Glossiert Peta-Verbot gegen Tierfiguren auf Karussells gehört erweitet

Katja Bauroth findet die Forderung der Aktivisten von Peta, Tierfiguren auf Kinderkarussells zu verbieten, viel zu einseitig. Sie fordert in ihrer Glosse, dass dieses Verbot in die Kinderzimmer ausgeweitet wird.

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Katja Bauroth
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Die Aktivisten von Peta haben absolut recht: Schluss mit wunderschön gestalteten Schwänen, Pferden mit wehenden Mähnen, knuffigen Schweinchen und zauberhaften Einhörnern aus Holz auf nostalgischen Kinderkarussells! Schluss - und zwar sofort. All diese Karussells gehören tief eingemottet in die Scheunen dieser Welt. Ach, was sag’ ich: Am besten, sie werden zu Feuerholz gemacht! Obwohl: Holz verbrennen ist ja umweltschädlich, das ruft dann gleich die nächsten Aktivisten auf den Plan. Das ist aber ein anderes Thema.

Die Tierschützer von Peta in den USA nehmen sich also nicht nur den lebendigen Tieren an, sondern auch jenen aus Holz, Porzellan und Kunststoff. Denn problematisch ist laut Peta US, dass die Verwendung der künstlichen Tiere wie eben auf Karussells bei Kirchweihfesten, auf Weihnachtsmärkten oder eben in Freizeitparks bei Menschen ein falsches Bild erzeugen kann und erst Recht bei Kindern. Logisch: Wer annimmt, dass Kühe lila sind, der reitet auch auf echten Schwänen auf einem See. Oder - wie Selma Lagerlöfs Nils Holgersson, wenn auch geschrumpft - auf Wildgänsen. Allein die Missverständnisse, die in unserer Gesellschaft bezüglich Mäusen herrschen, könnten so endlich in vernünftige Wege geleitet werden. Micky und Minnie Maus wären genauso dankbar wie ihre Klubkollegen Bernhard und Bianca. Da bin ich sicher.

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Ich finde sowieso, dass sich die Lebenswelten der Kinder auf Amüsement-Arealen wie eben Karussells wiederfinden sollten. Darauf gehören heutzutage dann halt Sitzgelegenheiten in Form überdimensionaler Smartphones und Tablets, natürlich Burger, aber bitte vegan, durchaus auch Kaffeebecher (wenn möglich in nachhaltiger Pappoptik), eine „Tüte“ (nee, ich meine nicht die aus Plastik), selbstverständlich Tubenkleber und Sneakers (sollten aber teuer aussehen). Falls ein Karussellbetreiber hierzu Entwürfe möchte, darf er sich gern an mich wenden.

Mir persönlich geht die Forderung von Peta US jedoch nicht weit genug. Ich bin auch dafür, sämtliche Spielsachen in Tierform zu verbieten. Ein Bär ist nun mal nicht niedlich, wenn man ihm in der Wildnis begegnet. Und dass er möglicherweise nur knurrt, wenn man ihn wie sein Plüschpendant knuddelt, darf definitiv als Illusion bezeichnet werden. Oder haben Sie mal beobachtet, wie manches Kind mit seinem Stoffhund oder der Plüschkatze umgeht? Ganz ehrlich: Da wundert es mich nicht, dass unsere Tierheime voll sind und wir immer wieder Nachrichten von ausgesetzten und gequälten Vierbeinern veröffentlichen müssen.

So, Peta, was nun: Konsequenz oder Larifari? Ich bin auf jeden Fall bereit, nicht nur Karussells mit Tiermotiven, Stofftiere, Kinderbücher mit fragwürdigem Inhalt im Bereich der Tierquälerei, Eierbecher in Hühner- oder Hasenform, Serviettenhalter, bei denen Eichhörnchen das Mundputztuch durch ein Loch im Bauch geschoben wird, und ganz viele weitere Dinge, in denen Tiere auch nur ansatzweise gequält werden, zu verbieten. Sofort. Da verstehe ich keinen Spaß. Sie sicher auch nicht, liebe Leserinnen und Leser?!

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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