Im Interview

Oberbürgermeisterwahl in Schwetzingen: Matthias Steffan wagt den Schritt an die Stadtspitze

Matthias Steffan ist seit acht Jahren Bürgermeister in Schwetzingen. Jetzt hat er sich entschlossen, als Nachfolger für den nicht mehr antretenden Dr. René Pöltl für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren. Wir haben mit ihm über sein Vorhaben gesprochen.

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Jürgen Gruler
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Beim Neujahrsempfang der Stadt im Januar 2024 stoßen der Erste Bürgermeister Matthias Steffan (v.l.) und Oberbürgermeister Dr. René Pöltl auf das neue Jahr an. Zuvor hatte Pöltl angekündigt, nicht mehr zu kandidieren. © Andreas Gieser

Schwetzingen. Matthias Steffan ist nun seit acht Jahren Bürgermeister in Schwetzingen. Er fühlt sich wohl und wurde im Februar für eine zweite Amtszeit gewählt. Das Votum fiel einstimmig aus – das zeigt die Zufriedenheit der Gemeinderäte mit seiner Arbeit. Jetzt hat er sich entschlossen, als Nachfolger für den nicht mehr antretenden Dr. René Pöltl für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren. Wir haben exklusiv mit ihm über sein Vorhaben gesprochen.

Was gab es eigentlich noch zu überlegen, nachdem René Pöltl durch seinen Verzicht beim Neujahrsempfang den Weg an die Rathausspitze freigemacht hatte?

Matthias Steffan: Es kamen ja nach dem Neujahrsempfang viele Bürgerinnen und Bürger auf mich zu und gingen davon aus, dass ich kandidieren werde. Sie forderten mich geradezu dazu auf. Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich solche wichtigen Entscheidungen nicht alleine und aus der Hüfte heraus treffe, sondern sie mit meiner Frau Stefanie ausführlich bespreche und ich wollte auch von den politischen Mandatsträgern und vom Rathausteam wissen, ob sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen können. Jetzt steht für mich fest: Ich möchte den Schwetzingerinnen und Schwetzingern das Angebot machen, mich zum Oberbürgermeister zu wählen. Für mich ist es ein Ansporn und eine besondere Herausforderung, im Schulterschluss mit den politischen Mandatsträgern und den städtischen Mitarbeitern Schwetzingen in eine gute und sichere Zukunft zu führen.

Fakten und Termine zur Oberbürgermeisterwahl in Schwetzingen

  • Die Oberbürgermeisterwahl findet am Sonntag, 15. September, statt, eine Stichwahl am 29. September. Ausgeschrieben wird die Stelle am 5. Juli, die Bewerbungsfrist läuft dann bis zum 19. August.
  • Matthias Steffan wurde 1976 in Speyer geboren, ist verheiratet mit Stefanie Fischer.
  • Seit April 2016 ist er Erster Bürgermeister der Stadt Schwetzingen und zuständig für Hauptamt, Personal-, Ordnungsamt, Stadtbauamt und das Amt für Stadtentwicklung. Er ist Geschäftsführer des Zweckverbandes Bezirk Schwetzingen (Kurt-Waibel-Schule und Klärwerk) und Unterer Leimbach (Schimper-Gemeinschaftsschule).
  • Davor war er persönlicher Referent des Bürgermeisters Christian Specht in Mannheim.
  • Ausbildung und Studium zum Diplom-Verwaltungswirt (FH), Fernstudium zum Master of Arts Europäisches Verwaltungsmanagement.

Werden Sie von einer der Parteien unterstützt?

Steffan: Ich trete als unabhängiger und überparteilicher Kandidat an, bin politisch ungebunden. Mein Credo ist immer, im Sinne der Sache gemeinsam die beste Lösung zu finden. Bei den Gesprächen mit den Fraktionen und den beiden unabhängigen Stadträten hat sich gezeigt, dass eine verlässliche und konstruktive Zusammenarbeit innerhalb des Gemeinderates möglich ist. Das haben mir alle signalisiert.

Beginnt dann ab sofort der Oberbürgermeister-Wahlkampf?

Steffan: Wir sollten uns zunächst einmal auf die Kommunalwahlen am 9. Juni konzentrieren. Ich bin ja durch meine tägliche Arbeit für die Stadt im öffentlichen Leben sichtbar. Bei Sitzungen, laufenden und neuen Projekten, bei Vereinsfesten und Terminen befinde ich mich sowieso im ständigen Austausch mit den Menschen und ihren Anliegen. Das gibt mir die Möglichkeit, wichtige Akzente aus meiner Arbeit heraus zu setzen. Manches wird dann sicher auch Teil meines Wahlprogrammes werden und damit meine zukünftigen Vorstellungen für unsere Stadt verdeutlichen. Natürlich wird es zu gegebener Zeit auch eine eigene Internetseite und Präsenzen in den Social-Media-Kanälen geben, wo man meine Vorstellungen und Ziele detailliert nachlesen kann. Ich stehe immer auch gerne für persönliche Gespräche zur Verfügung.

