Schwetzingen. Es war ein sehr lebendiger Gottesdienst am frühen Ostersamstagabend, den sehr viele Besucher im Hof des Josefshauses und in der katholischen Kirche St. Pankratius erlebten. „Es ist ein Versuch der Neugestaltung“, erklärte Diakon Michael Barth-Rabbel zusammen mit Pastoralreferent Sebastian Binder, kurz bevor sie das Osterfeuer im Hof entzündeten. Genau dort begann auch die Wortgottesfeier der neuen Wege, die es in dieser Art erst zum dritten Mal gab: „Mit stetig steigender Besucherzahl“, so Binder.
Extra früh beginnend, war es auch Familien mit jüngeren Kindern möglich teilzunehmen. Die lockerere Art mit Gesprächen in den Bankreihen, mit persönlichen, menschlichen Ansagen seitens Barth-Rabbel, mit weniger Distanz zu den Menschen im Altarraum, kam dabei gut an. Begeistert wurde der Gesang des Jugendchors Oftersheim unter Leitung von Gaby Weissmann mit viel lautem Klatschen honoriert.
Seinen Beginn hatte das Zeremoniell für die Firmandinnen und Firmanden bereits am Tag zuvor, dem Karfreitag. Während einer Wortgottesfeier formulierten sie ihre eigenen Karfreitagserfahrungen – vom Verlust eines lieben Menschen, Enttäuschung bis hin zum Frust über schlechte Noten – schrieben sie auf kleine Zettel und nagelten diese gefaltet an ein Holzkreuz, jenes, das am Karsamstag im Osterfeuer in Flammen aufgehen sollte.
Osterfeier als Plattform für kritische Glaubensfragen in Schwetzingen
Die Bedeutung des Feuers mit Wärme, Licht, aber auch Vernichtung gab einem jeden Gast eigene Gedanken im Blick auf die Flammen. Sofort ergab sich ein ordentliches Sprachgewirr im Hof und wenig später zu den Impulsen aus den Lesungen im Kirchenschiff. Am Feuer selbst wurden die beiden Osterkerzen entzündet, mit deren Flammen die kleinen Kerzen, die jeder Einzelne hielt. Im Kerzenschimmer folgte der gemeinsame Einzug in die Kirche.
Kritisch zu hinterfragen war im Laufe der Feier auch, was Jesus, was der Glaube in der heutigen Zeit für eine Bedeutung hat. Nach dem Vortrag aus dem Markus-Evangelium mit der Schilderung der Auferstehung und dem leeren Grab lautete die Fragestellung nach dem Füreinander da sein, etwas füreinander tun. „Es muss sich etwas ändern in dieser Welt“, sagte Michael Barth-Rabbel, man müsse mehr zueinanderstehen, nacheinander schauen. Auch in der Kirche gebe es viele Menschen, die sich kümmerten. Mit eigenen Taten könne man Licht ins Dunkel dieser Tage mit Kriegen, Verfolgung, Hunger und Armut auf der Welt bringen.
Den Glauben und das Leben zu feiern, unterstützte der Chor mit dem Lied „Viva la vida“ (Coldplay). Beeindruckend genutzt wurde die Aktion die individuellen Fürbitten per QR-Code und Smartphone auf die Leinwand zu bringen: 111 Fürbitten wurden so geäußert. Inhaltlich von Frieden für alle Menschen, in der Ukraine, in Gaza, Gesundheit aber auch als gute Wünsche für Großeltern, Eltern, Familie, Freunde, Kinder. Der Meinung von Barth-Rabbel: „Die Kerch‘ muss tobe“, bezogen auf die Gemeinsamkeit und nicht zuletzt die Musik, schlossen sich alle an und sparten wiederholt nicht mit Applaus.
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