Die beliebten Motivbänke bereichern seit einigen Jahren das Stadtbild. Das Jubiläumsjahr 2016, in dem die erste Erwähnung Schwetzingens im Lorscher Codex von 766 begangen wurde, war Anlass, die Geschichte der Spargelstadt auf eine besondere Weise in den öffentlichen Raum zu bringen. Am Freitag wurden drei neue Motivbänke eingeweiht. Damit zählt der Parcours nun 28 Bänke.
„Die Menschen lieben diese Bänke, sie sind zum touristischen Alleinstellungsmerkmal geworden“, lobte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl das kreative Projekt, das an exponierten Stellen der Stadt eine besondere Themen- und Zeitreise entstehen lässt. „Die Bänke werden fantastisch angenommen und sind jeden Tag fast immer belegt“, dankte Pöltl Kulturreferentin Dr. Barbara Gilsdorf, Touristinfo-Leiterin Christiane Drechsler, Schlosschefin Sandra Moritz und Grafiker Klaus-Peter Deimann, der die tollen Entwürfe für die vom Bauhof umgesetzten Bänke liefert. Die wunderschön gestalteten Sitzgelegenheiten thematisieren die Bedeutung Schwetzingens als Brau-, Tabak- und Spargelstadt und geben Beiträge zur Archäologie, Musik oder Mobilitätsgeschichte.
Dr. Barbara Gilsdorf erläuterte die neuen Bänke, deren Fokus auf drei besonderen Frauen liegt. Mit der Bank im Eingangsbereich der Stadtbibliothek wird des 300. Geburtstags von Kurfürstin Elisabeth Augusta am 17. Januar gedacht. Neben dem Geburtstagspräsent steht eine Tafel zum historischen Pfad, auf der das Leben von Elisabeth Augusta beschrieben wird. Die älteste Enkelin des Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz wurde bereits 1733 mit ihrem vier Jahre jüngeren Cousin Carl Theodor verlobt. Die prunkvolle Hochzeit fand an ihrem 21. Geburtstag in Mannheim statt. Elisabeth Augusta war eine willensstarke, einflussreiche und lebenslustige Persönlichkeit, die die Musik, das Theater und vor allem die Jagd liebte. Nachdem der lang ersehnte Stammhalter 1761 kurz nach der Geburt verstarb, entfremdete sich das Kurfürstenpaar zunehmend voneinander. Elisabeth Augusta zog sich in ihr Schloss nach Oggersheim zurück. Sie starb 1794 in Weinheim, ihre Beisetzung erfolgte in der Karmeliterkirche in Heidelberg. Der Sarg wurde 1805 in die St. Michaelskirche zu München überführt.
Gerne in Schwetzingen
Die beiden weiteren Bänke, die den Schlossgartenzugang beim Dreibrückentor zieren, sind Prinzessin Elisabeth Charlotte (Liselotte von der Pfalz) und Großherzogin Stéphanie von Baden gewidmet. Elisabeth Charlotte (1652 – 1722), Liselotte von der Pfalz genannt, war die Tochter von Kurfürst Karl I. Ludwig aus dem Hause Pfalz-Simmern. Gerne besuchte sie das Schwetzinger Schloss, wo die „Gattin zur Linken“ ihres Vaters, Luise von Degenfeld, zusammen mit den Halbgeschwistern lebte. Die 19-jährige Prinzessin wurde 1671 mit Philipp von Orléans, dem Bruder König Ludwigs XIV. von Frankreich, verheiratet. Liselotte von der Pfalz hat in rund 5000 Briefen das Hofleben in Versailles geschildert. Sie starb am 8. Dezember 1722 im Schloss Saint-Cloud bei Paris.
Großherzogin Stéphanie von Baden (1789 – 1860) lebte mehr als 40 Jahre in Mannheim. Dort gestaltete sie die Schlossräume neu und beeinflusste das Kulturleben. Als Stéphanie de Beauharnais heiratete sie Erbprinz Carl von Baden. Kaiser Napoleon hatte die junge Verwandte seiner Frau Joséphine vorher zur Kaiserlichen Hoheit ernannt. Ab 1811 wohnte das Paar im Karlsruher Schloss. Nach dem frühen Tod Carls 1818 nahm Stéphanie Mannheim als Witwensitz. Sehr gerne hielt sie sich in den Sommermonaten in Schwetzingen auf, wo einst ihre erste Tochter Luise geboren wurde.
Info: Schöne Motivbänke gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de/leben zu sehen.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-plaetze-neben-damen-frei-_arid,1776978.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html