Verlässlichkeit, Transparenz und vor allem ein dauerhafter und intensiver Dialog mit den Menschen stehen an oberster Stelle.
Matthias Steffan Bürgermeister von Schwetzingen

Aber es gibt doch sicherlich Themen, die Ihnen besonders am Herzen liegen und um die Sie sich vorrangig kümmern wollen?

Steffan: Die Welt ist seit der letzten OB–Wahl um ein Vielfaches schneller und leider auch unsicherer geworden. Deshalb stehen Verlässlichkeit, Transparenz und vor allem ein dauerhafter und intensiver Dialog mit den Menschen an oberster Stelle. Mein Ziel ist ein breiter gesellschaftlicher Konsens in den Entscheidungen, die wir treffen. Ich orientiere mich am Machbaren und will mit allen Beteiligten sicherstellen, dass beschlossenen Projekte konsequent umgesetzt und möglichst zeitnah sichtbar werden. Dabei ärgere ich mich über zunehmende Bürokratie, die uns oft im Wege steht, sehr. Sie hindert uns daran, schneller zu werden bei der Verwirklichung wichtiger Projekte. Daran müssen wir auf allen politischen Ebenen arbeiten.

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Vielleicht wollen Sie dennoch einige Projekte nennen, die ins Wahlprogramm kommen?

Steffan: Es gibt in der Tat einige Themen, die mich beschäftigen. Zwei ganz besonders: Ich will unbedingt vermeiden, dass wir 2025 die Hebesätze für die Grundsteuer anheben. Eine Erhöhung trifft jeden Einzelnen, seien es Eigentümer direkt und die Mieter über die Umlegung der Kosten. Aus meiner Sicht sind die Menschen in vielen Bereichen bereits genug belastet. Aber das ist meine persönliche Ansicht. Am Ende muss darüber schließlich der Gemeinderat entscheiden.

Und die zweite Sache?

Steffan: Anknüpfend an frühere Zukunftsinitiativen möchte ich mit „Schwetzingen 2035“ eine Art Zukunftsagenda mit Vertretern aus Vereinen, der Kultur, der Politik, Ehrenamtlichen, Unternehmen, Sozialverbänden und weiteren wichtigen Partnern ins Leben rufen. Aus der gesellschaftlichen Mitte heraus könnten wir so einen kreativen Ideenpool generieren, wie Schwetzingen in zehn, 15 oder 20 Jahren nach Meinung der Bürger aussehen soll. Die Idee ist zwar noch nicht ganz ausgegoren, aber, aber das ist doch die beste Form gelebter Demokratie, um unser heute schon vielfältiges, großartiges und buntes Schwetzingen auch künftig nachhaltig und lebenswert zu gestalten – für die heutigen Generationen und für unsere Kinder und Enkel.

Spargellauf 2024 in Schwetzingen: Die (Ober-)Bürgermeister-Laufgruppe ist im Ziel Dirk Elkemann (v. l.), Timo Wangler, Pascal Seidel, René Pöltl, Ralf Göck, Matthias Steffan. © Andreas Gieser

Und welche Sachentscheidungen stehen auf der To-do-Liste?

Steffan: Der weitere Ausbau des Bildungsstandortes Schwetzingen und des Betreuungsangebots im Kindergartenbereich, eine konsequente Stadtentwicklung mit Nachverdichtungen in der Innenstadt, um Wohnraum zu schaffen. Damit verbunden die kommunale Wärmeplanung, die die Bürger mit Rat und Tat in der Wärmewende unterstützt. Der Ausbau erneuerbarer Energien und der E-Mobilität. Die Wirtschaftsförderung mit dem Erhalt und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Da denke ich an Projekte in der Kaserne und auf dem Gelände des früheren Bahnausbesserungswerks. Vor allem ist mir aber unser aktives Vereinsleben wichtig. Wir müssen kräftig in die Substanz investieren, um den Sportvereinen gute Bedingungen anbieten zu können. Sie leisten sehr wertvolle Jugendarbeit und müssen stärker unterstützt werden. Das möchte ich als Zukunftsversprechen im Wahlkampf formulieren.

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Fühlen Sie sich trotz des Wohnortes Altlußheim als Schwetzinger?

Steffan: Meine Frau und ich fühlen uns sehr zugehörig. Wir wurden prima in der Stadt aufgenommen und verbringen einen Großteil unserer Zeit hier. Die acht zurückliegenden Jahre als Erster Bürgermeister haben sehr viel Spaß gemacht – mir ist die Stadt ans Herz gewachsen. Deshalb auch meine Kandidatur.

Was ändert sich denn für Sie, wenn Sie auf den OB-Sessel wechseln. Es hat doch jetzt auch jeder ein Ressort?

Steffan: Ein Oberbürgermeister ist dann letztlich für alle Themen verantwortlich, er ist der erste Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für andere Behörden und für die Gemeinderäte, er gibt die Richtlinien vor und bei ihm werden letztlich Lob und Tadel der Bürger platziert. Zudem vertritt er die Stadt auch in regionalen und überregionalen Gremien und muss dort um die besten Lösungen für seine Stadt kämpfen. Ein Beispiel ist die zukünftige Trassenführung der Deutschen Bahn im Güterverkehr.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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