Xylon

Modernes und Historisches im Xylon Museum Schwetzingen

Im Museum Xylon in Schwetzingen sind zwei Ausstellungen eröffnet worden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Im großen Saal geht es um Tinte und Druck, im anderen um den Kurfürsten Carl-Theodor.

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Die Künstler von „Ink & Pressure“ (v. l.) Lukas Weiß, Michael Falkenstein, Jette Flügge, Inessa Emmer, Roman Klonek, Matthias Plenkmann, Jannine Koch und Kathrin Edwards stellen im Xylon aus. © nr

Schwetzingen. Im Museum Xylon sind zwei Ausstellungen eröffnet worden, die unterschiedlicher nicht sein könnten: „Ink & Pressure“ – auf Deutsch „Tinte und Druck“ – im großen Ausstellungsraum hat Druckgrafiken von neun jungen, zeitgenössischen Künstlern aus dem gesamten Bundesgebiet zum Thema. Zu sehen sind die Werke bis Februar. In dem kleineren Raum werden Zeichnungen des Hofbildhauers Peter Anton von Verschaffelt anlässlich des 300. Geburtstages von Kurfürsten Carl-Theodors präsentiert, in dessen Diensten der Künstler ab 1752 stand.

Den Anfang der Vernissage macht Dr. Kristina Hoge, künstlerische Leitung des Xylon. In ihrer Ansprache bezeichnet sie „Ink & Pressure“ als Herzstück für das Museum. Mit der Ausstellung möchte sie die Druckgrafik als künstlerische Ausdrucksform bekannter machen. Insgesamt sind mehr als 100 Werke zu sehen, die im Hoch-, Tief-, Flach- oder Siebdruckverfahren hergestellt worden sind. „Die Arbeiten der neun Künstler sind weder langweilig noch antiquiert, sondern modern und zeigen eine ganze Bandbreite an Techniken, Themen und malerischen Ansätzen.“ Trotz dieser Vielfalt ließen sich bei genauerem Hinschauen Übereinstimmungen finden. So setze sich ein Teil der Künstler mit der Natur auseinander. Dabei habe jeder Künstler seine eigenen Elemente, Ansätze und Überlegungen, beschreibt Hoge.

Jette Flügge kombiniert Pflanzen mit Insekten und stellt Collagen aus verschiedenen Drucktechniken dar. Philipp Hennevogel, ein Meister des Linolschnitts, taucht in das Dickicht einer Wiese aus Gras und Unkraut ein. Inessa Emmer, die die Künstler als Gruppe zusammengebracht hat, erschafft mit ihren Holzschnitten eine surreale, asiatisch anmutende Farbwelt. Kathrin Edwards versucht auf sehr subtile Art und Weise, Fenster in der Natur zu erschaffen. Matthias Plenkmann wirft in seinen Siebdrucken einen Blick auf die Tierwelt, wie sie sich bewegt und in dem dschungelartigen Ambiente schleicht.

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Einen zweiten roter Faden sieht die künstlerische Leiterin in den erzeugten Stillleben. Lukas Weiß bringt malerische Aspekte in seine Pappschnitte hinein, lässt einfache Formen zu spannungsreichen und feinen Farbflächen werden. Roman Klonek fällt mit seinen Holzschnitten ein bisschen aus dem Rahmen. Seine Werke muten sehr stark wie Malerei an. Seine Idee kommt aus der Auseinandersetzung mit der Plakatkunst, aus dem russischen Konstruktivismus und dem Comic; ebenso berücksichtigt er das japanische Manga. Einen ganz anderen Ansatz hat Jannine Koch, sie fördert in der klassischen Ätzradierung sehr feine Nuancen zutage. Zudem nutzt sie für ihre Arbeiten alte Stiche von Gebäudegrundrissen und Stadtkarten.

Initiator der zweiten Ausstellung ist Thilo Winterberg. Seine Ausstellung ist eine Hommage an Peter Anton von Verschaffelt, ein in Deutschland wenig bekannter Barockbildhauer und Zeichner. Nach Stationen in London und Rom folgte der Künstler Mitte des 18. Jahrhunderts dem Ruf des Kurfürsten Carl-Theodors an das Mannheimer Schloss, wo sich auch einige seiner Figuren befinden. Weitere seiner Plastiken zieren beispielsweise das Schloss Benrath in Düsseldorf. „Auch der Erzengel auf der Engelsburg in Rom stammt von Verschaffelt“, überrascht Winterberg seine Zuhörer.

Wenig bekannt sind die Zeichnungen des Künstlers. Sie dokumentieren die Entstehung seiner Plastiken, vom Konzept bis zur finalen Ausführung. „Auch jener, die draußen im Park in Schwetzingen stehen“, sagt Winterberg. Seine Einführung in die Skizzenschau beendet der Auktionär mit einer Anekdote: „Auf diesem Blatt sehen Sie den Wettstreit Apollos mit Marsyas und der sitzende Apollo spielt die Lyra mit dem rechten Arm. Draußen im Garten spielt er das Instrument aber im Stehen. Das liegt ganz einfach daran, dass damals im Bauhof kein geeigneter Stein vorhanden war, der von Verschaffelt Raum für einen sitzenden Apollo geboten hätte.“ nr

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