Kommunalpolitik

OB-Wahl in Schwetzingen: Wer gewinnt die Gunst der Sozialdemokraten?

Die beiden Schwetzinger Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters Dr. Rebecca Ziegler und Matthias Steffan werben mit ihren Programmen für Unterstützung – wem gibt die SPD eine Empfehlung?

Von 
Volker Widdrat
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Wen der beiden OB-Kandidaten werden die Schwetzinger Sozialdemokraten unterstützen? © Daniel Bockwoldt

Der SPD-Ortsverein hatte zu einer öffentlichen Versammlung eingeladen, bei der sich die beiden Kandidierenden für die Oberbürgermeisterwahl am 15. September vorstellten. Sabine Rebmann und Simon Abraham begrüßten rund 50 Gäste im SPD-Bürgerzentrum. Bei den Sozialdemokraten würden Personalentscheidungen von den Mitgliedern getroffen, erläuterte Fraktionsvorsitzender Robin Pitsch das Procedere für Dr. Rebecca Ziegler und Matthias Steffan. Der persönlichen Präsentation folgte eine Fragerunde.

Matthias Steffan war zuerst an der Reihe. 47 Jahre, seit 2016 Bürgermeister von Schwetzingen, Sternzeichen Jungfrau, Spargel mit Pfannkuchen als Lieblingsessen, gerne in Südtirol im Urlaub, Lieblingscomics Asterix und Lucky Luke sowie der Schlossgarten als Lieblingsort. Der SPD wünscht er, „dass sie weiter im Gemeinderat aktiv ist“. Den ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert hält er für einen „ganz wichtigen Menschen“.

So beschreibt Schwetzingens OB-Kandidat Matthias Steffan seine Stärken

Steffan sieht sich „offen und lösungsorientiert“. Seine Stärken seien „Zielstrebigkeit und Bürgernähe“. Er gehe gerne auf Menschen zu und habe stets ein offenes Ohr. Bildung, Wirtschaft und Wohnen für alle sind seine Herzensthemen. Er werde aber auch andere Themen zur Chefsache machen. Wenn Schwetzingen das frühere Kinderzimmer wäre, würde an der Tür das Poster „Herzlich Willkommen“ hängen. Einzelkind Matthias Steffan, unabhängig und parteilos kandidierend, ist für „gemeinsames Tun“. Seinen Führungsstil beschreibt er als „kooperativ, durchsetzend, gewinnend, zuhörend“.

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Um Wohnraum für alle zu schaffen, müsse weiter gebaut werden: „Wir dürfen nicht stehen bleiben, so wie manchmal in den vergangenen Jahren.“ Dazu gehöre der Ausbau des Bestandes bei der Wohnungsbaugesellschaft. „Ohne Wenn und Aber“ ist er für den gebundenen Ganztagsbetrieb an der Zeyher-Grundschule.

Steffan hat bei der SPD ohne Manuskript gesprochen. Die Antworten bei der Fragerunde kamen schnell und präzise. Die Jugend- und Vereinsförderung soll erhalten, die Barrierefreiheit ausgebaut werden. Die Umsetzung eines Klimaschutzkonzeptes gehe nur gemeinsam mit Bürgern und Hauseigentümern. Denn bei der kommunalen Wärmeplanung „müssen wir die Menschen mitnehmen“. Die korrekte Nutzung der Karlsruher Straße durch Radfahrer bleibt ihm als Aufreger-Thema erhalten: „Eine Lösung, die allen gerecht wird, gibt es nicht.“ Die Ansiedlung von Gewerbe auf dem Areal der Tompkins Barracks soll zügig vorangehen. An die Grund- und Gewerbesteuer möchte er nicht ran. Der sorgsame Umgang mit den Finanzen „sichert die Zukunft unserer Stadt“. Am Bau eines Studentenwohnheims in der Oststadt „besteht noch Interesse“. Die Bebauung gegenüber des Bismarckplatzes sei „Sache eines privaten Investors“. Die soziale Wohnbebauung am Alten Messplatz soll realisiert werden. „Mehr Entsiegelung“ und „Ausbau von Grünflächen“ stehen für ihn im Vordergrund. Entscheidungsprozesse mit dem Gemeinderat sollen transparent kommuniziert werden. „Die Stadt macht mir sehr viel Spaß“, warb Steffan um Stimmen für den 15. September.

