"Sultan und Kotzbrocken" in Schwetzingen erleben

Nichtstun ist auch keine Lösung

Die KiTZ Theaterkumpanei aus Ludwigshafen gastiert mit Stück „Sultan und Kotzbrocken“ bei der Bühne im Park im Schlossgarten Schwetzingen,

Von 
Katja Bauroth
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„Sultan und Kotzbrocken“ von der KiTZ Theaterkumpanei wird gespielt von Bärbel Maier (als „100 Frauen“, r.) und Peer Damminger als „Sultan“ (l., sowie Uwe Heene als „Kotzbrocken“). © Dominik Jan Geis

Schwetzingen. Die Bühne im Park vom Theater am Puls im Schlossgarten Schwetzingen verspricht an diesem Sonntag, 15. August, 16 Uhr, einen besonderen Leckerbissen für Kinder ab fünf Jahren , jedoch auch für Erwachsene gleichermaßen: Die KiTZ Theaterkumpanei aus Ludwigshafen kommt für ein Gastspiel nach dem bekannten Kinderbuch „Sultan und Kotzbrocken“ von Claudia Schreiber nach Schwetzingen. In diesem zirka 50-minütigem Schauspiel geht es um das Erwachsenwerden, um Erziehung und Abgrenzung. Karten gibt es noch online beim Theater am Puls oder im SZ-Kundenforum.

Zum Inhalt: Ein richtiger Sultan tut gar nichts. Muss er auch nicht. Für die Arbeit hat er ja seine hundert Frauen. Die eine backt ihm seine Schweineohrenpizza, die andere tut eine Flasche Schaumbad in seine weiße Wanne, die nächste gibt ihm sein Gute-Nacht-Küsschen. So ein Sultan hat es gut. Aber als der Kissenberg für den sultanesischen Popo zu hoch wird, muss ein neuer Diener her: Kotzbrocken. Ja, mit so einem Diener ist mit dem faulen Sultansleben Schluss.

Bühne im Park im August

  • Die Bühne im Park befindet sich im Schlossgarten Schwetzingen, nach dem Haupteingang geht’s links in den Seepferdchengarten. Dort stehen 90 Plätze zur Verfügung.
  • Sonntag, 15. August, 16 Uhr: Sultan und Kotzbrocken – nach dem Kinderbuch für Menschen ab fünf Jahre von Claudia Schreiber.
  • Freitag, 27. August, 20 Uhr (Premiere): Das weiße Rössl 2020 – eine virulente musikalische Komödie von Nici Neiss und Stefan Ebert. Auch am Samstag, 28. August, 20 Uhr und Sonntag, 29. August, 16 Uhr.
  • Karten gibt es im Kundenforum dieser Zeitung (diesen Freitag von 8 bis 17 Uhr geöffnet) und Online unter www.theater-am-puls.de
  • Es gibt keine Möglichkeit die Karten telefonisch zu reservieren. Gäste mit Gutscheinen melden sich bitte unter: 06202/92 69 996. Bei nicht ausverkauften Stücken gibt es eine Abendkasse.

Mit Peer Damminger, der gemeinsam mit Bärbel Maier die KiTZ Theaterkumpanei leitet, sprach die Redaktion über die deutsch-iranische Koproduktion (mit dem Taatr Mani aus Teheran), die auf dem 19. Internationalen Kindertheaterfestival in Hamedan/Iran mehrfach ausgezeichnet wurde.

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Die KiTZ Theaterkumpanei kommt mit dem Gastspiel „Sultan und Kotzbrocken“ nach Schwetzingen. Warum haben Sie dieses Stück nach dem Kinderbuch von Claudia Schreiber in Ihr Programm aufgenommen, was gefällt Ihnen daran?

Peer Damminger: Das Kinderbuch „Sultan und Kotzbrocken“ entdeckte ich 2009 im Bücherregal meiner Kinder. Zu diesem Zeitpunkt stand der Plan für eine Koproduktion mit unseren iranischen Kollegen bereits fest. Kurz: Wir wussten „dass…“, aber noch nicht „was“. Da fiel mir die Geschichte von Claudia Schreiber in die Hände. „Sultan und Kotzbrocken“ ist ein Beispiel dafür, wie schwierig Kindererziehung ist – für beide Seiten, Eltern und Kinder. Das gilt in Deutschland und im Iran gleichermaßen. Zum anderen steht die Geschichte exemplarisch für die Umkehrbarkeit von Machtverhältnissen. Wenn der Diener kein Diener sein will, macht das Sultansein auch keinen Sinn. Claudia Schreibers Kinderbuch mit seinen wunderbaren Situationen zwischen Herr und Knecht, seinen wunderbar witzigen Dialogen zwischen dem faulen Sultan und seinem frechen, aufsässigen Diener Kotzbrocken war die perfekte Grundlage für unser Projekt. Wir konnten ein Stück für Kinder spielen. Wir konnten aber auch auf die unterdrückte Lebenssituation der Menschen im Iran hindeuten.

