Es wird Herbst, die dunkle und kalte Jahreszeit steht bevor. Nicht nur deshalb ist es Zeit, ein Licht anzuzünden. Und genau das tut der evangelische Pfarrer Steffen Groß aus Schwetzingen gemeinsam mit Landesbischöfin Dr. Heike Springhart im jüngsten Onlinegottesdienstes for your soul, der an diesem Samstag um 18 Uhr im Internet unter for-your-soul.de zu sehen sein wird. Diese Redaktion waren bei der Aufzeichnung dabei.
Das Licht, das die beiden mit den Musikern Tobias Nessel und Mathias Buchta sowie den Sängerinnen Emma-Sofia Lube und Magdalena Lammes entzünden, vermag Kraft zu entwickeln. Worte und Musik machen den Blick frei auf die Refugien der Hoffnung und der Zuversicht. Oder wie es die Bischöfin sagt: der Glaube als Quelle für Hoffnungssturheit. Egal, wie dunkel es auch werde, sie halte in Vertrauen auf Gott an der Hoffnung fest. Für Groß ist es eine besondere Ausgabe des digitalen Gottesdienstes: Sendete das Team doch erstmals aus dem Schloss, dem Schlossrestaurant „Theodors“. Damit passen Rahmen und Inhalt ziemlich gut zueinander. Nachdem die Musiker mit „Say you won’t let go“ ein erstes Ausrufezeichen setzen, begeben sich Groß und Springhart in einem, in Teilen aufsehenerregenden Predigtgespräch auf die Fährte Gottes. Auf die Frage von Groß nach möglichen Zweifeln gestand die Landesbischöfin selbige durchaus zu haben. „Auch ich sehe die Aggression, den Krieg und die Gewalt überall.“ Und das sei zum Verzweifeln und mache die Frage nach Gott fast zwingend. Die Theodizee, die Frage, wie es Leid geben könne angesichts eines allmächtigen und guten Gottes, treibt das Christentum schon Jahrtausende um. Auch wenn sich diese Frage so nicht beantworten lässt, hält sie am Glauben an Gott fest. Denn Glaube bedeute nicht, keine Zweifel, sondern am Ende Vertrauen und Hoffnung zu haben. Dann spüre sie, dass Glaube tragen kann und vor allem weiß sie, dass sie Teil von etwas Größerem ist. Ihre Instrumente fürs Kurshalten heißen dabei „hoffnungsstur“ und „glaubensheiter“. Zwei Begriffe, die bei ihr immer wieder auftauchen. Mit dem ersten beschreibt sie ihre Sturheit gegen alle Widerstände an der Hoffnung festzuhalten. Und mit dem zweiten beschreibt sie eine Art Fröhlichkeit, die dank ihres Glaubens tief in die Seele reiche. Wenn es gelänge, dies zu vermitteln, wären die Probleme der Kirche in Sachen Mitgliederschwund sicher weit weniger dramatisch.
Natürlich kennt sie keine Werkzeuge, um mit der christlichen Botschaft wieder mehr Menschen zu erreichen. Zielgruppenorientierte Ansprache gehöre definitiv auch nicht dazu. Die christliche Botschaft kenne keine Zielgruppen. „Was wir wieder lernen müssen, ist, uns mehr in Frage stellen zu lassen und darüber neu ins Gespräch zu kommen.“ Da gehe es auch um Fragen von Krieg und Frieden und Waffenlieferungen. Sicher ist sie, dass man mit Waffen langfristig keinen Frieden schaffen kann – egal, wo auf der Welt. Zugleich sei es schwer, nicht zu helfen, wenn jemand angegriffen werde. Auch jenseits der Kirche gibt es Dilemmata, die nicht aufzulösen sind, auf die man sich aber trotzdem irgendwie positionieren müsse.
Für hier bedeutet die christliche Nächstenliebe übrigens, die Türen für Menschen, die sich eine warme Wohnung nicht mehr leisten können, Tag und Nacht weit aufzumachen. Für Gottes Zuversicht muss an sehr vielen Fronten gekämpft werden.
- Der Gottesdienst ist ab Samstag, 24. September, 18 Uhr unter www.for-your-soul.de abrufbar.
- Spenden an Sparkasse Heidelberg, IBAN DE63 6725 0020 0009 3105 84