Ministeramt für die Kurpfalz?

Jürgen Gruler sieht Andre Baumann als klaren Sieger

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Jürgen Gruler
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Chefredakteur Jürgen Gruler © SZ

Als etwas älterer Journalist, der vorwiegend in Baden-Württemberg gearbeitet hat, ist es schon irgendwie ungewöhnlich, über eine solche Zusammensetzung der Wahlergebnisse zu schreiben. Vor 20 Jahren galt, CDU klar vorne, eventuell braucht sie einen Koalitionspartner. SPD, Grüne und FDP folgen auf den Plätzen. Jetzt führt an den Grünen und ihrem eher liberal-konservativen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann kein Weg mehr vorbei. Die CDU verliert deutlich an Boden, kann nicht mal mehr ein Viertel der Wähler für sich motivieren. Und das nicht nur wegen der Maskenaffäre, denn als die publik wurde hatten schon fast die Hälfte der Wahlberechtigten ihre Briefwahlunterlagen auf den Weg gebracht.

Und hinter den beiden Regierungsparteien? Da liegen drei Parteien nahezu gleichauf: SPD, FDP und AfD zwischen 10 und 12 Prozent. Das macht es jetzt möglich, dass auch eine Ampel an die Macht kommen könnte. Da darf man tatsächlich auf interessante Koalitionsverhandlungen bauen. Eine Wunschkoalition war Grün-Schwarz ja schon bisher für keinen der beiden Partner.

Schauen wir in den Wahlkreis. Da hat Dr. Andre Baumann mit klarem Abstand das Direktmandat gewonnen und zieht somit erstmals als gewählter Abgeordneter in den Landtag ein, löst den Grünen-Kollegen Manfred Kern ab, der innerhalb der Partei nie so wahnsinnig gut gelitten war. Baumann hat mit Online-Veranstaltungen und zahlreichen Einzelbesuchen vor Ort einen sehr aktiven Wahlkampf gemacht, gezeigt, dass er vor Ort gut vernetzt ist, ab und an auch mal was gegen den Strich bürstet. Viele halten es für möglich, dass Kretschmann ihn zum Umweltminister macht.

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zg
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Stärkster Gegenkandidat war Andreas Sturm von der CDU, auch ein neues Gesicht, das sich mit witzigen Sprüchen guten Rückenwind verschafft hat, dem aber letztlich die CDU-Schwäche an der Landesspitze und zuletzt noch die Affären der Bundespolitiker den Wind aus den Segeln genommen haben. Weil am Ende doch eine Reihe von Direktmandaten an die CDU gegangen sind, könnte es auch diesmal wieder so sein, dass der Zweitplatzierte nicht belohnt wird und nicht in den Landtag einziehen kann.

Daniel Born wurde mit einem deutlich besseren Wahlkreisergebnis als der Landesschnitt dafür belohnt, dass er während der ganzen Legislaturperiode eine starke Stimme für die Kurpfalz gewesen ist, dass er sich um Themen aus seinem Wahlkreis in Stuttgart gekümmert hat und sogar als Oppositionspolitiker einiges erreichen konnte. Er wird es wohl per Überhangmandat packen.

Bleibt die Bewertung der AfD. Da bleibt es bei unserer Einschätzung, dass der bisherige Abgeordnete Klaus-Günther Voigtmann nicht sehr viel bewegt hat. Karlheinz Kolb wird es wohl nicht in den Landtag schaffen, der nächste Kandidat dürfte jünger sein.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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