Sportstätten

Mängel an städtischem Stadion in Schwetzingen: SV98 und TV beschweren sich

Das Stadion, das SV98 und TV nutzen, weist grobe Mängel auf, wie Verantwortliche des Vereins gegenüber unserer Zeitung und der SPD-Fraktion festgestellt haben. Die Forderung an die Stadt: eine bessere Zusammenarbeit.

Von 
Jürgen Gruler , Katja Bauroth und Noah Eschwey
Lesedauer: 
Der SV 98 Schwetzingen spielt und trainiert im städtischen Stadion an der Ketscher Landstraße (l. unten). © Andi Nowey

Schwetzingen. Der SV98 Schwetzingen und der TV Schwetzingen sind besorgt um den Zustand des städtischen Stadions in der Ketscher Landstraße. Es weist grobe Mängel auf, wie Verantwortliche der Vereine gegenüber unserer Zeitung und der SPD-Fraktion festgestellt haben. Ursprünglich sollte es in diesem Artikel um die Spielabsage zwischen dem Pokalschreck 1. FC Saarbrücken und dem Bundesligisten Borussia Mönchengladbach gehen – doch Erkan Akbay, Jugendleiter des SV 98 Schwetzingen, brennen andere Aufregerthemen unter den Nägeln. Der engagierte Vereinsfunktionär sieht massive Missstände im städtischen Stadion – und nicht nur er, auch die Verantwortlichen des TV Schwetzingen und die SPD üben jetzt nach einer Begehung Kritik.

SPD-Stadtrat Robin Pitsch zeigt sich empört über den Zustand des Stadions an der Ketscher Landstraße. SV-Jugendleiter Erkan Akbay haben die Ausführungen des Sozialdemokraten wenig überrascht. Als Nachwuchsverantwortlicher kennt Akbay die Schwächen der Anlage – und auch er sieht eine ganze Reihe an Problemen an der Spielstätte.

Grobe Mängel an der Anlage des SV 98 Schwetzingen

Zwar nicht wegen des Regens, aber wegen Schneefalls habe der SV 98 im Januar ein Spiel absagen müssen, teilt Jugendleiter Akbay mit. „Übers Wochenende ist der Schnee dann zwar aufgetaut, doch hatte dies zur Folge, dass sich tiefe, große Pfützen im und neben dem Kunstrasen gebildet haben.“ Darunter habe nicht nur der Spielbetrieb gelitten, sondern auch die Sportler aus dem Jugend-, Aktiven- und Altherrenbereich, die eine Woche lang nicht trainieren konnten. Das seien, zumindest aus Sicht der Spielleitungen, nicht die einzigen Missstände an der Spielstätte, fügt Akbay hinzu: „Wir werden des Öfteren auch von Schiedsrichtern, die den Platz begehen, auf Löcher und Unebenheiten aufmerksam gemacht.“

Wunsch nach Sanierung

Schwetzingens OB Pöltl zu Mängeln am Stadion: „Bund-Länder-Programm passte nicht für uns“

Veröffentlicht
Von
Jürgen Gruler
Mehr erfahren

Die Zusammenarbeit mit der Stadt, die ja Eigentümerin der Anlage ist, stimmt die Vereinsfunktionäre nur teilweise zufrieden: „Durch Markus Liu-Wallenwein hat sich die Zusammenarbeit stark verbessert. Trotzdem bekommen wir beispielsweise über das Bauamt keine Antworten auf unsere E-Mails wegen des Rasens, der unbedingt aufgeschüttet und geflickt werden müsste, obwohl wir auf die erhöhte Verletzungsgefahr aufmerksam machen.“

SV98 Schwetzingen möchte auf Kunstrasenplätze setzen

Zukünftig möchte der Verein stärker auf Kunstrasenplätze setzen. Ein solcher sei kostengünstiger in der Pflege und das ganze Jahr über nutzbar. Allerdings müsse der bestehende Kunstrasen nach nun 20 Jahren Nutzung, saniert werden. Der Jugendleiter betont: „Zudem würde es sich anbieten, den roten Sandplatz rechts neben dem Kunstrasen, als weiteres D-Jugend-Spielfeld mit Kunstrasen auszulegen. Der Rasenplatz an der Schnellstraße müsste unserer Meinung nach auch zu einem Kunstrasenspielfeld umgebaut werden.“

Damit noch nicht genug an Kritik: „In den Jugendräumen unter der Tribüne sind die Wasseranschlüsse und -abflüsse ohne Funktion. Auch die Stromanschlüsse müssten auf den heutigen Standard gebracht werden. Wir sprechen hier über eine Sportanlage für Schulen, Leichtathletik und Fußball.“ Allein im fußballerischen Bereich seien von den Mängeln 270 Kinder betroffen. Zusätzlich könne, wegen der hohen Platzbelegung und der zu wenigen Fußballplätze, nicht wie gewünscht auch Jugendfußball im weiblichen Bereich angeboten werden.