Wohnformen für Senioren: Eines der Ziele von OB-Kandidatin Dr. Rebecca Ziegler

Für Dr. Rebecca Ziegler blieb ein Zeitfenster von einer Stunde. Die 45-jährige Juristin aus Mauer las vom Manuskript ab. Zurzeit sei sie täglich vor Ort. Im Falle eines Wahlsiegs werde sie herziehen. Ihr Wahlprogramm sei das Ergebnis von vielen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern. Ziegler möchte alternative Wohnformen für Senioren fördern: „Einsamkeit ist die schleichende Epidemie unserer Zeit.“ Durch den Bau von bezahlbaren Wohnungen durch die Stadt soll mehr Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten entstehen: „Es ist höchste Zeit für Veränderung“, untertitelte die OB-Kandidatin jeden Themenblock.

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Ein neues Jugendzentrum, die Reaktivierung des Jugendhauses im Hirschacker, ein Jugendgemeinderat, um die Interessen von Jugendlichen besser zu vertreten. Bei der Stadtpolitik sieht sie „falsch gesetzte Prioritäten“. Man reagiere immer erst spät, etwa beim Ausbau der Ganztagsbetreuung für Kinder. Sie vermisst ein Mobilitätskonzept. Die Verwaltung habe es versäumt, „bei der Infrastruktur nachzuziehen“. Sie möchte ein „funktionierendes Parkleitsystem“, Rad- und Fußverkehr fördern und einen Bürgerrufbus einführen.

Die Wegführung am Rondell ist für sie ein „hässliches Provisorium“. Der gesamte Durchgangsverkehr über den Schlossplatz dürfe so nicht weiterlaufen. Den ÖPNV attraktiver machen, etwa durch häufigere Taktung, günstigere Tarife und bessere Verbindungen, müsse als Lösung her. Dass einzelne Maßnahmen teuer werden könnten, weiß sie: „Die Lebensqualität muss uns das aber wert sein.“ Das gesamte Stadtbild sei „wenig einladend“, moniert sie und plädiert für eine Belebung der Geschäftsstraßen und höhere Attraktivität der Innenstadt durch gezielte Maßnahmen.

Schwetzinger OB-Kandidatin mit Kritik an Tourismus und Stadtmarketing

Tourismus und Stadtmarketing „ziehen nicht an einem Strang“, lautet ein weiterer Vorwurf. Die Ansiedlung neuer Unternehmen, die gut zu Schwetzingen passen, müsse aktiv angegangen werden. Beim neuen Gewerbegebiet in den Tompkins Barracks dauere das viel zu lange. Gewerbesteuerzahler seien von der Stadt enttäuscht: „So kann man mit Unternehmen vor Ort nicht umgehen.“

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Die Verwaltung bekam ihr Fett weg. Wichtige Entscheidungen würden zu lange hinausgeschoben: „Lieber gleich anpacken und umsetzen.“ Bürokratieabbau, Digitalisierung, Bürgerbeteiligung, Transparenz in allen Prozessen seien ihre Vorschläge. Der Kaufland-Kreisel soll geöffnet werden. Das „alte System“ zu wählen, bringe eben keine Veränderungen.

Sternbild Schütze, Lieblingscomic Snoopy, Lieblingsort Schlossgarten – sie wünscht sich, dass die SPD gemeinsam mit der Verwaltung die Stadt nach vorne bringt. Wäre Schwetzingen ihr Kinderzimmer, müssten vor allem die Bahnhofsanlage und die Scheffelstraße „aufgeräumt“ werden. Die historische Innenstadt könne so bleiben. Schwetzingen sei „eine wunderschöne Stadt mit Stärken und Schwächen“. An ihrem Mitbewerber schätzt sie, „dass er die Arbeit wohl gelernt hat“. In acht Jahren stehe sie zur Wiederwahl an. Bei einem Wahlerfolg würde sie auf jeden Fall die Finanzen zum Chefthema machen, sich aber auch um alles andere kümmern. Die SPD-Mitgliederversammlung ging noch mit einer internen Aussprache weiter. Die Sozialdemokraten wollen bald über die Presse bekanntgeben, ob und wie sie sich für die OB-Wahl positionieren.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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