Schlossgarten

Orangerie Schwetzingen: Vogelschau trifft politische Kunst

In der Orangerie im Schlossgarten Schwetzingen vereinten sich Vogelzucht, Malerei, Skulptur und Lichtkunst zu einer Ausstellung von Natur bis Politik.

Von 
Noah Eschwey
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Eines der ausgestellten Kunstwerke in der Orangerie: "Schreihälse" von Anton Strobel. © Anton Strobel

Schwetzingen. Nur drei Tage dauerte die Ausstellung, die Kunst und Vogelwelt in der Orangerie im Schlossgarten von Schwetzingen verbinden sollte – und doch zeigte sie eine bemerkenswerte Spannweite von Themen und Ausdrucksformen. Zwischen Rahmenschaukäfigen und Kunstobjekten wurde sichtbar, wie vielfältig das Kulturleben in der Kurpfalz ist.

Reihum präsentierten sich in den Volieren farbenprächtige Schildsittiche, Rotkopf- und Spitzschwanzamarinen, Reisfinken aus Asien und viele andere Vogelarten. Manche von den Clubmitgliedern gezüchtet, andere erworben, sorgten sie für ein lebendiges, zwitscherndes Ambiente. Die Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit zu Gesprächen mit den Züchtern – „Auch ich konnte dabei viel über die bunten Luftakrobaten lernen“, erklärt Künstler Anton Strobel.

Ergänzt wurde die Vogelausstellung nämlich durch Werke des Künstlerforums Brühl, vertreten unter anderem durch Waltraud Jehn, Heinz Claßen, Wolfram Gothe und Karl Megerle. Zum Forum gehören auch die Skulpturen- und Objektemacher Winfried Rauscher und Anton Strobel, die mit ihren Arbeiten für Akzente sorgten.

Ausstellung in der Orangerie: Kunst und politische Attacke

Bei Strobels bekannten Skulpturen wie „Spinne“ und „Brühler Schnogg“, aber auch bei seiner neuen Arbeit „Stehende mit angezogenem Knie“ zeigte sich seine präzise Hand im Umgang mit Holz und Edelstahl. Eine seiner Edelstahlskulpturen führte zu einer besonderen Begegnung: Eine ehemalige Chefsekretärin der Firma Vögele erkannte das Werk sofort und begrüßte Strobel freudig – ein Wiedersehen, das Kunst und Erinnerung verband.

Der Tag der Deutschen Einheit, an dem die Ausstellung stattfand, zeigte sich von seiner besten Seite. „Der Wettergott war mit uns gnädig“, hieß es unter den Ausstellern. Der Besucherandrang übertraf alle Erwartungen – so viele Gäste wie in diesem Jahr habe die Orangerie laut Strobel noch nie gesehen. Neben dem Sonnenschein trug auch der klug gestaltete Wegeplan von Wolfgang Pötsch zum Erfolg bei. Der „Inselart“-Künstler stellte erstmals in der Orangerie aus – nicht nur mit seiner Orientierungshilfe für Spaziergänger, sondern auch mit drei eindrucksvollen Werken zur Lichtkunst.

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Neben Vogelwelt, Malerei, Skulptur und Lichtkunst setzte Anton Strobel mit seinen neuesten Arbeiten ein deutliches politisches Statement. Inspiriert von Udo Lindenbergs Satz „Kunst braucht mehr politische Attacke“, schuf er sechs Werke, die sich kritisch mit Autokraten und Kriegsverbrechern auseinandersetzen – allen voran mit Putin. Doch auch Donald Trump blieb nicht ausgespart: Eine kinetische Installation, inspiriert von Jean Tinguely, ergänzte Trumps aggressiven Gesichtsausdruck mit scheppernden Sprachfetzen. Strobel kommentierte: „Hier lässt sich ein Stück weit der Verfall unserer Sprachkultur ablesen.“

Nicht alle Besucher teilten diesen Blick. Eine amerikanische Besucherin fühlte sich durch das Werk provoziert – und das Objekt wurde daraufhin abgehängt. Ein Vorgang, der verdeutlicht, dass Kunst eben nicht nur schmücken, sondern auch streitbar sein darf.

So verband die Ausstellung in der Orangerie Natur, Handwerk und Haltung – und zeigte, dass Kunst dann am stärksten wirkt, wenn sie nicht allen gefällt.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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