Beim TV bröckelt im wahrsten Sinne des Wortes vor sich hin - hier der Wassergraben und der morsche Absprungbalken. © SPD

Ein Sportzweig, den andere Vereine aktuell sehr erfolgreich erschließen. Abschließend teilt der Jugendleiter mit: „Wir wachsen täglich und haben derzeit eine Warteliste bei Kleinkindern von mindestens 40 Fußballbegeisterten. Dazu kommt die Europameisterschaft der Herren im eigenen Land. Wir erwarten da nochmals mindestens 50 Neuanmeldungen.“ Schlechte Wetterbedingungen sind also nicht das größte Problem des SV 98.

Vor-Ort-Begehung beim Stadion des TV Schwetzingen weist schwere Mängel auf

Das städtische Stadion in Schwetzingen befindet sich in einem katastrophalem Zustand. Zu diesem Ergebnis kamen die Teilnehmer einer Vor-Ort-Begehung mit dem Vorstand des TV 1864 Schwetzingen sowie SPD-Stadtrat Robin Pitsch. Es entstand eine lange Mängelleiste und mit ihr einher ging auch Verärgerung, weil von der Stadt Fördermittel nicht abgegriffen wurden, heißt es in einer Pressemitteilung, die die SPD versendet hat.

Die Tartanbahn beim TV weist Risse auf und gleicht einem Flickenteppich. © SPD

„Wir brauchen im Bereich des Sports und der Vereinsunterstützung mehr Engagement der Stadt“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Robin Pitsch bei dem Vor-Ort-Termin im städtischen Stadion. Der Sport werde in der Verwaltung als Nebensache betrachtet, kritisiert er, dabei läge zurzeit der große gesellschaftliche Wert im Verbindenden und Gemeinschaft prägenden Faktor des Sports.

Für Leichtathleten ist Sportanlage des TV Schwetzingen nicht nutzbar

Sinnbild dieses Missverhältnisses sei der Zustand des städtischen Stadions, sagt Pitsch, der sich mit Athi Sananikone, dem Vorsitzenden des Turnvereins, und Morten Angstmann, Vereinsmanager und Leichtathletik-Verantwortlicher, bei einer Begehung im Stadion verabredet hatte. „Das Stadion ist mit seinen leichtathletischen Sportanlagen im Prinzip nicht nutzbar, weder für ein qualifiziertes Training noch für den Wettkampfsport“, wird Angstmann in der Pressemitteilung zitiert. Auf der Tartanbahn wurden die Mängel mehr als deutlich. Die Risse in der über 40 Jahre alten Rundbahn wären das kleinste Problem. Problematischer ist der Moosbewuchs, denn hier sei das Risiko, im Lauf, Sprint oder im Sprung auszurutschen und zu stürzen, besonders hoch, so Angstmann. An Teilen der Hochsprunganlage ist das Holz bereits weggefault, dort ist seither ein rot-weißes Flatterband angebracht. Athi Sananikone weist auf die innere Laufbahn hin – zu groß sei das Sturzrisiko. Denn neben Rissen erkennt er Sackungen des Unterbodens. Der alte Tartanbelag gibt an manchen Stellen bis zu 20 Zentimeter nach, Angstmann vermutet eine Unterspülung. Die defekten Rinnen, deren Abdeckungen teils fehlen, haben keinen Nutzen mehr, da das Wasser wegen einer Verstopfung nicht abfließe. „Hier brauchen wir einen Platzwart, der sich um das ganze Stadion kümmert und auch Zeit dafür hat“, heißt es.

Es grünt so grün, leider auf der Tartanbahn des TV. © SPD

„Der Zustand ist so letztlich nicht haltbar“, sagt Pitsch. Die Stadtverwaltung wisse darum seit fünf Jahren. Seit einer Begutachtung durch die Fachsportkreisverbände und einer Begehung mit OB René Pöltl sei klar, dass das Stadion den Anforderungen für Wettkampfsport nicht mehr genüge. Enttäuschend sei, dass die Stadtverwaltung es zudem versäumt habe, trotz Hinweisen von SPD-Bundespolitikern, Fördermittel zu beantragen.

Mit dem Investitionspakt Sportstätten hatten Bund und Länder bis 2022 Städte und Gemeinden unterstützt, Sportstätten zukunftsfähig, nachhaltig und modern zu entwickeln. „Diese Beantragung hat Bürgermeister Matthias Steffan mit dem Argument der Bezuschussung des Rothacker’schen Hauses abgelehnt – dabei ging es um eine ganz andere Förderung“, kritisiert Pitsch. Für eine Sanierung sei der Stadt damit ein Millionenzuschuss entgangen, verweist Pitsch mit einem Link auf das Förderprogramm.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke