100. Todestag

Nach ihr ist der Luisenpark benannt

Großherzogin Luise von Baden war sehr sozial eingestellt und im Land sehr beliebt

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Gastbeitrag von Dr. Ralf Wagner
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Luise von der Pfalz ist vor hundert Jahren verstorben. Sie war sehr sozial eingestellt und half, in Neulußheim einen Kindergarten zu gründen. © Schuhmann & Sohn Hofphoto

Mannheim/Karlsruhe. In fast jeder badischen Gemeinde gibt es eine Luisenstraße, benannt nach Großherzogin Luise von Baden. Ihr Todestag jährt sich am Sonntag, 23. April, zum 100. Mal. Geboren wurde Luise Marie Elisabeth als Prinzessin von Preußen am 3. Dezember 1838 in Berlin. Prinzessin Luise war die einzige Tochter von Prinz Wilhelm von Preußen, dem späteren deutschen Kaiser Wilhelm I. (1797– 1888), und seiner Frau, Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811–1890), zweite Tochter des Großherzogs Carl Friedrich und der russischen Großfürstin Maria Pawlowna Romanowa.

Ihre Großeltern väterlicherseits waren der preußische König Friedrich Wilhelm III. und dessen Frau Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz. Diese in Preußen hochverehrte und früh verstorbene Königin war die Namenspatin für Luise. Diese Tradition setzte sich dann in Baden später fort. Auch beide Großmütter des Autors hießen Luise.

Zusammen mit ihrem älteren Bruder Friedrich Wilhelm, dem späteren deutschen Kaiser Friedrich III. (1831–1888) wuchs Luise in Berlin auf, wo sie als neunjähriges Mädchen die in Preußen ausbrechende Revolution miterlebte. Seit 1850 kam die junge Prinzessin von Koblenz auch zum alljährlichen Sommeraufenthalt nach Baden-Baden. Nur wenige Wochen nach ihrer Konfirmation, wurde sie dem damaligen Prinzregenten Friedrich von Baden (1826–1907) vorgestellt. Noch im September desselben Jahres wurde die Verlobung in Koblenz öffentlich bekannt gegeben.

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Am 20. September 1856, nur wenige Tage nach seiner Proklamation zum Großherzog von Baden, heiratete Luise im Berliner Stadtschloss den badischen Großherzog Friedrich I. (1826–1907), dritter Sohn des Großherzogs Leopold I. von Baden und der Prinzessin Sophie Wilhelmine von Holstein-Gottorp. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Friedrich (II.) Wilhelm Ludwig Leopold August, genannt Fritz (1857– 1928), späterer Großherzog von Baden, Sophia Maria Viktoria, genannt Vicky (1862–1930), später Königin von Schweden und Ludwig Wilhelm Karl Friedrich Berthold (1865–1888), Großherzoglicher Prinz von Baden.

Kindergarten Neulußheim gefördert

Luise von Preußen galt wie ihre Schwägerin, die britische Prinzessin und deutsche Kaiserin Victoria, als eine Gegnerin Bismarcks. Durch ihre Erziehung war sie sehr sozial eingestellt. Im Jahr 1859 gründete Großherzogin Luise in Karlsruhe den ersten Badischen Frauenverein, Vorläufer der Rotkreuz-Schwesternschaft. Ihr Engagement erstreckte sich auch auf kleine und arme Gemeinden wie zum Beispiel Neulußheim. In der durch die Zigarrenindustrie geprägten Gemeinde mit Bahnanschluss waren besonders die Frauen in den Zigarrenbetrieben beschäftigt. Dadurch entstand schon früh das Problem der Beaufsichtigung der Kleinkinder.

Pfarrer Friedrich Gscheidlen nahm sich des Problems an und sammelte Geld für eine Kleinkinderschule, die am 1. Juni 1876 in einem Nebenraum des alten Rathauses in der Hockenheimer Straße eröffnet werden konnte. Pfarrer Trautwein, der im Jahre 1898 die Geschichte Neulußheims in einem kleinen Büchlein festhielt, schreibt: „Die Schule musste deshalb von jeher in nicht geringem Maße die Mildtätigkeit und Freigiebigkeit einheimischer und auswärtiger Gönner in Anspruch nehmen. Und dieselbe ist ihr auch in dankenswerterweise von vielen Stellen zuteilgeworden. Nebst Ihrer Königlichen Hoheit, der Großherzogin Luise, unsere im Helfen und Wohltuen jeder Art unermüdlichen Landesmutter, welche als Protektorin des badischen Frauenvereins dem hießigen Zweigvereine und durch denselben unsere Kinderschule schon zum wiederholten Male je 100 und beziehungsweise 50 Mark aus Höchstihrer Privatschatulle zugewendet hat.“ Somit verfügte Neulußheim durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Großherzogin über einen der frühesten Kindergärten im Land Baden.

Als das großherzogliche Paar 1888 vom Krankenlager des deutschen Kronprinzen aus San Remo zurückkehrte, erfuhr es in Basel vom unerwarteten Tod ihres zweitgeborenen Sohnes Ludwig Wilhelm, der am 23. Februar in Freiburg im 23. Lebensjahr an einer Lungenentzündung gestorben war. Unmittelbar darauf hatte Luise am 9. März den Tod des Vaters zu beklagen. Dann verlor sie am 15. Juni ihren einzigen Bruder, Kaiser Friedrich III. und zwei Jahre später betrauerte sie den Tod ihrer Mutter, Kaiserin Augusta.

Zunehmend stellten sich auch physische Beschwerden bei Luise ein. Ihrem langwierigen Augenleiden brachte 1897 eine erfolgreiche Staroperation merkliche Linderung. Noch einmal durfte die Großherzogin zwei Familienfeste feiern: den 80. Geburtstag ihres Mannes (9. September 1906) und die Feier ihrer Goldenen Hochzeit nur wenige Tage danach. Ein Jahr später, am 28. September 1907, verstarb ihr Mann.

Zu ihren Ehren am 58. Geburtstag 1896 schenkten ihr die Mannheimer den neuen großen Park und nannten ihn seitdem Luisenpark. Heute ist er eine der schönsten Parkanlagen Europas und ins Buga-Gelände integriert.

Aus Anlass des 100. Todestages von Großherzogin Luise von Baden ist die großherzogliche Grabkapelle in Karlsruhe am Sonntag, 23. April, von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Es finden halbstündliche Führungen statt, wobei die Gruft besichtigt werden und man Einblicke in die Restaurierung erfahren kann.

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