Schwetzingen/Mannheim. Alt und Jung stehen im Schlosstheater auf, tanzen und zeigen Don Giovanni, der eher unsympathischen Hauptfigur auf der Bühne, dass sie sein Handeln nicht gut finden. So etwas geht nur, wenn zum Familienkonzert eingeladen wird, das durch Aktionen miterleben lässt, was sich eigentlich hinter den italienischen Texten, der Mimik und Gestik auf der Bühne verbirgt.
Für Familien war das im Rahmen der Eventreihe Mannheimer Sommer eine Premiere. Erstmals war es möglich, dieses besondere Konzert in der Originalkulisse - dem Rokokotheater des Schlosses Schwetzingen - zu erleben, mit Sängern und dem Orchester aus der aktuellen Produktion des Nationaltheaters Mannheim (NTM), deren Aufführungen ebenfalls im Schlosstheater stattfinden, da das NTM derzeit umgebaut wird.
Familienkonzert im Rokokotheater des Schlosses Schwetzingen
Richtig voll wurde es im ehrwürdigen Theater, Stimmengewirr flirrte durch den Saal angesichts der tollen Kulisse und des Ambientes. Malina (9) war mit Mama und Oma aus Mannheim gekommen und staunte: „Hier ist es so schön.“ Sie mag die klassische Musik, lernt Klavier spielen und ist schon mal im NTM gewesen, erzählte sie kurz bevor sich der blaue Vorhang öffnete.
Sie ist wie etwa zwei Drittel der Gäste von Mannheim nach Schwetzingen gekommen. Einige Schwetzinger, aber auch Gäste aus Heidelberg und Speyer verbrachten an diesem Tag die Mittagszeit im Bann der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und seinem fragwürdigen Helden Don Giovanni. Die Geschichte ist recht einfach: Don Giovanni ist ein echter Schwerenöter, verführt Frauen zuhauf - sein Diener Leporello (Bartosz Urbanowicz) hat Buch geführt: 1003 in Spanien etwa, hat er aufgezeichnet. Wollen die Damen mehr, macht sich Giovanni ganz schnell aus dem Staub und auf zur nächsten Liebelei.
Don Giovanni und seine fragwürdigen Taten
Empört hört Moderatorin Carmen Yasemin Ipek diese Geschichten von Leporello, der als Diener keine Lust mehr hat, seinem einstigen Freund Don Giovanni zu dienen, da er den Lebenswandel nicht unterstützen will. Scheut der denn auch vor Mord nicht zurück, wenn die Väter der Damen sich einschalten und nicht nach seiner Laune funktionieren. Bedrohlich ist auf der Bühne die Statue eines der Getöteten präsent.
Carmen und Leporello spinnen mit den Kindern im Publikum den Plan, Don Giovanni mit einer List zum Umdenken zu bringen. „Wir erzählen ihm, dass jeder Edelmann, der etwas auf sich hält, die Statue zum Essen einlädt“, animierte Carmen dazu, genau dann, wenn Don Giovanni die Statue einlädt, mit gruselig verstellten Stimmen ein lautes „Ja“ zu rufen.
Kinder helfen, Don Giovanni zu überlisten
Da sind die Kids dabei und auch, als es darum geht, Don Giovanni zu zeigen, dass sie mit seiner verbrecherischen Art, Frauen zu betrügen, nicht einverstanden sind. Hierzu wird eine kurze Choreografie einstudiert, die nach zweimal üben sitzt. Dazwischen erklingt die monumentale Musik Mozarts, perfekt gespielt vom Orchester des Nationaltheaters im Orchestergraben vor der Bühne.
Imposante Spezialeffekte
Imposante Spezialeffekte und eindrucksvolle Musik
Bartosz Urbanowicz erhebt seinen Bassbariton und nimmt mimikstark mit in seinen Eindruck vom Verhalten seines „Herrn“. Der, Don Giovanni, alias Nikola Diskic, tönt als starker Bariton kernig dagegen, macht sich auch im Lied lustig über die Menschen um sich herum. Spöttisch wehrt er sich zuerst dagegen, die Statue zum Essen einzuladen, umgarnt lieber Moderatorin Carmen. Eiskalt lässt die ihn abblitzen. Doch die Eitelkeit siegt auch hier.
Kaum erklingt die Einladung, verdunkelt sich die Bühne, die Statue flackert in farbigem Licht, das Publikum leiht ihr seine Stimme und poltert ein lautes „Ja“ zur Einladung. Don Giovanni fährt zitternd zusammen und hat sichtlich Bammel. Das Licht geht an, das Publikum tanzt und erklärt ihm, wie doof sie seine Aktionen finden. Ist er nun bekehrt? Zumindest für den Augenblick scheint der Schönling, Verführer und Genießer einsichtig.
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Malina hatte alles mitgemacht und resümiert: „Das war klasse, so schöne Lieder, die Musik und Stimmen, aber Don Giovanni muss sich echt ändern.“ Für sich hat sie mitgenommen weiter klassische Musik zu spielen und hören, aber auch die Werke auf deren Geschichte zu hinterfragen. Zweck erfüllt, kann man da nur sagen.
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