Runder Tisch

Neues Gremium will mehr Inklusion in Schwetzingen

Von 
Volker Widdrat
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Schwetzingen. Der Runde Tisch Inklusion (RIS) traf sich nach langer Pause wieder in der Volkshochschule. Der Inklusionsbeirat der Stadt stellte sich vor und diskutierte über Teilhabe und Barrierefreiheit. Der UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen hatte kritisiert, dass in Deutschland zwar viel über Inklusion gesprochen, aber wenig in die Tat umgesetzt werde. Das müsse sich dringend ändern, begrüßte Vorsitzender Gerhard Rummel die „Freunde der Inklusion“. Alle Menschen mit und ohne Beeinträchtigung seien willkommen.

Der Inklusionsbeirat hatte sich neu aufgestellt. Er soll den städtischen Behindertenbeauftragten Martin Köhl unterstützen, den Inklusionsprozess in Schwetzingen vorantreiben und sichtbar machen. Im Gremium stimmberechtigt sind neun Personen mit und ohne Behinderungen. Die stellvertretende Vorsitzende Claudia Weitzel kann nicht mehr mitwirken. Aus einem traurigen Grund – die Schwetzingerin, die von Beginn an die Satzung mitausgearbeitet hatte, ist vor kurzem verstorben. Der Inklusionsbeirat trauert um die engagierte Frau, die seit ihrem elften Lebensjahr im Rollstuhl saß und sich viele Jahre für Inklusion ein gesetzt hat.

Der Gemeinderat hatte die neu überarbeitete Satzung des Inklusionsbeirates im November einstimmig beschlossen. Ein wesentlicher erster Schritt zur Verwirklichung der gleichberechtigten Teilhabe, lobte Rummel und dankte den anwesenden Gemeinderäten. Der Runde Tisch Inklusion und der Beirat sollen parteipolitisch unabhängig sein, betonte Rückert.

Schwetzinger Inklusionsbeirat hat sich viel vorgenommen

Man habe sich für dieses Jahr viel vorgenommen hat. Man möchte vor allem die Vereine einbeziehen und bei denen nachfragen, wie es dort mit der Inklusion steht. Alle Vereine seien angeschrieben worden, nur fünf hätten geantwortet, so Rummel: Karneval Club Phoenix, Badenia Hirschacker, TV 64, Sängerbund und ADFC. „Im Sport haben wir vorgelegt“, meinte Jens Rückert und ging auf das inklusive Sportangebot des Turnvereins ein. Es gehe aber nicht nur um Sport, sondern auch um den sozialen Aspekt und um Inklusion an Schulen. „Wir versuchen weiter, bei den Vereinen anzuklopfen“, versicherte Rummel. Wahrscheinlich im Juni werde man einen Workshop dazu anbieten.

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Nach den Kommunalwahlen will der Inklusionsbeirat verstärkt den Kontakt mit den Parteien suchen. Die Zusammenarbeit mit dem neuen Gemeinderat soll intensiviert werden. Im Mai will man sich mit dem Projektleiter der „Schwetzinger Höfe“ treffen und sich über den Stand der Bauarbeiten informieren lassen. Da fehlt das Thema Inklusion bestimmt nicht.

Die Runde diskutierte über den Weg zur Umsetzung einer „inklusiven Kommune“, wie es das Projekt der Aktion Mensch am Beispiel von Nieder-Olm gezeigt hat. Der Beirat beabsichtigt, einen Fachberater von dort einzuladen. Das Modell „Kommunale Inklusions-Vermittler (KIV) ist bereits in mehreren Landkreisen in Baden-Württemberg vertreten. Werner Zieger bezweifelte aber, dass die Stadt Schwetzingen hieran Interesse habe.

Gremium in Schwetzingen solide aufgestellt

Der Versammlung war die Freude anzumerken, dass es mit dem Runden Tisch Inklusion nach längerer Pause nun weitergeht. Mit der neuen Organisation und Satzung ist es offensichtlich gelungen, das Gremium solide aufzustellen. Es soll regelmäßige Treffen geben. Weitere Zielgruppen sollen mit einbezogen werden, vor allem, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Der Beirat möchte den Behindertenbeauftragten unterstützen, den städtischen Inklusionsprozess voranzutreiben. Martin Köhl könne schließlich nicht alles allein bewerkstelligen.

„Inklusion fängt im Kopf an“, appellierte Rummel und war mit der Runde einig, dass Inklusion nicht nur Menschen mit Behinderung betrifft. Er verlas den Brief einer Frau, die in ihrem Alltag die barrierefreie Gestaltung vieler Lebensbereiche vermisst. „Wir haben für einen Inklusionsbeauftragten gekämpft“, sprach Rita Erny (CDU) für alle Fraktionen des Gemeinderats: „Ein wichtiger Schritt, den alle Parteien gegangen sind.“

Jeder kann zum Experten für Inklusion werden, wurde an diesem Abend deutlich. Bei den politischen Entscheidungen geht es immer wieder aber auch ums Geld. Für Inklusionsprojekte seien oft zu wenig finanzielle Mittel im Haushalt, monierte Raquel Rempp. Die Initiative für einen Inklusionsbeauftragten war vom Gemeinderat ausgegangen. Wenn ein Antrag des Inklusionsbeirats für ein Projekt gut begründet sei, gebe es wohl keine Ablehnung, erklärten die Stadträte Carsten Petzold (Freie Wähler), Dr. Michael Rittmann (Grüne) und Hans-Peter Müller (SPD) abschließend: „Das geht immer durch, ganz sicher.“ Der neugebildete Inklusionsbeirat hat sich längst an die Arbeit gemacht. Der Runde Tisch Inklusives Schwetzingen feiert ein erfolgreiches Comeback.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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