Bilanz

Nach den Special Olympics: Positive Bilanz bei Gastgeber Schwetzinger

Von 
Marco Montalbano
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In der zweiten Junihälfte fanden die Special Olympic World Games 2023, die größte inklusive Sportveranstaltung der Welt, in Berlin statt und damit zum ersten Mal in Deutschland. Schwetzingen und Wiesloch waren sogenannte Host Towns (Gastgeberstädte) für die 65-köpfige Delegation aus Jamaika (wir berichteten mehrfach). Nun zogen die Veranstalter, allen voran Schwetzingens Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, die beiden Projektleiter des Host-Town-Programms, Jens Rückert und Markus Liu-Wallenwein, zusammen mit Kristin Dawood vom Verband Special Olympics in Baden-Württemberg positiv Bilanz und bedankten sich bei allen Beteiligten in einer Abschluss-Pressekonferenz.

Hätte man alle am Host Town-Programm Beteiligten ins Palais Hirsch geladen, hätte der Platz mit Sicherheit nicht gereicht. Die geladenen Vertreter der beteiligten Organisationen und Einrichtungen fanden hingegen im unteren Saal des altehrwürdigen Hauses Platz, wo das Stadtoberhaupt zusammen mit den Verantwortlichen Bilanz zog.

Filmmaterial über acht Stunden

Noch sehr gut wird den meisten Schwetzingern der „Open Sporty Wednesday“ am 14. Juni in Erinnerung sein, bei dem die Special-Olympics-Athleten von der karibischen Insel bei einem bunten Programm auf die hiesige Bevölkerung trafen. Um diesen Tag Revue passieren zu lassen, wurde eine vierminütige Video-Zusammenfassung gezeigt. „Es waren ursprünglich acht Stunden, die in einem sehr mutigen Zusammenschnitt vier Minuten geworden sind“, meinte Dr. Pöltl, der humorvoll ergänzte: „Eventuell machen wir einen Kinoabend daraus mit Teil eins und zwei.“ Zum Videoclip lief Musik, in der es hieß: „Nothing ist out of reach, if you really want something“, also in etwa „nichts ist außer Reichweite, wenn Du es wirklich willst“.

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Der Oberbürgermeister meinte danach: „Der eine oder andere hat jetzt sicher Tränen in den Augen“, und betonte die großen Emotionen, die mit diesem Erlebnis verbunden gewesen seien. Auch die Atmosphäre bei den Spielen in Berlin sei einzigartig gewesen: „Es war unglaublich, irgendwie waren dort alle Gewinner. Verlierer gab es nicht.“ Denn als Stadtoberhaupt einer Host Town durfte Pöltl mit ins Stadion einlaufen. „Mir ist es wichtig, danke zu sagen, Ihnen allen“, meinte er weiter und betonte, dass die Welt Deutschland nun auf eine gewisse andere, eine positive Weise wahrgenommen habe.

„Da ist was am entstehen“

Auch Kristin Dawood freute sich über das gelungene Projekt und sagte: „Die Delegation hat sich hier sofort wohlgefühlt.“ Emotional wurde es noch einmal, als ein Video von Gladstone Sealey eingespielt wurde, dem jamaikanischen Delegationsleiter. Schon in der Presse seines Landes, im „Jamaica Observer“, sagte er: „In Schwetzingen und Wiesloch empfingen sie uns wie Könige“. Nun dankte er persönlich für die herzliche Aufnahme, lobte das hervorragende Essen und freute sich, dass man in Kontakt bleiben wolle. Jens Rückert vom TV Schwetzingen berichtete, er sei mit Deniese Ava-Lou Sealey in Kontakt, Gladstones Schwester und Botschafterin Jamaikas, die bald nach Schwetzingen kommen wolle. Er teilte überzeugt, auf die Inklusion Bezug nehmend, mit: „Da ist was am entstehen.“

Auch Pöltl, Dawood und Liu-Wallenwein waren davon überzeugt, dass ein positiver Impuls in Sachen Inklusion gegeben werden konnte, der schon Effekt zeige. Denn es gäbe einige inklusive Projekte mehr bei den Vereinen der Region. Kristin Dawood unterstrich: „Es wurden Barrieren und Ängste abgebaut und mehr Bewusstsein geschaffen. Manchmal sind es Dinge die, allerdings nur im ersten Moment, wie eine Kleinigkeit wirken. Es geht darum, dass man Inklusion ‚mitdenkt‘, wie einen Flyer für eine Veranstaltung auch in leichter Sprache anzubieten“, und sie ergänzte: „Ich bin mir sicher, dass nun viele neue Projekte angestoßen werden.“

Netzwerk der Schulen

Von dem positiven Effekt der Host- Town-Aktion ist die Leiterin der sonderpädagogischen Comenius-Schule, Eleonore Frölich, überzeugt, die berichtete: „Wir trafen uns immer in großer Runde, um zu überlegen, welche Angebote wir noch machen könnten. Dabei traf ich den pädagogischen Leiter des Privatgymnasiums, Jörg Bader. Kurz darauf wurde eine gemeinsame Sport-AG mit Kindern mit Handicap und ohne eingeführt. Wenn wir Vielfalt akzeptieren und zulassen, dann haben wir es eigentlich schon geschafft.“ Und Andrea Baisch, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, meinte: „Im Sport sind wir alle eins.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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