Sie haben ja insgesamt sechs Versionen dieses Stücks in unterschiedlicher Besetzung mit dem Taatr Mani aus Teheran inszeniert. Wie kam es dazu?

Damminger: Zu den sechs unterschiedlichen Textentwürfen: Das Stück sollte längerfristig sowohl in unser Repertoire als auch in das unserer iranischen Kollegen eingehen. Von vornherein stand daher fest, dass es eine deutsche und eine iranische Fassung geben musste. Die anderen vier Fassungen wurden anteilig deutsch und anteilig iranisch gespielt und zwar in jeder Textfassung so, dass sich das iranische Publikum die deutsche Passagen erschließen konnte und umgekehrt. Und es gibt eine noch ungespielte englische Fassung.

In dem Stück geht es um den faulen Sultan, der durch seinen Diener Kotzbrocken unsanft aus der Langeweile herausgeholt wird. Welche Reaktionen erleben Sie hier von Kindern und auch Erwachsenen, die zuschauen? Merken Sie, dass der tiefere Sinn verstanden wird?

Damminger: Beide Seiten unseres kindlichen Publikums – im Iran, wie in Deutschland – sahen sich im Verhalten des Sultans widergespiegelt und unterzogen die Hauptfigur einer kritischen Betrachtung. Es ging dabei nicht so sehr um das „Faulsein“ und „Langeweile haben“ des Sultans, als vielmehr um sein „Nichtstun“. Das ist ein großer Unterschied. Faulsein ab und an ist ja durchaus mal okay, Langeweile als Gefühl zuzulassen, heute sogar erwünscht, aber nichts tun, führt unweigerlich zu Abhängigkeit, Unselbstständigkeit und zu Übergewicht. Das alles lasen Kinder wie Erwachsene genau. Schließlich ist der Sultan so dick, weil er nur auf seinem Kissenberg sitzt und sich bedienen lässt.

Haben Sie selbst auch schon im Iran gespielt?

Damminger: Seit 2007 besucht die KiTZ Theaterkumpanei regelmäßig den Iran. Wir haben dort fünf unserer Stücke gespielt und stets begeisterte Reaktionen erlebt. Als Gruppe aus dem Ausland steht man sehr im Fokus der Aufmerksamkeit. Je nach politischer Situation, die sich dann auch in den kulturellen Gremien des Iran spiegelte, waren wir mal gern gesehene Gäste oder auch mal „ausgeladen“ – das ändert sich sehr schnell in beide Richtungen. Insgesamt mögen es 40 Vorstellungen und zwölf Workshops beziehungsweise Schauspielseminare gewesen sein in Teheran, Esfahan, Hamedan, Shiraz und Qom.

Welche Unterschiede gibt es im Iran bei den Reaktionen der jungen Zuschauern im Vergleich zu denen in Deutschland beziehungsweise was würden Sie sich hier grundsätzlich wünschen?

Damminger: Gerne hätten wir mehr und intensiver mit den iranischen Kindern gesprochen und zum Beispiel geklärt, ob Mädchen ähnliche Empfindungen beim Ansehen des Stückes haben wie Jungen oder ganz andere. Dazu muss man ergänzen: Die Koproduktion mit der KiTZ Theaterkumpanei und dem Teatr Maani entstand im Jahr 2010. Theater für Kinder im Iran war damals in der Regel eine große, lustige Show. Es wurden keine „Probleme“ aufgezeigt oder Konflikte zugelassen, geschweige denn darüber geredet. Junges Publikum wurde nicht ernst genommen, sondern mit einer Art „Heile-Theater-Theater“ verdummt. Unsere gemeinsame Arbeit von damals hat den künstlerischen und inhaltlichen Anspruch unserer iranischen Kollegen nachhaltig verändert. Heute wollen sie – bei aller Poesie – etwas sagen, etwas verändern, eine Botschaft senden. Das macht ihr Leben im Iran nicht unbedingt leichter.

Mit welcher Besetzung werden Sie in Schwetzingen spielen?

Damminger: Bärbel Maier vertritt die „100 Frauen“ im Harem, der „Kotzbrocken“ wird von Uwe Heene gespielt und ich agiere als „Sultan“.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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