten). Der Gastronomiebetrieb wurde mit Ende Januar dieses Jahres geschlossen, da die bisherige Betreiberin aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste.
Bei einem exklusiven Vor-Ort-Termin mit dieser Zeitung gewähren die gastronomischen Kreativköpfe Einblicke in ihre Ideen für die Kurfürstenstube, von denen sich Sandra Moritz begeistert zeigte.
Süßes vom Leisinger
Um eines vorwegz nehmen: Natürlich wird es weiter Kaffee und Kuchen in bewährter Manier geben. Dieses Angebot nutzten bis dato nicht nur Gäste aus nah und fern, die Schloss und Schlossgarten Schwetzingen besuchten, gern, sondern auch die Einheimischen. „Das werden wir auf jeden Fall so fortführen“, untermauert Andreas Bante in Bezug auf die schöne Tradition und stellt dabei süße Sünden von der Bäckerei Leisinger in Aussicht. „Wir haben auch im ,Theodors‘ angefangen, eine Pâtisserie aufzubauen, um irgendwann eigene Torten und Kuchen anzubieten. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik“, verrät Martin Wynaends van Resandt.
Mit wie bislang zehn bis zwölf Tischen wird die Kurfürstenstube unter neuer Regie starten, das vertraute Mobiliar bleibt auch erst einmal. „Wir werden hier peu à peu erneuern“, sieht Andreas Bante zum Beispiel eine gemütliche Couchecke in den historischen Räumlichkeiten, die entsprechend der Denkmalschutzvorgaben noch renoviert werden sollen. Im Servicebereich treffen die künftigen Besucher ebenfalls auf bekannte Gesichter (Bante: „Köche suchen wir derzeit noch“).
Das sind aber erst einmal Äußerlichkeiten – doch wie soll das Herz, die Küche, künftig aussehen? „Hier möchten wir uns deutlich von der bestehenden Schlossplatzgastronomie abheben: Es wird alles frisch gekocht und es gibt wechselnde Tagesgerichte“, spricht Andreas Bante die saisonale Ausrichtung an, die einen mediterranen Fokus haben wird. Die Basis hierfür bildet vor allem die vielseitige italienische Küche. „Wir möchten andere Gerichte anbieten, die man nirgends bekommt“, beschreibt Martin Wynaends van Resandt den Versuch, Innovatives zu probieren und dabei auch zeitgemäßen Faktor der bewussten Ernährung aufzugreifen. Zum Team der Schlossgastronomie gehört seit vielen Jahren Ernährungsberaterin Silvia Cilloco. Impulse, die auf ihre sardinischen Wurzeln zurückgehen, sollen zum Beispiel in die Überlegungen mit einfließen.
Für den gepflegten Abendausklang
Die Kurfürstenstube wird am späten Vormittag (10/11 Uhr) öffnen, auf ein Frühstücksangebot wird verzichtet, dafür gibt es eine kleine Karte mit guten und günstigen Speisen sowie eine wechselnde Tageskarte mit zwei Gerichten zur Auswahl, die man sich zum Beispiel mittags schmecken lassen kann.
Die Schließzeiten richten sich weitgehend nach dem Schlossgarten. Doch zum Neustart wird es den Versuch geben, zum Beispiel donnerstags bis samstags abends länger geöffnet zu lassen – „etwa bis 23 Uhr. Wir möchten ein schönes Abendambiente in gepflegter Atmosphäre anbieten, wo die Gäste bei einem guten Glas Wein erlesene Kurpfälzer Tapas in verschiedenen Größen genießen können“, sorgt Andreas Bante für Kopfkino, „dazu gibt es auch mal Livemusik“. Damit soll gleichzeitig eine Alternative für das „Theodors“ geschaffen werden, dessen Abendöffnungen in dieser Saison schon so ziemlich ausgebucht sind.
Wenn dann erst einmal alles läuft, sind natürlich auch exklusive Feiern denkbar – Geburtstage, kleine Hochzeiten, für die die Räumlichkeiten des „Theodors“ zu groß sind. Auch Sektempfänge etwa vor Eheschließungen in der Schlosskapelle bieten sich in der Kurfürstenstube prima an. Den Ideen scheinen grenzenlos bei Andreas Bante und Martin Wynaends van Resandt. „Ich bin glücklich, dass wir ein so tolles Team hier haben“, bekräftigt Schlossverwalterin Sandra Moritz. Und nicht nur sie freut sich auf die Wiedereröffnung am 1. Juli.
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